Stadt putzt sich raus Dorferneuerung ist vorbildlich

Von Klaus Trenz

BETZENSTEIN. Die Diskussionen in Betzenstein anlässlich der Dorferneuerung sind deutlich weniger geworden. Sie waren (als 2003 in der Schlossstraße begonnen wurde) teilweise auch ziemlich „heiß“, wie Bürgermeister Claus Meyer sich erinnert, auch wenn er da noch gar nicht Bürgermeister war. Die Dorferneuerung hat einen Rattenschwanz hinter sich hergezogen. Den positiven. Denn die Investitionen von privater Hand in die Privathäuser ist in Betzenstein unübersehbar. Die kleine Stadt hat ihr Gesicht im Vergleich zu der Zeit vor der Dorferneuerung merklich verändert.

 
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Kein Wunder, dass die Stadt mit ihren gerade mal 850 Einwohnern (ohne Eingemeindung) für die Aktion im Rahmen des 100-jährigen Bestehens des Freistaats Bayern, „100 Mal starker ländlicher Raum – Lebendiger Ortskern im Denkmal“ für einen Rundgang ausgewählt worden ist: Betzenstein als Vorzeigeprojekt – zum wiederholten Male.

Auch Abgeordnete dabei

Bürgermeister Claus Meyer und Lothar Winkler vom Amt für ländliche Entwicklung führten mehr als 30 Interessierte durch die Stadt zu den Projekten der Dorferneuerung aber auch zu den Leerständen, die man immer noch hat. Die Bundestagsabgeordnete Silke Launert (CSU) und der Landtagsabgeordnete Christoph Rabenstein (SPD) waren mit dabei. Dazu kamen Mitglieder der Teilnehmergemeinschaft an der Dorferneuerung, Stadträte und ein paar Bürger. Betzenstein habe, so Winkler, eine Besonderheit, wie kaum ein anderes Dorferneuerungsprojekt. Hier werde demonstriert, wie man an alte, überwiegend denkmalgeschützte Bausubstanz herangegangen ist. Nicht umsonst führt er gerne chinesische Delegationen in das aufwendig restaurierte Betzensteiner Maasenhaus, das heute unter anderem Touristinfo ist und die Restaurierung vor einigen Jahren den bayerischen Staatspreis erhielt.

2,6 Millionen an Fördergeldern

Insgesamt 3,8 Millionen Euro wurden seit 2003 für die öffentlichen Maßnahmen in die Dorferneuerung investiert, wobei alleine die Kanalsanierung laut Meyer zwei Millionen Euro verschlungen hat. Insgesamt sind Fördergelder in Höhe von 2,6 Millionen geflossen. Diese „aktive Innenentwicklung in Form von Revitalisierung leer stehender Gebäude und Neugestaltung von Plätzen und Ortsstraßen“ wird Bürgermeister Meyer demnächst in China vorstellen. Dorthin reist er mit Winkler, der seit Jahren dort Projekte betreut und begleitet – der Kurier berichtete.

Vorbildcharakter in Betzenstein

Vorbildcharakter hat die Dorferneuerung auch in Betzenstein selbst erlangt. In den letzten Jahren haben eine Reihe von privaten Hauseigentümern in Fassaden-, Dach- oder energetische Sanierung investiert. Das war so in der Schlossstraße und ist in der Hauptstraße nicht anders. Gegenwärtig wird ein großes Wohnhaus neben der Pfarrkirche saniert und erstrahlt bereits jetzt im „Betzensteiner Rot“. Ein weiteres, leer stehendes Gebäude, ebenfalls neben der Kirche soll saniert und einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden. Und in dem ehemaligen Gasthaus „Tiefer Brunnen“ wird Mitte Oktober eine Frühstückspension eröffnet.

Bewegung auch im Scheunenviertel

Die neuen Eigentümer sind mit der Renovierung des Hauses fast fertig. Selbst im Scheunenviertel tut sich was. Zurzeit wird eine alte Scheune neben dem oberen Tor hergerichtet. Meyer betont: Die öffentlichen Maßnahmen beschränken sich zwar ausschließlich auf die Altstadt, aber Förderungen durch das Amt für ländliche Entwicklung, gebe es auch außerhalb der alten Stadtmauer.

Käufer für ehemaligen Gasthof

In der Schmidbergstraße haben ebenfalls leere Häuser neue Besitzer gefunden. Und laut Meyer hat sich für den ehemaligen Gasthof Burghardt ein Käufer gefunden. Ein Nürnberger Unternehmer soll es sein, der sich aber noch hinsichtlich seiner Pläne mit dem Anwesen bedeckt halte.

"Betzensteiner Klagemauer"

Die Abrissarbeiten am Zeiserla und rund um den denkmalgeschützten Brauereigasthof Wagner sind beendet. Allerdings steht noch ein Teil der östlichen Fassade, bei der man immer noch nicht weiß, inwieweit es sich um die alte Stadtmauer handelt. Sie hat, so Meyer, schon einen Spitznamen bekommen: „Betzensteiner Klagemauer“. Wie bereits mehrmals berichtet: Die Firma Macovima hat die Fläche sowie den alten Brauereigasthof erworben. Hier sollen Gasthof Brauerei und ein Bierkeller nach Erlanger oder Forchheimer Vorbild entstehen.

Aufgang Schmidberg wird gestaltet

Der öffentlichen Hand, also der Stadt“ bleiben noch die Sicherung und Sanierung der alten Stadtmauer und das Herrichten des Schmidbergwegs ihm Rahmen der Dorferneuerung. Auch das Grundstück neben dem Brauereigasthof (Schmidbergstraße 2) bleibt der Stadt. Das marode Gebäude wurde bereits vor mehreren Jahren abgerissen. Durch das Areal, das durch die Gebäudelücke entstanden ist, soll der Aufgang zum Schmidberg durch die alte Stadtmauer hindurch gestaltet werden. Letztendlich sind zurzeit die Arbeiten am Denkmal Tiefer Brunnen im Gang.

Noch gibt es Leerstände

Noch ist nicht alles so, wie es Meyer und der Stadtrat sowie das Amt für ländliche Entwicklung gerne hätten, was die „Quartiersentwicklung“ betrifft. Noch gibt es Leerstände, die das Gesamtbild etwas trüben, sich aber in privater Hand befinden: Unter anderem ein Wohnhaus direkt neben dem unteren Tor und die Anwesen in der Hauptstraße 20 oder 22.

Jetzt sind die umliegenden Ortschaften an der Reihe

Was die öffentlichen Maßnahmen betrifft, so geht die Dorferneuerung in Betzenstein langsam dem Ende zu: „Wir müssen schauen, dass wir in den Ortsteilen weiter machen“, sagt Meyer. Die Revitalisierung der Stadt darf der Stadtrat dennoch nicht aus den Augen lassen

"Probleme nicht unter den Teppich kehren“

„Wir wollen die Probleme nicht unter den Teppich kehren“, sagt Meyer. Zu viel hat die Stadt in den letzten Jahren verloren, was auch nach Einschätzung des Bürgermeisters einem „Aderlass“ gleichkommt: Supermarkt, Metzger, Geschäfte und Gasthäuser. Man hat jetzt nur noch drei Gasthäuser, wobei vor allem das Zeiserla, das einem Brand zum Opfer fiel, eine große Lücke in der Gastronomie gerissen hat.

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