Neues Bürgerbegehren Breites Bündnis will Bayreuther Stadtbad retten

Bleibt das traditionsreiche Stadtbad oder wird es abgerissen? Diese Frage wird in Bayreuth emotional debattiert. Und bald vielleicht durch einen Bürgerentscheid entschieden. Foto:  

Bayreuth hat ein neues Bürgerbegehren: Dahinter stehen sieben Organisationen. Sie wollen die notwendigen Unterschriften für einen Bürgerentscheid sammeln. Weil sie glauben: Die meisten Bayreuther wollen das Traditions-Hallenbad behalten.

 
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Hände weg vom Stadtbad! Dafür sammeln sie Unterschriften. Und damit wollen sie dem Rathaus und den Stadtwerken Dampf machen. Denn OB Thomas Ebersberger (CSU) und die städtische Tochtergesellschaft wollen das Hallenbad abreißen und dort eine Heiz-Zentrale für Fernwärme bauen.

Die Initiatoren des neuen Bürgerbegehrens wollend das verhindern. Dahinter stehen bekannte Namen: Tina Karimi-Krause von der Gewerkschaft Verdi, Anja Antoniali-Leistner von der Bayreuther Gemeinschaft (BG) und Manuel Friedrich (Chef der DLRG). Die Initiatoren von „Rettet das Stadtbad“ glauben: Die Mehrheit der Bayreuther will weiter im Stadtbad schwimmen. Unterstützt wird das Bürgerbegehren auch von SPD, Stadtjugendring, Deutschem Gewerkschaftsbund (DGB) und der Familienbildungsstätte – also einer geballten Ladung an Menschen, die sich auch um nicht so gut gestellte Mitbürger kümmern. Und die Ahnung vom Schwimmen haben, wie Friedrich.

Deutliche Kritik am OB

Der Geschäftsführer der DLRG Bayreuth und Präsident der DLRG Bayern ist an der Uni Bayreuth Dozent für Lehrerbildung. Er übt deutlich Kritik an Ebersberger. „Wenn er sagt, in Bayreuth gibt es ohne Stadtbad genug Wasserflächen, hat er sich nicht schlau gemacht oder ist schlecht beraten.“

Bei den Stadtwerken gibt es Pläne, das defizitäre Stadtbad abzureißen und eine neue Heizzentrale für Fernwärme zu bauen, in der mithilfe von Wärmepumpen regenerative Fernwärme erzeugt werden soll. Die Pumpen sollen einen Teil der benachbarten Gaskessel ersetzen. Die neue Heizzentrale soll die bestehende in der Kolpingstraße erweitern und Fernwärmenetze in Kolping- und Röntgenstraße verbinden.

OB-Aussage heizt Debatte an

Das eventuelle Aus fürs Stadtbad hat in Bayreuth für viel Wirbel gesorgt. Angeheizt wurde dieser Aufruhr auch von einer Aussage von OB Ebersberger, wonach sich Bayreuth entscheiden müsse: entweder das Stadtbad oder warme Wohnungen. „Im 21. Jahrhundert muss es aber trotz der Ukraine-Krise möglich sein, ein Stadtbad und warme Wohnungen zu haben“, sagt Karimi-Krause gestern, als sich die drei offiziellen Anmelder des Bürgerbegehrens im DLRG-Sitz in Wolfsbach mit einer Pressekonferenz vorstellen. Karimi-Krause saß bis 2020 für die SPD im Stadtrat und ist jetzt Bezirksgeschäftsführerin von Verdi Oberfranken-Ost. Sie betont: Eine städtische Tochtergesellschaft wie die Stadtwerke habe die Pflicht, die Daseinsvorsorge aufrecht zu halten. „Wir haben kein anderes Schwimmbad, das sich Normalverdiener leisten können, für Kinder geeignet und mit ÖPNV gut erreichbar ist.“

Stadtbad-Abriss „ein Unding“

Es wäre „ein Unding, wenn das Stadtbad abgerissen wird“, sagt Antoniali-Leistner, Ingenieurin und seit vielen Jahren BG-Mitglied. „Das ist ein voll funktionsfähiges und saniertes Schwimmbad“, sagt Friedrich. „Und jetzt wollen sie ein Gebäude im Wert von 20 Millionen Euro abreißen für ein unsinniges Heizwerk und zu Lasten der Kinder.“ Denn das Stadtbad ist der Ort, an dem viele Bayreuther Schwimmen lernen. Zudem gibt es dort Schulunterricht, DLRG-Ausbildung, Migrantenschwimmen, Wassergymnastik und einiges mehr.

Seit einer Woche sammeln sie bereits Unterschriften. Rund 3500 gültige brauchen sie. Dann können sie einen Bürgerentscheid beantragen. „Zehn Prozent haben wir“, sagt Friedrich. Der Zuspruch sei groß. „Gestern haben wir zu zweit eine Stunde gesammelt und 150 Unterschriften erhalten.“ In den nächsten Wochen haben sie Stände geplant. Auf dem Stadtparkett und am Volksfestplatz – beim Busshuttle zum Eremitage-Sommernachtsfest am 30. Juli. Zudem gibt es Unterschriftenlisten auf rettet-das-stadtbad.de.

Initiatoren gehen auf Nummer sicher

Die Initiatoren sind sicher, den notwendigen Zuspruch für einen Bürgerentscheid zu kriegen. „Bis Anfang September“, sagt Friedrich. Zwar wurde der Stadtbad-Abriss vom Aufsichtsrat der Stadtwerke bei der Sitzung Ende Juni vorerst gestoppt. Stattdessen sollen bis September andere Standorte für die Heizzentrale geprüft werden. „Aber keiner weiß, was dabei rauskommt“, sagt Karimi-Krause. Deshalb wollen sie mit dem Bürgerbegehren auf Nummer sicher gehen.

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