Es kommt auch nicht drauf an, denn der Pianist erzeugt bei den 9 Präludien und (Doppel)-Fugen Spannung durch Genauigkeit. Er verzichtet auf „Effekte“, um im Strom eines bruchlos fließenden Stroms die Logik der Werke durchaus effektvoll ins Gehör zu bringen: über die e-Dur-Notenketten, die Wagner zum Meistersinger-Präludium inspiriert haben könnten, die harmonisch reiche Eleganz des Cis-Dur-Stücks, die gewaltige und exzellent gelichtete cis-Moll-Fuge zum leicht schrägen gis-Moll.
All das klingt so zart wie genau. Die Musik von 1720 verleugnet nicht, dass sie auch für die ewige Gegenwart geschrieben wurde: eben zur Erfrischung der Herzen. Mit einem Wort: Eine göttliche Interpretation. Vielleicht haben Luther, Bach und das „WTK“ ja doch Zentrales miteinander gemein.