Wie sind die Erfahrungen mit der Kostenpflicht? Die Plastiktüte kostet jetzt Geld

Von und Elmar Schatz
Eine Krähe hackt aus einer Plastiktüte ein Stück Blätterteig und frisst es auf: Die Plastiktüten-Flut soll eingedämmt werden.Foto: Patrick Seeger/dpa Foto: red

Kaum kostet die Plastiktüte Geld, schon bringen mehr Kunden ihre eigene Tasche zum Einkauf mit. Wie hat sich der Handel auf die Kostenpflicht eingerichtet?

 
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Bei Karstadt sind die Plastiktüten seit Anfang März kostenpflichtig. Je nach Größe kosten sie fünf Cent bis 30 Cent, sagt der Bayreuther Filial-Geschäftsführer Jochen Keller. Eine vollkommen recyclingfähige Tüte sei für 1,50 Euro zu haben. Papiertüten werden allerdings nicht ausgegeben; denn diese würden sich bei schlechter Witterung rasch auflösen.

"Seit der Umstellung auf kostenpflichtige Plastiktüten bringen viele Kunden ihre eigene Transporteinheit mit", sagt Keller, zum Beispiel eine Jute-Tasche. "Das ist sehr, sehr schnell angekommen", dass die Tüte nun etwas kostet. Beschwerden seien aber nicht laut geworden. Ein Kunde habe vielmehr gesagt: "Das wurde auch Zeit."

Es überwögen die positiven Stimmen. Zumal die Wettbewerber mitmachten und  Plastiktüten ebenfalls nur noch gegen einen Obolus abgeben. Keller bestätigt, dass damit zugleich dem Umweltbewusstsein ein wenig nachgeholfen wird.

Supermärkte verlangen schon seit langem Geld für Plastiktüten

Wie der Geschäftsführer der Schneider-Märkte in Bayreuth, Hans-Peter Schneider, auf Kurier-Anfrage mitteilt, wird in den Supermärkten schon seit langem Geld für Plastiktüten verlangt. Je nach Größe kosten sie zwischen zehn und 30 Cent.

Überdies stehen in den Märkten Stoffbeutel und Tiefkühltüten zum Kauf bereit. „Wir lassen den Kunden die freie Auswahl“, sagt der Geschäftsführer. Laut Schneider werden die Stoffbeutel derzeit stärker nachgefragt als früher.

Der Handelsverband Bayern habe alle Mitglieder angeschrieben und aufgefordert, Plastiktüten nicht mehr kostenlos als Zugabe zum Einkauf bereit zu legen, sagt dessen oberfränkische Geschäftsführerin Sabine Köppel.

Auch viele kleinere Firmen haben sich der Selbstverpflichtung angeschlossen

"Die großen Filialisten sind dabei - und in Oberfranken haben sich auch viele kleinere Firmen der entsprechenden Selbstverpflichtung angeschlossen", sagt Köppel. Einen Überblick, wie viele Geschäfte in Oberfranken teilnehmen, hat sie nicht.

EU-Richtlinie in deutsches Recht umgesetzt

Die EU-Plastiktüten-Richtlinie, die nun in deutsches Recht umgesetzt worden ist, sehe vor, dass bis zum Jahr 2020 die Zahl der Plastiktüten auf 90 Stück pro Kopf und Jahr reduziert wird. "Aber die Deutschen sind schon fleißig am Tüten sparen; in der Bundesrepublik würden jetzt 70 Tüten pro Kopf und Jahr verbraucht. Die Zielmarke für 2026 seien 40 Tüten je Kopf und Jahr.

Einen einheitlichen Preis je Plastiktüte könne es nicht geben, erklärt Köppel, weil jeder Händler nach seinen Möglichkeiten kalkulieren müsse: Ob er eine hohe Stückzahl zu einem günstigeren Preis bestellen könne oder hochwertige Tüten brauche, die teurer sind.

Ausgenommen von der Plastiktüten-Kostenpflicht seien Kühltaschen aus Plastik oder besonders dickwandige Tasche, für die jedoch schon bisher Geld verlangt wird.

"Uns war die freiwillige Selbstverpflichtung wichtig", sagt Köppel. Der Handelsverband sei gegen eine starre gesetzliche Regelung. Denn hier handele es sich um einen sehr individuellen Bereich. Das Ideal wäre: kein Kunststoff mehr, sagt Köppel. Umweltbewusste Konsumenten könnten bereits auf Stoff- oder Kartontaschen ausweichen. Ganz dünne Plastiktüten, in denen zum Beispiel Obst transportiert wird, seien weiter von der Kostenpflicht ausgenommen.

 Ab Juli gilt die freiwillige Selbstverpflichtung von 240 Handelsunternehmen, Geld für Plastiktüten zu verlangen, teilt das Umweltministerium mit.

Eine Billion Tüten pro Jahr

Eine Billion Plastiktüten werden weltweit pro Jahr verbraucht, schätzen Umweltorganisationen. Der EU-Durchschnitt beträgt etwa 70 Einwegkunststofftüten je Einwohner und Jahr. Etwa 90 Prozent der Plastiktüten landen auf Mülldeponien; ein Großteil des Plastikmülls im Meer sind Einwegtüten. Meeresschildkröten halten Plastiktüten für Quallen und verenden bei dem Versuch, sie zu fressen. Bis Plastiktüten vollständig zerfallen, dauert es bis zu 450 Jahre. Die meisten Bundesbürger befürworten die Plastiktüten-Gebühr. Nach einer Umfrage des Instituts YouGov finden sie 80 Prozent „sehr gut“ oder „eher gut“.                                                                           Mit Material von dpa

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