Verein Essbare Stadt kämpft in der Hammerstatt gegen das Unkraut Essbares Bayreuth: Wo Naschen erlaubt ist

Von Katharina Wojczenko
Lukas Treffenstädt und Larissa Bialucha buddeln im Garten der Essbaren Stadt in der Hammerstatt. Um sie herum wuchert Unkraut. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Einfach zugreifen oder erst mithelfen: Wer frisches Gemüse mag, braucht in Bayreuth weder eigenen Garten noch Supermarkt. In den Ansätzen unterscheiden sich die öffentlichen Gärten. Ein Überblick.

 
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Ernten und mithelfen: Der Garten in der Hammerstatt

Der Regen der vergangenen Tage hat nicht nur den Bohnen, Kräutern und Zuccinipflanzen im Garten des Vereins Essbare Stadt einen Wachstumsschub verpasst. Auch das Unkraut ist in die Höhe geschossen. "Es läuft erstaunlich super und es hat sich viel getan", sagt Franziska Struller. "Aber wir brauchen mehr Leute, die mithelfen."

Der öffentliche Garten am Mainufer hat sich seit der Eröffnung im August sichtbar entwickelt. Sofort ins Auge fällt das künftige Bohnen-Zelt. An den gespannten Schnüren, die wie ein Tipi aussehen, sollen sich im Sommer schon die ersten Bohnen hochranken und irgendwann ein dichtes Blätterdach bilden. Die Paletten, aus denen die neuen Hochbeete entstehen, liegen schon bereit.

Die größte Erleichterung steht allerdings am hinteren Ende des Grundstücks: drei Wassertanks, deren Spender anonym bleiben will. "Wir bekommen demnächst noch eine unterirdische Leitung, die das Regenwasser vom Haus des Bauvereins in die Tanks leitet", sagt Franziska Struller. "Dann müssen wir das Wasser zum Gießen nicht mehr aus dem Main holen." Ein Kritikpunkt bei der Einweihung.

Wenige Nachbarn nutzen den Garten

Seit April ist die Biologie-Studentin neue Vorsitzende des Vereins Essbare Stadt. Ihr Vorgänger, Christopher Riller, hat wie angekündigt das Amt vor Ende der Wahlperiode niedergelegt, weil er aus Bayreuth weggezogen ist. Seit den Neuwahlen besteht das Führungs-Trio aus Struller, Bastian Beekes und Strullers Vater, dem Grünen-Stadtrat Klaus Wührl-Struller.

Die Hälfte der mittlerweile 26 Mitglieder sind Studenten, sagt Franziska Struller. Schließlich startete der Garten als Seminarprojekt der Geoökologen. Die andere Hälfte ist gemischt: Rentner, Berufstätige, Alte und Junge. "Leider sehr wenige Nachbarn aus der Hammerstatt", sagt Struller. Dabei war ein Ziel des Gartens, die Hammerstätter zusammenzubringen. "Aber es laufen viele Spaziergänger vorbei uns sprechen uns nett an."

Der harte Kern derer, die sich um den 800 Quadratmeter großen Garten auf dem Gelände des Bauvereins kümmerten, seien sechs Leute. Zu wenige. "Jeder, der ein bisschen Unkraut jäten will, ist willkommen", sagt Struller. "Er kann auch allein kommen und sich zehn mal zehn Zentimeter vornehmen, das hilft auch." Bedienen darf sich auch, wer nicht mithilft.

Kein Problem mit Hundehaufen

Ansonst seien die Erfahrungen durchweg positiv. Finanziell steht der Verein gut da, sagt Struller, auch wenn die Projektförderung seit April weggefallen ist. Mitgliedsbeiträge und Sachspenden reichen. "Wir brauchen nicht viel Geld", sagt Struller. Einmal hat jemand das Insektenhotel umgeworfen und jemand einen Beerenstrauch ausgegraben. Das war's mit Vandalismus. Auch wenn ein Schild Hundebesitzer bittet, die Hinterlassenschaften wegzumachen: "Wir haben noch nie in den Beeten Haufen gefunden", sagt Struller. "Wer aufpasst, darf seinen Hund auch in den Garten mitbringen."

