Viele Geschichten für die Dorfchronik

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Immer wieder Kopfnicken, als wieder jemand auf einem Bild erkannt wird, Namen werden genannt, Erinnerungen tauchen auf – das Hirthaus in Losau ist voll beim dritten historischen Treffen. Horst Krügel und Christian Lochmüller wollen die alten Bilder und Erzählungen nicht einfach verschwinden lassen. Darum haben sie vor zwei Jahren zu einem ersten Treffen eingeladen.

 
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Die Einwohner von Losau oder solche, die nicht mehr hier wohnen, waren angesprochen und sollten ihre Erinnerungen erzählen. Es ist viel Material zusammengekommen und deshalb wollen Krügel und Lochmüller nun eine Dorfchronik erstellen (wir berichteten), in der die Geschichte von jedem Haus erzählt wird, aber auch Allgemeines von der Dorfgemeinschaft, der Feuerwehr oder den Rechtlern.

Sohn hat den Hof übernommen

Die älteste Einwohnerin von Losau ist Elfriede Freyberger (84). Ihr Anwesen hat die Hausnummer 1, hier wurde sie geboren und hier möchte sie bis zum Schluss bleiben, sagt sie. Woanders mal hinziehen? Das stand für sie nie zur Debatte, denn laut Erbhofgesetz bekam sie den elterlichen Hof. Also zog ihr Mann Johann, der vor neun Jahren gestorben ist, damals vom Nachbarort Unterschwarzach zu ihr. Inzwischen hat ihr Sohn Andreas den Hof übernommen. Der Kartoffelhof wird das Anwesen genannt, die vielen angebauten Kartoffelsorten sind über die Region bekannt.

„Ich habe gute und schlechte Erinnerungen an die Vergangenheit“, erzählt Elfriede Freyberger, die mit vier Geschwistern aufgewachsen ist. Ihr Vater starb, als sie noch klein war, der Stiefvater hatte ein Kriegsleiden. Im April 1939 kam sie in die Schule. Acht Jahre lang lief sie in die alte Kanzlei nach Prebitz, wo ein Lehrer 80 bis 90 Kinder aller acht Jahrgangsstufen miteinander unterrichtete. „Wir waren alle in einem Zimmer“, sagt sie. Rechnen, Schreiben und Lesen standen auf dem Stundenplan. „Das Einmaleins kann ich immer noch fließend“, sagt Freyberger. Einmal in der Woche kam der Creußener Pfarrer Pfaffenberger zum Religionsunterricht in die alte Kanzlei.

Zum Konfirmandenunterricht gelaufen

Und auch zum Konfirmandenunterricht nach Creußen mussten sie damals alle laufen. Sieben Kilometer hin, sieben Kilometer zurück. „Das war halt so“, sagt Freyberger. Und immer genug zum Anziehen hatte man im Winter auch nicht. Wenn die Schuhe vom Schulweg vormittags nass waren, mussten sie trotzdem angezogen werden.

Ende der 50er Jahre wurde es dann etwas besser, nach der Währungsreform. Und Kerwa wurde immer gefeiert. Nicht so wie heute mit Karussell und anderem, eher jede Familie für sich und natürlich im einzigen Wirtshaus im Ort mit besonderem Essen. 1952 und 1953 war Freyberger dabei. Dann ist ihre Schwester tödlich verunglückt. „Danach bin ich nicht mehr auf die Kerwa gegangen, das war dann vorbei für mich“, sagt sie.

Heute ist zu viel Hektik

Elfriede Freyberger hat eine tiefe Bindung zu Losau. „Ich wollte überhaupt nicht nach Unterschwarzach zu meinem Mann. Da ist es mir viel zu bergig“, sagt sie lachend. Mit den Einwohnern von Losau hat sie guten Kontakt. Freyberger fährt auch noch selber Auto, bis Creußen zum Einkaufen. An die vergangenen Zeiten denkt sie schon noch oft. „Wir mussten viel arbeiten, es war schwer, aber schön“, sagt sie. Heute ist ihr oft zu viel Hektik. Neun Flüchtlinge lebten von 1946 bis 1954 mit auf dem Hof. Dazu kamen sieben Personen in der Familie. „Da war ganz schön was los“, erinnert sich die 84-Jährige. Die Kinder haben zwar miteinander gespielt, aber ansonsten waren die Familien jede für sich.

Der Familienzusammenhalt ist Elfriede Freyberger auch heute noch wichtig. Sie hat drei Kinder und sieben Enkel. Es leben zwar nicht alle auf dem Hof in Losau , aber für die, die da sind, kocht sie immer noch jeden Tag.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel Ein Dorf und seine Vergangenheit.

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