Trotz Borkenkäfer Förster und Landwirt sagen: „Wir geben den Wald nicht auf“

Förster Dirk Wahl (links), Waldbauer Jürgen Raab und dessen Tochter zeigen junge Bäume im Wald bei Lessau, bei deren Pflanzung Fiona tatkräftig mitgewirkt hat. Foto: Andreas Schmitt

Klimawandel und Borkenkäferkatastrophe: Das Fichtelgebirge ist in Gefahr. Aber es ist noch nicht verloren. Das ist die Botschaft, die ein Förster und ein Waldbauer aussenden möchten. Sie rufen hinaus: Pflanzt Bäume nach. Und sie bieten an, das zu koordinieren.

 
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„71 000 Festmeter Holz gingen in diesem Jahr weg“, sagt Dirk Wahl. „Normalerweise vermarktet die WBV Bayreuth aber pro Jahr etwa 15 000 bis 20 000 Festmeter“, sagt der Förster. Er ist Revierleiter des Forstreviers Creußen und Forstlicher Koordinator bei der Waldbauernvereinigung (WBV) Bayreuth. „Der überwiegende Teil des Holzes war befallen.“ Vom Borkenkäfer, der in den hiesigen Wäldern immer größeres Unheil anrichtet. Weil ihm das sich ändernde Klima entgegenkommt und weil die in der Region oft immer noch verbreiteten monokulturellen Fichtenwälder verhältnismäßig anfällig sind. „Eine gesunde Fichte wehrt sich durch Harz“, sagt Wahl. Da die Bäume durch die Hitzeperioden der vergangenen Jahre aber nicht mehr gesund waren, wurde 2022 zum „schlimmsten Käferjahr“. Aber, sagen Raab und Wahl. Gewonnen hat der Schädling trotzdem noch nicht.

Den Wald aufgeben, das ist für sie keine Option. „Man kann zuschauen und warten. Oder wir handeln vor der Katastrophe“, sagt Wahl. Sein Mitstreiter Jürgen Raab betreibt einen Bauernhof im Weidenberger Marktgemeindeteil Lessau. Und er bewirtschaftet in der Umgebung seines Hofs auch große Waldflächen, insgesamt 16 Hektar. Wahl ist auch stellvertretender Revierleiter für die Weidenberger Region. So kommt der Kontakt zwischen den beiden zustande. Die Forstverwaltung fördert das Pflanzen neuer Bäume. „Der Mindestfördersatz beträgt 2,50 Euro pro Pflanze.“ Wer verschiedene Arten anpflanzt, kann bis zu fünf Euro kriegen.

Jürgen Raab hatte mit dem Borkenkäfer 2022 verhältnismäßig wenig Probleme. Vielleicht, weil er vieles so macht, wie es der Förster empfiehlt. Er verjüngt und pflanzt ständig nach. Beim Gang durch seine Wälder wird das auch für den Laien schnell deutlich. Überall wachsen junge Bäume. Mal gibt es richtig große „Felder“ mit kleinen Bäumen, aber auch in kleinsten Bereichen wurde nachgepflanzt. Da stehen dann schon auch einmal nur eine Handvoll Pflanzen. Sie stehen in sogenannten Wuchshüllen. „In diesen entsteht ein Kleinklima. Dadurch wachsen die Pflanzen schneller, da sie sich gegen Konkurrenz etwa durch Brombeeren durchsetzen können. Nebeneffekt ist auch der Schutz vor Wildverbiss“, erläutert Förster Wahl. Eingesetzt werden bewusst ganz verschiedene Baumarten. Von der Buche über die Eiche bis zur Kirsche. „Je mehr Pflanzenvielfalt, desto geringeres Schädlingsaufkommen“, sagt Raab. Und Wahl nickt. Und warum ist es so wichtig, dass der Wald nicht stirbt? „Er ist auch Sauerstofflieferant und Grundwasserspeicher“, betont Förster Wahl.

Waldbauer Raab pflanzt meist im Frühjahr, manchmal auch im Herbst. 2022 waren es insgesamt 1400 Bäume. Auch seine Frau und seine Kinder sind oft dabei. Vor allem die beiden älteren Töchter Fiona und Marlena sind schon richtige Experten. „Wir haben mit dem Spaten ein Loch gebuddelt“, erinnert sich Fiona. „Dann habe ich den Baum eingesetzt und die Erde wieder rein.“ 20 bis 30 Bäume haben die Kinder gepflanzt, sagt Jürgen Raab. „Es ist nicht wirklich wie Arbeit, eher eine Auszeit“, sagt Fiona. „Es war schön zu sehen, wie sie groß werden, wenn man durch den Wald läuft“, sagt Marlena. Fiona fügt hinzu: „Da geht einem schon das Herz auf.“

Papa Jürgen gefällt es, wenn er sein Wissen weitergeben kann. Auch Kinder von Familien, deren Pferde auf seinem Hof stehen, waren schon begeistert. Raab würde diese Begeisterung gerne auch an andere Interessierte weitergeben. „Die Kinder sollten die Freude am Wachsen erleben.“ Seine Idee: Junge Familien helfen Forstwirten, können unter Anleitung Bäume pflanzen, dabei den Gang in den Wald genießen lernen, abschalten, und gleichzeitig helfen, dass der Wald nicht stirbt. „Danach noch ein Zusammensein, der Waldbesitzer gibt eine Brotzeit aus“, sagt Raab. Das Ziel: Bei Kindern und Jugendlichen das Bewusstsein zu schärfen, wie schön Wälder sind und wie verhältnismäßig leicht man dort etwas bewirken kann.

Raab würde den Anfang der Pflanzaktion machen, die für März oder April 2023 geplant ist. Die Forstämter koordinieren das Ganze und bringen weitere interessierte Waldbauern und interessierte Waldfreunde zusammen (Adressen siehe am Ende des Artikels). Raab sieht darin auch einen Versuch, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Eventuell könnten solche Aktionen auch für Firmen interessant sein, die Sponsor von Nachpflanzungen werden könnten, sagt er. „Wir sollten nicht so viel über den Borkenkäfer und dessen Schäden reden, sondern handeln“, findet Raab. Und hofft, dass sich einige Mitstreiter melden.

INFO: Zur Vermittlung wenden sich Interessierte telefonisch (am besten zu den Sprechzeiten mittwochs von 9 bis 11 Uhr) oder per Mail an Rainer Zapf, Leiter Forstrevier Weidenberg (Telefon: 0 92 78/98 55 14; Mail: Rainer.zapf@aelf-bm.bayern.de) oder an Dirk Wahl, Leiter Forstrevier Creußen (Telefon: 0 92 70/2 94 99 93; Mail: Dirk.wahl@aelf-bm.bayern.de).

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