Info: Mitglieder und Interessierte treffen sich jeden zweiten Montag ab 18.30 Uhr zum Stammtisch in der Lamperie. Jeden Donnerstag ist gemeinsame Gartenarbeit in der Hammerstatt. Mehr über weitere Aktionen in der Facebookgruppe oder auf der Homepage.

Wo es sonst noch Gemüse gibt

Ernten ohne Arbeit: Rosenau

Foto: Ronald Wittek

Einfach zugreifen dürfen Passanten an den fünf Hochbeeten, die seit Ende April gegenüber der Rosenau stehen. Unkraut zupfen ist zwar erlaubt, muss aber nicht sein: Die Mitarbeiter des Stadtgartenamts, die die Beete angelegt haben, pflegen sie nämlich. Ebenfalls neu: die Stufen und das Weglein, die nebenan zum Mühlbach führen. Den Bayreuthern gefällt's offenbar: Wer seitdem in dem Eck vorbeischaut, ist selten allein. "Der Standort ist sehr schön gelungen und in einiger Entfernung vom Ring", lobt Grünen-Stadträtin Sabine Steininger.

Gar nicht mehr ernten: Hohenzollernring

Foto: Ronald Wittek

Gar nicht mehr ernten kann man am umstrittenen Beet am Hohenzollernring gegenüber vom Rotmaincenter. Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe hatte die Idee, dort Gemüse zu pflanzen. "Naschen und zugreifen ausdrücklich erlaubt." Stadträtin Steininger hakte nach - weil die Feinstaubwerte dort vor Jahren so hoch waren, dass die Stadt sie versetzte, und eine Studie an viel befahrenen Straßen neben Vitaminen auch Blei im Gemüse nachgewiesen hatte. Ein paar Wochen später wuchsen in den Betontrögen gegenüber der Graserschule Tomaten und Mais. Seit diesem Jahr blühen wieder Blumen dort.

"Das Beet am Hohenzollernring wurde aufgegeben, weil jetzt mit der Rosenau ein besserer Standort zur Verfügung steht", sagt Pressesprecherin Kerstin Dettlaff-Mayer. Steininger: "Das Grundproblem mit der Schadstoffbelastung ist aber nicht gelöst. Und das, obwohl die Graserschule dort ist."

Nur wenig ernten: Röhrenseepark

In den nächsten Tagen pflanzt das Stadtgartenamt im Röhrenseepark ebenfalls Gemüse. "Es dient dort aber mehr als Anschauungsobjekt", sagt Pressesprecherin Dettlaff-Mayer. Kleine Kostproben sind aber erlaubt.

Engagieren und ernten: Die Gärten der Begegnung

Foto: Ronald Wittek

Wie der Name schon andeutet, ist Essen Nebensache bei den Gärten der Begegnung in der Saas. "Gärtnern ist nicht der Hauptbestandteil, sondern wir wollen ein Treffpunkt sein", sagt Florens Eckert vom Vereinsvorstand. "Zu uns kann auch kommen, wer mit Gärtnern nichts am Hut hat." Dabei geht es darum, Menschen mit mehr oder weniger ausgeprägten ausländischen Wurzeln zusammenzubringen. "Einfach hingehen, zum Mithelfen oder Quatschen", sagt Eckert.

Das Gelände ist zwar offen zugänglich, aber einfach zulangen oder losgarteln ist tabu. Mitglieder bekommen eine feste Parzelle, um die sie sich kümmern und wo sie ernten. Für die Kinder gibt es Platz  zum Spielen. Und es ist noch Platz für weitere Beete.

Info: Die Gärten der Begegnung feiern am Sonntag, 6. Juni, ab 14 Uhr ihren 10. Geburtstag. Gäste willkommen. Programm hier.

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