Die Meistersinger: Endlich wieder ein Coup
Die Tür fliegt auf und Richard Wagner stürmt herein, an der Leine zwei stattliche Neufundländer; dazu tönen aus dem Graben in C-Dur die ersten Takte des Vorspiels. Wir befinden uns im Salon von Haus Wahnfried, es ist laut Einblendung der 13. August 1875, 12.45 Uhr am Mittag, Cosima hat Migräne, in einem der Sessel liegt Wagners Freund und Schwiegervater Franz Liszt, zu Gast ist außerdem der Kapellmeister Hermann Levi, späterer Dirigent der „Parsifal“-Uraufführung und mit Wagner in kontroverser Freundschaft verbunden. Und zur bekannten Musik entspinnt sich auf der Bühne ein kleines, übersichtliches, liebevoll mit Klischees spielendes, virtuos und musikalisch flink inszeniertes Kammerspiel. Das sind sie also, die neuen „Meistersinger“, denkt man sich und ahnt noch nicht, dass man sich täuscht. Denn Regisseur Barrie Kosky verwebt geschickt Richard Wagners Meistersinger mit der Biografie Richard Wagners. 27.07.2017