Was bedeuten die Entscheidungen der EZB für Sparer?
Seit ihrem Höhepunkt gegen Ende vergangenen Jahres sind die Festgeldzinsen nach Daten des Vergleichsportals Verivox bereits spürbar gesunken. Bundesweit verfügbare Festgeldanlagen mit zwei Jahren Laufzeit bringen demnach im Schnitt zurzeit 2,89 Prozent (Stand: 4. April), Anfang Dezember waren es 3,36 Prozent. Eine Leitzinssenkung im Sommer sei in den aktuellen Festgeldkonditionen schon weitgehend eingepreist, erläuterte Verivox-Experte Oliver Müller. "Sollten die Währungshüter angesichts der gesunkenen Inflation im Euroraum nicht nur eine, sondern sogar zwei Leitzinssenkungen in Aussicht stellen, könnten die Festgeldzinsen noch tiefer in den Keller gehen."
Auf einem Festgeldkonto wird Erspartes für einen bestimmten Zeitraum angelegt. Sparer können in dieser Zeit nicht über das Geld verfügen und Geldhäuser ihre Konditionen nicht anpassen. Die Finanzinstitute versuchen daher, die erwartete Zinsentwicklung im Voraus zu berücksichtigen.
Beim Tagesgeld stagnieren die Zinsen bundesweit verfügbarer Angebote den Verivox-Daten zufolge bei durchschnittlich 1,75 Prozent. "Perspektivisch rechnen wir auch beim Tagesgeld mit sinkenden Zinsen", sagte Maier. Die Zinsen für täglich verfügbare Einlagen können die Kreditinstitute jederzeit ändern und an die aktuelle Marktlage anpassen.
Was bedeuten sinkende Zinsen für Kreditnehmer?
Deka-Bank-Chefvolkswirt Ulrich Kater hält eine Leitzinssenkung im Euroraum wie viele andere Volkswirte ab Juni für wahrscheinlich. "Konsumkredite oder Baufinanzierungen werden allerdings nicht mehr viel billiger werden, da hier bereits eine Reihe von künftigen Zinssenkungen in den heutigen Konditionen vorweggenommen sind", sagt Kater. Nach Daten der FMH-Finanzberatung werden beispielsweise für zehnjährige Baukredite derzeit im Mittel 3,48 Prozent pro Jahr fällig (Stand: 8. April) - Ende Oktober waren es noch über vier Prozent.
Wie hängen Zinsen und Konjunktur zusammen?
Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen kann. Das hilft, die Inflationsrate zu senken. Zugleich sind teurere Kredite eine Last für die Wirtschaft, weil sich kreditfinanzierte Investitionen verteuern. Manche Unternehmen überdenken daher ihre Investitionen. Private Hausbauer ebenso wie große Investoren halten sich mit Bauprojekten zurück. Das kann neben anderen Faktoren wie beispielsweise einem schwächeren Welthandel die Wirtschaftsentwicklung im Euroraum dämpfen. Die Konjunkturaussichten für den gemeinsamen Währungsraum hatten sich zuletzt eingetrübt. Die EZB sagte in ihrer jüngsten Prognose im März 0,6 Prozent Wachstum für dieses Jahr voraus, im Dezember waren noch 0,8 Prozent erwartet worden. Wegen der Konjunkturschwäche waren Forderungen nach baldigen Zinssenkungen laut geworden.