Der Handelsverband Bayern habe alle Mitglieder angeschrieben und aufgefordert, Plastiktüten nicht mehr kostenlos als Zugabe zum Einkauf bereit zu legen, sagt dessen oberfränkische Geschäftsführerin Sabine Köppel.
Auch viele kleinere Firmen haben sich der Selbstverpflichtung angeschlossen
"Die großen Filialisten sind dabei - und in Oberfranken haben sich auch viele kleinere Firmen der entsprechenden Selbstverpflichtung angeschlossen", sagt Köppel. Einen Überblick, wie viele Geschäfte in Oberfranken teilnehmen, hat sie nicht.
EU-Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt
Die EU-Plastiktüten-Richtlinie, die nun in deutsches Recht umgesetzt worden ist, sehe vor, dass bis zum Jahr 2020 die Zahl der Plastiktüten auf 90 Stück pro Kopf und Jahr reduziert wird. "Aber die Deutschen sind schon fleißig am Tüten sparen; in der Bundesrepublik würden jetzt 70 Tüten pro Kopf und Jahr verbraucht. Die Zielmarke für 2026 seien 40 Tüten je Kopf und Jahr.
Einen einheitlichen Preis je Plastiktüte könne es nicht geben, erklärt Köppel, weil jeder Händler nach seinen Möglichkeiten kalkulieren müsse: Ob er eine hohe Stückzahl zu einem günstigeren Preis bestellen könne oder hochwertige Tüten brauche, die teurer sind.
Ausgenommen von der Plastiktüten-Kostenpflicht seien Kühltaschen aus Plastik oder besonders dickwandige Tasche, für die jedoch schon bisher Geld verlangt wird.
"Uns war die freiwillige Selbstverpflichtung wichtig", sagt Köppel. Der Handelsverband sei gegen eine starre gesetzliche Regelung. Denn hier handele es sich um einen sehr individuellen Bereich. Das Ideal wäre: kein Kunststoff mehr, sagt Köppel. Umweltbewusste Konsumenten könnten bereits auf Stoff- oder Kartontaschen ausweichen. Ganz dünne Plastiktüten, in denen zum Beispiel Obst transportiert wird, seien weiter von der Kostenpflicht ausgenommen.
Ab Juli gilt die freiwillige Selbstverpflichtung von 240 Handelsunternehmen, Geld für Plastiktüten zu verlangen, teilt das Umweltministerium mit.
Eine Billion Tüten pro Jahr
Eine Billion Plastiktüten werden weltweit pro Jahr verbraucht, schätzen Umweltorganisationen. Der EU-Durchschnitt beträgt etwa 70 Einwegkunststofftüten je Einwohner und Jahr. Etwa 90 Prozent der Plastiktüten landen auf Mülldeponien; ein Großteil des Plastikmülls im Meer sind Einwegtüten. Meeresschildkröten halten Plastiktüten für Quallen und verenden bei dem Versuch, sie zu fressen. Bis Plastiktüten vollständig zerfallen, dauert es bis zu 450 Jahre. Die meisten Bundesbürger befürworten die Plastiktüten-Gebühr. Nach einer Umfrage des Instituts YouGov finden sie 80 Prozent „sehr gut“ oder „eher gut“. Mit Material von dpa