Gedankenaustausch zum Thema NS-Zeit
Das Richard-Wagner-Museum und die Festspiele werden bei zwei Symposien in Haus Wahnfried zusammenarbeiten. Die Festspiele laden während der Premierenwoche zu einem Gedankenaustausch zum Thema „Wagner im Nationalsozialismus – Zur Frage des Sündenfalls in der Kunst“ und zur Frage „Oper ohne Wagner? Die Situation der Künste nach der Stunde null und in der Neuorientierung der 1950er Jahre“.
Anfang August wird ein weiteres Symposium in Haus Wahnfried die Rolle Wieland Wagners klären, und zwar „differenziert und kritisch“, wie Museumsleiter Sven Friedrich sagt. Denn da ist einerseits der begnadete Regisseur, der Lichtkünstler, der den radikalen Neuanfang zumindest in seinen Inszenierungen wagte und somit die Festspiele „den Klauen des Nationalsozialismus entriss“, wie Friedrich sagt.
Mit Hitler die Festspiele besprechen
Aber da war eben zuvor auch der bedenkenlose Karrierist, der sich mit den Nazis gemein machte und noch 1944 nach Berlin reiste, um mit Hitler die Festspiele 1945 zu besprechen. „Es gibt da eben nicht einfach Schwarz oder Weiß“, sagt Friedrich, der dieses Symposium zusammen mit Stefan Mösch ausrichtet. Die Festspiele laden in diesem Jahr außerdem zu vier Konzerten mit den Werken verfemter Musiker und der Nachkriegsavantgarde ein.
Die Neuinszenierung in diesem Jahr werden die „Meistersinger“ sein, in Szene gesetzt von Barrie Kosky. Dieser von den Nazis bevorzugt missbrauchten Oper ist der Satz entlehnt, unter dem Wieland und Wolfgang Wagner 1951 die Gäste empfingen: „Hier gilt‘s der Kunst“. Doch in Zeiten des Kalten Krieges drohten die Festspiele nichtsdestotrotz zum Zankapfel zwischen Ost und West zu werden.
Die Stunde null
Die Stunde null, Bayreuth und sein umstrittener Neugründer: Es scheint, als böte das 100. Geburtsjahr von Wieland Wagner jede Menge Gelegenheiten, die Festspiele, ihre Geschichte und ihre Protagonisten von einer neuen Seite zu entdecken.