Windsbacher geben eindrucksvolles Benefizkonzert Knabenchor mit sensationellem Klangbild

Von Stephan Herbert Fuchs
 Foto: red

Geistliche Werke vom Barock bis zur Neuzeit, von einfachen vierstimmigen bis zu komplexen doppelchörigen Besetzungen hat der Windsbacher Knabenchor unter der Leitung von Martin Lehmann beim Benefizkonzert des Lions-Clubs Bayreuth-Kulmbach am Samstag in der Sankt-Petri-Kirche in absoluter Vollendung dargeboten.

 
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Völlig zu Recht wird der Windsbacher Knabenchor immer wieder wegen seiner unglaublichen Homogenität, seiner fein nuancierten Dynamik und seines perfekten Auftretens gewürdigt. Selbst in kompliziertesten Sätzen bietet dieser Chor absolute Transparenz. Dazu kommt die enorme Textverständlichkeit und die Homogenität des ungefähr 60-köpfigen Ensembles, die den Auftritt zu einem Höhepunkt im Kulmbacher Konzertkalender werden ließ.

Nahezu schwerelos

Die Präzision, mit der hier gesungen wird, kommt schon in Leonhard Lechners Mottete „Beati omnes“ zum Tragen. Der Chor stellt das Werk dieses Tonsetzers aus dem 16. Jahrhundert nahezu schwerelos in den Raum. Exakt folgen die Jungen ihrem Dirigenten, der sichtlich um jede Note und um jede klangliche Nuance ringt und so ein geradezu sensationelles Klangbild schafft. Gleiches gilt für Johann Staden. Lupenrein intoniert offenbart auch sein „Deutsches Magnifikat“ durchwegs hohe Stimmkultur. Überhaupt setzten die Windsbacher aus Komponisten aus dem fränkischen Raum, im Fall von Johann Staden gibt es sogar eine Kulmbacher Verbindung, denn der gebürtige Nürnberger war hier Anfang des 17. Jahrhunderts zeitweise als Organist tätig.

Vollkommenheit erlebbar

In der Komposition „Gott ist unsere Zuversicht und Stärk“, des seinerzeit berühmten barocken Tonsetzers Johann Pachelbel gelingt es den Windsbachern, den musikalischen Reiz als auch die satztechnische Vollkommenheit erlebbar zu machen.

Das hohe technische Niveau des Chores wird schließlich bei den beiden Motteten „Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für“ und „Jauchzet dem Herrn alle Welt“ sowie bei dem Choral „O lux beata, trinitas“ von Felix Mendelssohn Bartholdy deutlich. Anders als bei den barocken Kompositionen ist hier der eher gefühlsbetonte Ansatz mit zarten Ansätzen zu spüren. Der Windsbacher Knabenchor glänzt auch hier mit hoher Klangqualität, souveräner Sprachbehandlung und struktureller Durchsichtigkeit auf allen Ebenen.

Neue Klangwelten erschlossen

Ganz kraftvoll erklingt auch Zeitgenössisches: die Mottete „Miserere mei deus“ des litauischen Komponisten Vytautas Miskinis und das „Pater noster“ des Spaniers Javier Busto. Emotional, textverständlich und präzise differenziert in der Dynamik und einfühlsam gesungen, erschließt der Chor mit diesen Raritäten noch einmal ganz neue Klangwelten.

Bei einer Komposition werden die Zuhörer kurzfristig zur Gemeinde: bei dem Satz „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“, die Hans Leo Haßler und Leonhard Lechner auf einen Text von Martin Luther geschrieben haben, wechseln sich in den fünf Strophen Chor und Gemeinde ab. Sogar eine Zugabe hatten die Knaben mit Max Regers spätromantischem Lied „Die Nacht ist kommen“ im Gepäck.

Die Gesänge wurden ergänzt durch Kompositionen von Rheinberger, Lublin, Reger und Vierne, musiziert von der Stadt- und Dekanatskantorin aus Selb, Constanze Schweizer-Elser, die für den erkrankten Ingo Hahn eingesprungen war.

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