Start-up My Oma Omis kochen und verkaufen Löffelkompott

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Der Spaß darf beim Kochevent natürlich nicht fehlen. Sie waren beim Kochevent dabei und haben die neuen Sorten mit entwickelt: Oma Siggi (links), Sigrid Wiese, und Oma Roxy, Margot Lederer. Foto: red Quelle: Unbekannt

FÜRTH/MARKTSCHORGAST. Zuerst trafen sie sich zum Stricken. Dann boten sie ihre Produkte in einem Online-Shop an. Und jetzt verkaufen die größtenteils aus Franken stammenden Seniorinnen selbst entwickeltes Kompott zum Auslöffeln. Produziert wird das Produkt in Marktschorgast bei der Alber Food Work GmbH.

 
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Die bisherigen drei Sorten Löffelkompott aus fruchtigem Obst tragen passend zur Marke Oma-Namen – Beertrude, Rhabarbara und Bromhilde. Beertrude besteht aus Waldbeeren, Kirsche und Minze, Rhabarbara aus Rhabarber, Erdbeere, Apfel und Holunderblüte und Bromhilde aus Brombeere, Apfel und Waldmeister. Im April kommt eine weitere Sorte auf den Markt – eine Mischung aus Pfirsich, Mango, Maracuja und Vanille.

Gemeinschaft und Wertschätzung

Die Idee zum Start-up My Oma kommt nicht von einer Großmutter, sondern von einer jüngeren Frau, Verena Pröschel, 38 Jahre alt, aus Nürnberg. Sie arbeitete in der Münchener PR-Agentur ihres Bruders Jörg Röthlingshöfer, bis sie vor sieben Jahren ein eigenes Geschäftsmodell entwickelte. „Ich wollte etwas mit älteren Menschen machen“, sagt sie im Gespräch mit dem Kurier. „Dabei habe ich mir überlegt, was Omas gerne machen. So bin ich auf Stricken und auf Marmelade kochen gekommen.“ Zu ihrer eigenen Großmutter habe sie immer guten Kontakt gehabt. Daher sei ihr die Verbindung zu den Omas leichtgefallen. „Ihnen geht es bei den monatlichen Treffen um Gemeinschaft und Wertschätzung. Einige besitzen inzwischen einen Gewerbeschein und können so ihre Rente aufbessern.“

Lieblingsoma GmbH gegründet

Also schaltete sie Kleinanzeigen und lud zu Kaffee und Kuchen ein. Schnell war das Konzept entwickelt: Die Omis stricken Mützen, Schals, Socken und Babykleidung und verkaufen sie über die Lieblingsoma GmbH mit Sitz in Fürth. Den strickenden Frauen schloss sich auch Ingrid Müller aus Forchheim an. „Ich habe mit fünf das erste Mal Strickzeug in der Hand gehabt“, erzählt sie. „Das Stricken durchzieht mein Leben wie ein roter Faden.“ Die 68-Jährige kocht selbst, ist kreativ und experimentierfreudig, aber am Löffelkompott beteiligte sie sich nicht.

Beim Entwickeln neuer Sorten

Dafür war Margot Lederer schon zwei Mal an der Entwicklung neuer Sorten beteiligt. Sie wohnt in Schwanstetten bei Nürnberg und gehört seit 2011 zum Oma-Kreis. Zusammen mit sieben My-Oma-Omas wurde eine Küche gemietet und eifrig eingekocht und ausprobiert. So entstanden die heutigen drei Sorten: Bromhilde, Rhabarbara und Beertrude. Beim ersten Mal habe ein Sternekoch geholfen, beim zweiten Mal nahmen die Frauen die Sache selbst in die Hand. „Wir haben Gruppen gebildet und dann verschiedene Rezepte ausprobiert.“ Aus Orangen und Pflaumen sollte ein neues Kompott in ihrem Topf entstehen. „Wir haben verschiedene Variationen ausprobiert, mit Sternanis, Basilikum und Ingwer und fast keinen Zucker verwendet“, sagt Margot Lederer, Oma Roxy genannt, die in zwei Jahren 70 Jahre alt wird. Als Zutaten bevorzugt sie frisches Gartenobst, zugekauft wird allerhöchstens Holundersirup. Der Fantasie seien bei der Kombination des Kompotts mit anderen Speisen keine Grenzen gesetzt: „Es schmeckt in Soße, als Zutat im Nudelteig oder als Getränk, wenn man es zum Beispiel in einem Glas mit Sekt auffüllt.“ Demnächst soll zusätzlich eine Barbecue-Soße herauskommen.

30 000 Gläser verkauft

Mittlerweile verkaufte das Oma-Unternehmen 30 000 Gläser Kompott. In jedem sind ungefähr 200 Gramm enthalten. Rewe Süd, Real und Edeka hätten das Angebot in ihr Sortiment aufgenommen, sagt Verena Pröschel. Sie ist froh, in Hannes Alber einen Produzenten für das Löffelkompott gefunden zu haben. Der Geschäftsführer der Food Work GmbH stammt aus einem Traditionsunternehmen, das über viele Jahre hinweg Pilze in Dosen verkaufte. Der Sohn setzt indes auf Nahrungsmittel in Bioqualität – Grütze, Suppen, Tomatensoße. „Das Grundrezept wird von uns verfeinert“, erklärt Alber, der möglichst auf Zusatzstoffe verzichtet und Rohstoffe überwiegend aus biologischem Anbau bezieht. Wie das Abschmecken genau funktioniert? „Das macht die Erfahrung, die man im Laufe der Zeit gewinnt.“ Die Sommersorte zur Grillsaison wird ebenfalls in Marktschorgast produziert. Die umtriebigen Omas helfen zudem anderen Senioren: Mit jedem Kauf werden bedürftige ältere Menschen unterstützt. My Oma spendet fünf Cent pro Glas an die Lichtblick Seniorenhilfe. Nach dem Motto: „Löffeln für den guten Zweck.“

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