Falscher Elektriker
Viele kuriose Begebenheiten hat Scholti schon erlebt. Etwa als er in der „Rheingold“-Inszenierung von Tankred Dorst einen Elektriker im echten Blaumann gab. Dirigent Christian Thielemann, der nicht wusste, dass der Handwerker zur Inszenierung gehörte, unterbrach die Probe und schleuderte die unwirsche Fragezur Bühne hinauf: „Was willst denn du jetzt da?“
Bekannt ist die Geschichte, dass sich ein Kinderstatist in einer Aufführung des „Lohengrin“ in der Inszenierung von Hans Neuenfels übergeben musste. In die Rattenmaske hinein, die aber auch nicht alles fasste. Da übernahmen kurzerhand die Statisten die Regie und schickten einen aus ihren Reihen mit Wischmob auf die Bühne. „Wir haben einfach so getan, als würde das jetzt dazugehören“, erzählte Scholti. Im Publikum fiel's offenbar niemandem auf.
Es ist nicht die einzige Geschichte, schon gar nicht der einzige Grund, dessentwillen Scholti Hans Neuenfels für einen Großen und gar „einen der coolsten Regisseure“ hält. Neuenfels’ Aussprüche füllen bereits ganze Notizbücher, unvergessen ist dieser Moment, da sich Neuenfels selbst das Rattenkostüm überwarf und über die Bühne sprang.
Beethoven auf dem Schädeldach
Hautfarbene Stringtangas für Herren, davon hatten wir’s eingangs. Die gab es in der „Walküre“-Inszenierung von Tankred Dorst. Die Büsten waren Teil der „Meistersinger“-Inszenierung von Katharina Wagner. Für Martin Scholti eine Riesen-Herausforderung: fast eine Stunde lang in der Hitze des Scheinwerferlichts regungslos zu stehen, Motorradhelm auf dem Kopf, dazu das Gewicht Beethovens. Sein aktueller Auftrag ist körperlich weniger belastend, dafür nervlich anstrengenfScholti damit beschäftigt, in der „Rheingold“-Inszenierung von Frank Castorf den 56er Mercedes Benz auf die Bühne zu fahren. „Ich zittere jedes mal von neuem, ob dieses Auto anspringt“, sagt er. Der amerikanische Mercedes gehört einem Gönner der Bayreuther Festspiele. Erstbesitzerin soll tatsächlich die 1970 verstorbene Rocklegende Janis Joplin gewesen sein.
Viele Bayreuther Persönlichkeiten waren schon Statisten. Stadtführerin Elfriede Tittlbach beispielsweise mimte eine dekadente Dame in Tankred Dorsts „Götterdämmerung“, Stadtrat Stephan Müller war vor Scholti Leiter der Statisterie. Und Eishockey-Legende Anton Doll war der Richard Wagner in Katharinas „Meistersingern“.
Spektakulärer, weil von höherem Unterhaltungswert, ist die andere Episode mit Doll. Der sollte Lohengrin den Ring bringen, aber das Schmuckstück war nicht auffindbar – so dass er sich mit einer Rolle Kreppband behalf. Den Zuschauern soll’s nicht aufgefallen sein.