Bayreuth Stadtbad-Abriss vorerst vom Tisch

Peter Engelbrecht und , aktualisiert am 24.06.2022 - 14:30 Uhr
Das Stadtbad in der Kolpingstraße ist aktuell bis September geschlossen. Der geplante Abriss für eine neues Heizkraftwerk für Fernwärme stieß auch im Aufsichtsrat der Stadtwerke auf Ablehnung. Foto: Eric Waha

Der geplante Abriss des Stadtbades ist   – zumindest vorerst – vom Tisch. Denn der   Aufsichtsrat der Stadtwerke vertagte auf seiner nichtöffentlichen Sitzung am Donnerstag die Entscheidung,  eine neue Energiezentrale für Fernwärme auf dem Stadtbadgelände  zu errichten. 

 
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Das teilten die Stadtwerke  mit. Sie   wollen   die bestehende Heizzentrale in der Kolpingstraße erweitern und zudem die  beiden Fernwärmenetze in der Kolping- und Röntgenstraße  miteinander verbinden. Auf dem Gelände des  Stadtbades soll eine neue Energiezentrale entstehen, in der  mithilfe von Wärmepumpen regenerative Fernwärme erzeugt werden soll. Die  Wärmepumpen  sollen einen Teil der benachbarten Gaskessel ersetzen. 

Grundsätzlich befürworteten die Aufsichtsräte den Ausbau regenerativ erzeugter Fernwärme. Auf den Standort Stadtbad für die geplante Energiezentrale wollte sich das Gremium allerdings nicht festlegen. Vielmehr wurden die Stadtwerke beauftragt, im direkten Umfeld der Heizzentralen in der Kolpingstraße und der Röntgenstraße weitere Standortmöglichkeiten  zu prüfen. Die Ergebnisse sollen dann in der nächsten Aufsichtsratssitzung im September diskutiert werden.

„Leider ging es in der  Diskussion nahezu ausschließlich ums Stadtbad und nicht um die regenerative Fernwärme, die wir dringend brauchen, wenn wir bis 2040 auch nur annähernd klimaneutral werden und uns von fossilen Energieträgern verabschieden wollen“, sagte Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke-Gesellschaften ist. Ein weiterer Vorteil sei die krisensichere Versorgung mit Wärme, wenn man den Energieträger Gas zurückdrängen kann.

Die Notwendigkeit regenerativer Fernwärme unterstrich  auch  Roland Dietrich, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke. „Ein großer Teil der benötigten Energie wird in Form von Wärme verbraucht – fast ein Fünftel des deutschen CO2-Ausstoßes ist auf das Heizen, Kühlen und den Warmwasserbedarf von Gebäuden zurückzuführen.“

Derzeit fördert das Bundeswirtschaftsministerium  Projekte, wie es die Stadtwerke planen, mit bis zu zehn Millionen Euro – das Programm ist allerdings bis Jahresende befristet. Die bislang  grob geschätzte Investitionssumme  für das diskutierte Projekt beträgt 13 Millionen Euro. „ Wir müssen jetzt in jedem Fall Geschwindigkeit aufnehmen“, mahnte Ebersberger.

Laut Dietrich hat sich das Grundstück  des Stadtbades bislang  als die beste Lösungsmöglichkeit herauskristallisiert.  Unabhängig davon werde man alternative Flächen, auch jene, die sich nicht im Besitz der Stadtwerke  befinden, „vertieft vorplanen“.

Am kommenden Mittwoch wird das Thema auch im Stadtrat behandelt werden.  In einem Antrag fordert die Bayreuther Gemeinschaft,  die  Stadt solle für ihre Flächen im direkten Umfeld des Stadtbades signalisieren, dass diese den Stadtwerken für eine Erweiterung des Heizwerkes „grundsätzlich zur Verfügung stehen“.


Wedlich: "Es gibt Möglichkeiten, das Stadtbad problemlos zu erhalten"

„Manche suchen Wege – andere Gründe“, sagt Christian Wedlich, CSU-Stadtrat. Er sei, nachdem er vom Präsidenten der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) wegen der Situation einer möglichen Schließung des Stadtbads angesprochen worden sei, auf die Suche nach einem Weg gegangen, das Bad zu erhalten. Denn auch für Wedlich, wie für weitere Mitglieder seiner Fraktion, sei „die Schließung des Stadtbads keine Option“, sagt Wedlich. „Das Stadtbad muss erhalten bleiben. Da darf es keine Diskussion geben.“ Keine weitere, wie Bayreuth sie in den vergangenen 30 Jahren mehrfach erlebt hat.

Wedlich sagt im Kurier-Gespräch, er habe sich vor Ort umgesehen und habe einige freie Flächen, die rund um das Heizwerk entlang am Bahndamm liegen und ebenerdig erschlossen werden könnten, festgestellt. Über die Karten des Bayernatlas habe er eine Flächengröße von rund 3500 Quadratmetern herausgemessen. „Das müsste natürlich alles noch geklärt werden, ob und wie die Flächen zur Verfügung stehen könnten“, sagt Wedlich. „Eventuell müsste auch ein dort vorhandener Kinderspielplatz verschoben werden.“ Aber: Es gebe durchaus Möglichkeiten, um das Stadtbad problemlos zu erhalten. Eine – neben den Flächen, die es noch zu untersuchen gelte – wäre auch die, die Stadtbad-Turnhallen als Ort für das Kraftwerk in Betracht zu ziehen.

Denn: „Wir brauchen dieses Bad als Daseinsvorsorge – genau wie die Busse auch fahren müssen“, sagt Wedlich. Man habe in den vergangenen Jahren durchaus einiges getan, um das Defizit zu senken, erinnert der CSU-Stadtrat an die Verkleinerung der Saunalandschaft und den Einzug des Fitness-Studios Actic. „In das SVB-Bad oder die Lohengrin-Therme ausweichen zu müssen, ist für keinen eine Option.“

Es gebe rund um das Stadtbad auch weitere Möglichkeiten: „Zur Not müsste man halt den direkt angrenzenden Parkplatz überbauen, um erweitern zu können“, sagt Wedlich, der im Kurier-Gespräch sagt, dass er diese Möglichkeiten auch im Aufsichtsrat der Stadtwerke ansprechen wollte.

In eine ähnliche Richtung geht die Aussage des ehemaligen, langjährigen Stadtbaureferenten Jürgen Dohrmann, der sich im Kurier-Gespräch darüber wundert, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite freigewordene Bahn-Flächen nicht für eine Erweiterung oder einen Neubau eines Fernwärme-Heizwerks genutzt worden sind. Dort ist jetzt ein Supermarkt entstanden. 

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