Bildstörung beim Schlusschor
Den deutschnationalen Schlusschor lässt Bösch in einer projizierten Bildstörung verschwinden, das ist kein Statement, aber es reicht, um sich aus der Affäre zu ziehen. Das Regieteam wird dann deutlich ausgebuht, ob trotz Bildstörung oder deshalb, lässt sich nicht sagen.
Zugleich war der Abend ein doppeltes Debüt: für Petrenko am Pult und Jonas Kaufmann als leicht angerauter, abgedunkelter Stolzing; beides endete - erwartungsgemäß - als großer, ungefährdeter Erfolg.
Ein Vorspiel, wie gesungen
Petrenko treibt den Puls der Musik in die Höhe, ohne ihr den Druck zu nehmen, die Akkorde, die mit breiter Brust in der Partitur stehen, verwischen an den Rändern. Diese Musik ist sich ihrer selbst nicht gewiss, jeder Takt wird neu ausgehandelt, das Vorspiel macht tatsächlich Lust auf mehr, es beginnt bei Petrenko nicht in C-Dur, sondern mit einem krachenden Paukentriller, das Vorspiel zum dritten Aufzug kommt nicht als nachdenkliches Lamento, sondern warm und phrasiert, als wäre es gesungen. Dicke, runde Fortissimi haben auf einmal Kanten, verspielte Kabinettsstückchen werden gleißend-scharf, und, das passiert nun wirklich nicht oft mit diesem Werk, wo das Orchester nicht laut sein muss, ist es ausdrücklich: leise.
Wagner in besten Händen
Wolfgang Koch hat es sich in der Partie des Hans Sachs mit seinem heiseren Wolfgang-Koch-Sprechgesang gut eingerichtet, auf der Festwiese bekommt sein Ton dann auch ein bisschen Wärme. Sara Jakubiak ist eine glänzende, aber keine strahlende Eva. Für Benjamin Bruns dürfte die David-Partie nun wirklich nicht noch höher liegen, Okka von der Damerau sang Magdalene, Christof Fischesser glänzte als Pogner.
Nachdem er versungen und vertan hat, zerschmeißt Jonas Kaufmann als Stolzing eine Wagner-Büste. Der verdiente Bayreuth-Veteran Eike Wilm Schulte als Fritz Kothner sammelt traurig die Scherben ein. Aber natürlich, es war nur ein Abguss. Er war währenddessen bei Petrenko in allerbesten Händen.
INFO: Die Aufführung der "Meistersinger von Nürnberg" am 31. Juli wird auf der Webseite der Bayerischen Staatsoper kostenlos übertragen.