Doppelmord von Mistelbach "Die Angeklagte hasste ihre Eltern"

, aktualisiert am 19.10.2022 - 16:17 Uhr

Prozessauftakt im Doppelmord von Mistelbach: Das Liebespärchen Hannah S. (17) und Felix S. (18) soll in der Nacht vom 8. zum 9. Januar die Eltern von Hannah ermordet haben. Das Medieninteresse war groß, der Treppenaufgang hoch in den Schwurgerichtssaal war voll mit Zuschauern und Pressevertretern.

 
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Sie sahen sich zum ersten Mal, seitdem Felix in U-Haft gekommen war. Bis zur Tat waren sie unzertrennlich, sie wohnten sogar zusammen im Haus von Hannah. Seit September 2021 waren sie ein Paar. Seit 18. November lebte er im Haus der Ärzte, im ersten Stock in Hannahs Zimmer in Mistelbach.  

Das Verhältnis der beiden zu den Eltern war von Streit geprägt. „Die Angeklagte hasste ihre Eltern“, so sieht es die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift. Und Hannah „wollte diese tot sehen“. Nachdem es am Samstag wieder zu einem Streit zwischen ihr und dem Vater gekommen war, entschieden sich die beiden, diese „aus Hass“ mit  Messerstichen zu töten. Sie planten, die Tat wie einen Einbruch aussehen zu lassen. 

Felix sollte die Eltern töten. Falls die jüngeren Geschwister wach werden sollte, sollte dann Hannah eingreifen. Vor allem der älteste Bruder sollte daran gehindert werden, die Polizei zu rufen. Als sie diesen Punkt der Anklage hörte, schüttelte Hannah leicht den Kopf.

Felix soll gegen halb eins das gemeinsame Zimmer im ersten Stock verlassen haben . Er war schwarz gekleidet, trug eine Ski-Maske, eine Stirnlampe und ein Messer. Im Dunkeln ging er ins Kellergeschoss, wo die beiden Ärzte schliefen. Er zog sich die Ski-Maske übers Gesicht, macht kurz die Stirnlampe an – um sich zu orientieren. Dann stach er zu. Immer und immer wieder. 

Zunächst tötete er mit mehreren Stichen in Brust, Hals und Gesicht den Vater, danach die um Hilfe schreiende Mutter. Wie geplant, hielten die beiden die Kinder zurück, die Polizei zu rufen. Das wollten sie erst am nächsten Tag tun. Einen schon fast abgesetzten Notruf unterbanden sie, indem sie den Aus-Knopf drückten.

Die beiden kamen gebeugt ins Gericht, mit Masken, die Kapuzen ihrer Jacken hatten beide tief in die Gesichter gezogen, als Fotos gemacht wurden. Immer wieder schaute Hannah in Richtung von Felix S., allerdings streifte ihr Blick ihn nur wenig.

Er gilt, so sein Anwalt Hilmar Lampert, als psychisch labil und sei eher als Jugendlicher zu sehen. Auch Hannah ist in psychiatrischer Behandlung, muss Medikamente nehmen. Sogar ihr Haftraum ist kamera-überwacht, weil bei ihr eine Suzid-Gefährdung vorliege. Darauf wies ihr Verteidiger Wolfgang Schwemmer hin. Beide Anwälte forderten, die Öffentlichkeit auszuschließen.


 

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