Thema Siegfried-Ausstellung: Vor den Karren gespannt

Von Michael Weiser

Wir müssen nochmals auf die Ausstellung im Neuen Rathaus zurückkommen. Nicht, weil sie so gut ist. Sondern weil sie eine Menge über den Umgang mit Geschichte in Bayreuth aussagt.

 
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Also, die Ausstellung des Siegfried-Wagner-Verbands heißt „1914 fff. Vom Fahnenschwur zur Friedenshymne“, hat mit Siegfried Wagner zu tun und stellt uns mitunter vor Rätsel. Mit dem „fff“ zum Beispiel; wahrscheinlich heißt es in diesem Falle nur „und so fort und so fort“, was ganz gut zu der Ausstellung an sich passen würde: Irgendwas mit 1914, dem Ersten Weltkrieg und dazu eine Menge anderes Zeug um und von Siegfried Wagner. Aber um den Titel geht es gar nicht. Die Probleme liegen woanders.

Das erste Problem besteht darin, dass man sich kaum zurechtfindet auf den Fahnen, die Textschnipsel zu Textschnipsel stellen und Foto zu Foto, ohne dass ein roter Faden zu erkennen ist. Das zweite Problem sind Flüchtigkeitsfehler. Da beginnt der Erste Weltkrieg dann schon mal 1913. Das dritte Problem: Die Ausstellung will gar nicht wirklich Informationen über einen Künstler im Krieg vermitteln, sondern vielmehr eine Meinung: Dass Siegfried Wagner nicht nur ein genialer Künstler, sondern ein freisinniger Streiter für den toleranten Umgang mit Andersdenkenden gewesen sei. Ein humaner Kosmopolit.

Ansichten, die Fachleute nicht teilen, gelinde gesagt. „Quatsch“, sagt etwa Hannes Heer, einer der Verantwortlichen der Ausstellung „Verstummte Stimmen“. Das größte Problem aber liegt in Bayreuth. Die Stadt hat eine eindrucksvolle Reihe gescheiterter Jubiläen und Gedenkfeiern hingelegt, so lang, dass man den Eindruck gewinnen kann, Bayreuth sei Geschichte egal.

Die ganze Welt gedenkt des Ersten Weltkriegs, seiner Folgen, die bis in die heutige Zeit reichen. Doch Bayreuth schweigt. Es gibt keine Ausstellung zum Thema, nichts zur Rolle als Garnisonsstadt. Wären nicht private Initiativen wie die des „Anderen Museums“, des Historischen Vereins und des Evangelischen Bildungswerkes: In Bayreuth würde das epochale Datum nicht gewürdigt werden.

Mit der Siegfried-Ausstellung hat sich das offizielle Bayreuth seiner Pflicht nicht entledigt. Im Gegenteil: Mit dieser Präsentation, die Siegfried zur Friedenstaube stilisiert, hat man sich lediglich vor einen Karren spannen lassen. Womit auch wieder belegt ist, wohin Geschichtslosigkeit führt.