Keine Einigung über künftige Linie mit der Betreiber-GmbH: Manager Steffen Rein schmeisst hin Italiener übernimmt Ratsstube Pegnitz

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Wirft als Berater der Ratsstube Pegnitz hin: Steffen Rein. Seine Zukunftspläne sind noch unklar. Foto: Ralf Münch Foto: red

Steffen Rein ist zurzeit ein Mann der Abschiede. Erst der Rückzug als Vorsitzender des Eislaufvereins Pegnitz (EVP, wir berichteten). Jetzt der Rückzug als Manager der Ratsstube. Beide Aufgaben hat er jahrelang bewältigt. Durch die Bank erfolgreich, wie er sagt. In beiden Fällen war das Aus nicht erzwungen, sondern freiwillig. Darauf legt er Wert. Aber wenn es nicht mehr funktioniert, dann müsse ein solcher Schritt halt sein. Und so wird aus der Ratsstube nun ein "Italiener".

 
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Rein rechtlich gesehen ist die Ratsstube ein eher ungewöhnliches Konstrukt in der Gastronomieszene. Dahinter steht eine GmbH. Die Ratsstube Pegnitz GmbH. Hauptgesellschafter ist Manfred Vetterl, Pegnitzer Rechtsanwalt und Sprecher der CSU-Fraktion im Stadtrat. Mit ihm hat Rein seine Kündigung besprochen, die greift Ende Mai. Er betont noch einmal: "Ich wurde nicht gegangen, ich gehe von selbst."

Kein deutscher Koch mehr aufzutreiben

Warum? Weil der Koch der Ratsstube ebenfalls gekündigt hat. Ein guter Koch, sagt Steffen Rein. Matthias Schriefer wagt den Sprung in die Selbstständigkeit, wird Pächter des seit geraumer Zeit leer stehenden TSV-Sportheims in Elbersberg. Damit fing das Dilemma an: "Es ist sehr schwer, auf dem Markt in der Region deutsche Köche zu finden, vor allem auch gute", so Rein.

Ideen kamen nicht an

Er fand auf die Schnelle keinen.Und suchte daher das Gespräch mit Manfred Vetterl und der Familie Knopf. Nicht ohne ein Konzept: "Ich hatte da so zwei, drei Ideen im Gepäck." Doch einig wurde man sich nicht. Vetterl und die Jurabräu-Familie Knopf - ihr gehört das Gebäude, Matthias Knopf, Sohn von Inhaber Wilhelm Knopf, ist Geschäftsführer der GmbH - haben andere Pläne. Und so stand für Steffen Rein fest: "Diesen Weg will ich nicht mitgehen. So war die Kündigung die konsequente Lösung. Das war ganz allein meine Entscheidung, man wollte mich halten. Es gab keinen Streit, gar nicht." Sondern eben nur unterschiedliche Ansichten.

Flinderer war Ehrensache

Der 44-Jährige hatte auch formaljuristisch eine besondere Beziehung zur Ratsstube. Er war nicht Pächter, er war nicht Geschäftsführer - "ich bin selbstständig, hatte einen Beratervertrag mit der GmbH". Die Flinderer-Woche noch durchzuziehen, sei für ihn eine Ehrensache gewesen, "die lief auch sehr gut". Was macht Rein, der vor seinem Engagement in der Ratsstube lange Jahre in der Zaussenmühle aktiv war, in Zukunft? "Das weiß ich noch nicht, das ist wirklich noch offen."

Wurzeln in der Hotellerie

Nach 16 Jahren in der Gastronomie sei es naheliegend, sich auch einmal Gedanken über andere berufliche Perspektiven zu machen: "Ich werde auf jeden.Fall kein Café oder so etwas aufmachen, das ist sicher. Meine Wurzeln liegen ja an sich in der Hotellerie." Er habe seinen Schritt mit der Familie besprochen, "alles andere wird sich nun zeigen, ich habe da keinen Druck".

Liano Posella ist der Neue

Die Ratsstube wird jetzt erst einmal im Juni Betriebsurlaub machen. Zumindest was das Restaurant angeht, "das Hotel läuft ganz normal weiter". Im Juli soll dann ein neuer Pächter starten. Wer das ist, steht schon fest: Liano Posella, früher Betreiber des Restaurants Italia Am Kellerberg. Dies bestätigte gestern auf Kurier-Anfrage Geschäftsführer Matthias Knopf. Er ist sich mit Gesellschafter Manfred Vetterl einig: "Man findet einfach keinen deutschen Koch mehr."

Konzept gescheitert

Und so sei auch das Konzept gescheitert, dauerhaft eine gutbürgerliche deutsche Küche in der Innenstadt zu etablieren. Die Pegnitzer nähmen das einfach nicht an und "essen abends halt lieber Pizza oder einen Salat". Und der fränkische Mittagstisch am Sonntag spiele sich vor allem in den Ortsteilen ab, in Horlach, in Willenberg. Dort jedoch seien Familienbetriebe zu Hause, "wir müssen Angestellte bezahlen". Und so bleibe eben nur dieser Weg. Vetterl: "Ich bin total ernüchtert, was deutsche Küche in Pegnitz und die Resonanz darauf angeht." Alles, was über einen Schweinebraten für sieben Euro hinausgeht, werde eben kaum akzeptiert, sagen er und Knopf.

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