Starke Teamleistung Erster Bundesligasieg des Medi-Teams fällt deutlich aus

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Ob mit Zug zum Korb oder wie hier von der Dreierlinie: James Woodard (am Ball) war mit 26 Punkten der überragende Spieler in einer starken Bayreuther Mannschaft. Foto: Jan Huebner Foto: Jan Huebner

BASKETBALL. Es könnte tatsächlich die von Trainer Raoul Korner erhoffte Initialzündung gewesen sein: Nach dem ersten Saisonsieg am vergangenen Mittwoch im Europe Cup gegen Pristina (97:89) scheint für Medi Bayreuth jetzt auch in der Bundesliga der Knoten geplatzt zu sein. Bei den Frankfurt Skyliners feierte die mit vier Niederlagen gestartete Mannschaft einen vor allem in dieser Deutlichkeit nicht zu erwartenden 88:74 (51:31)-Erfolg.

 
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Zwischenzeitlich führten die Gäste gegen den Fast-Bezwinger von Meister Bayern München (77:81) sogar schon mit 27 Punkten. Das war in der 27. Minute der Fall, als Evan Bruinsma einen Dreier zum 70:43 versenkte. Gerade in dieser Phase fand das Medi-Team in der Offensive immer wieder spielerische Lösungen. Der Ball wurde gut bewegt, einfache Abschlüsse waren die Folge.

Letztes Viertel 11:22 verloren

Wenn man nach dieser grandiosen Steigerung der Bayreuther überhaupt einen Kritikpunkt finden will, dann kann es nur der Schlussabschnitt sein, den die Bayreuther mit 11:22 abgaben. Schon zum Ende des dritten Viertels ließ die Intensität in der Verteidigung – bei einem so hohen Vorsprung verständlich – etwas nach, so dass Frankfurt nach nur 16 und 15 Punkten vor der Halbzeit 21 Zähler erzielen konnte.

Doch erst nach dem 59:83 durch den besten Bayreuther, James Woodard (26 Punkte bei 10/13 Würfen), kamen die Skyliners noch einmal etwas heran, weil sich das Medi-Team einige unnötige Ballverluste erlaubte, mehr Offensivrebounds zuließ und eine schlechtere Wurfauswahl traf. So gelangen ihm in den letzten fünfeinhalb Minuten nur noch fünf Punkte. Doch symptomatisch für das Spiel der Hausherren schauten die Dreier oft in den Korb, fielen aber nicht (8/28). So blieb es selbst beim 74:85 knapp zwei Minuten vor dem Ende bei der zweistelligen Gästeführung.

Oberschenkelverletzung bei Leon Kratzer

Kurz zuvor hatte sich der aus Bayreuth stammende Skyliners-Center Leon Kratzer nach seinem 13. Rebound (fünf davon am offensiven Brett) im Kampf um den Ball mit Reid Travis am Oberschenkel verletzt. In der ersten Halbzeit war der 22-Jährige zusammen mit dem Frankfurter Topscorer Lamont Jones (20 Punkte) der Einzige, der den als Mannschaft auftretenden Bayreuthern (18:12 Assists) etwas entgegenzusetzen hatte. Zum 9:2-Start der Skyliners steuerte Kratzer vier Punkte bei.

Mit dem Selbstvertrauen vom Europe-Cup-Sieg ließen sich die Bayreuther davon aber nicht aus der Ruhe bringen, übernahmen beim 13:12 (7.) erstmals die Führung und bauten diese dann mit schnellen Händen in der Defensive und gegen eine zunehmend bröckelnde Frankfurter Verteidigung über 28:18 (11.) und 48:28 (19.) immer weiter aus. Auch zwei lautstarke Auszeiten von Skyliners-Coach Sebastian Gleim änderten nicht viel, in der dritten beim Stand von 37:61 (23.) sagte er dann gar nichts mehr. Und ausgerechnet Wortführer Jones leistete sich gleich danach einen Ballverlust.

Meilenstein von Quantez Robertson

Einziges Highlight aus Frankfurter Sicht blieb somit die Vorlage von Quantez Robertson zum offenen Dreier von Akeem Vargas nach knapp vier Minuten (12:7). Damit durchbrach der 34-jährige Kapitän als neunter Spieler der BBL-Geschichte die Marke von 1000 Assists. Die 79 Punkte, die Frankfurt in den vorherigen fünf Spielen im Schnitt zugelassen hatte, hatten die Bayreuther bereits neun Minuten vor dem Ende erreicht.

Einzelkritik

JAMES ROBINSON (12 Punkte / 22:20 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: 15): Solide Vorstellung des Spielmachers mit guten Trefferquoten aus dem Feld (3/5) und von der Freiwurflinie (5/5). Setzte mit den letzten drei Punkten die Schlussakzente, dazu zwei Assists und zwei Steals bei zwei Ballverlusten. Nur mit der Schnelligkeit von Frankfurts Topscorer Jones (20) und des nach seiner Verletzungspause erstmals eingesetzten Hickey (3) konnte er nicht ganz mithalten.

JAMES WOODARD (26 / 31:41 / 8): War sowohl mit seinen Dreiern als auch gutem Zug zum Korb der Anführer in der Offensive und übernahm dazu teilweise den Ballvortrag (drei Assists). Mit starken Trefferquoten (6/6 Zweier, 4/7 Dreier) nicht nur Topscorer der Partie, sondern schnappte sich auch noch vier Rebounds. Seine Punkte zum 85:68 (37.) stoppten zudem den Frankfurter 9:0-Lauf.

Bastian Doreth (3 / 17:40 / -1): Führte sich mit einem Foul an Hickey und einem Ballverlust gegen den Frankfurter Spielmacher nicht gut ein, sorgte mit seinem einzigen Dreier (bei vier Versuchen) zum 28:18 (11.) aber immerhin für den ersten zweistelligen Bayreuther Vorsprung. Vorlagen (drei) und Turnovers (zwei) hielten sich in etwa die Waage.

ANDREAS SEIFERTH (6 / 14:58 / -2): Die erneute Berufung von Seiferth und Travis in die Startformation verfehlte zunächst ihre Wirkung, weil Seiferth Probleme mit Kratzer (acht Punkte, 13 Rebounds) hatte. Nach anfänglichen Fehlwürfen sowohl aus der Halbdistanz als auch am Korb (2/4) bewies er aber Reboundstärke (fünf) und Übersicht mit starken Pässen (zwei Assists).

Lukas Meisner (0 / 15:37 / 4): Nach seinen starken Leistungen zu Saisonbeginn kam er diesmal erst nach 15 Minuten aufs Feld. War dann zwar engagiert (fünf Rebounds), machte aber eine unglückliche Figur (0/1 Würfe, zwei Ballverluste). Kurz vor Schluss flutschte ihm frei unter dem Korb der Ball durch die Finger.

Bryce Alford (9 / 17:50 / 8): Der Bayreuther Topscorer fand nicht zu seinem Wurf (2/5 Dreier). Seine Punkte wurden aufgrund der Leistung der anderen aber nicht vermisst.

REID TRAVIS (5 / 20:34 / 6): Blieb mit 1/4 Würfen noch unter seinem Saisonschnitt von nur 28 Prozent, zeigte aber immerhin Präsenz unter dem Korb und zog einige Fouls (3/4 Freiwürfe); drei Rebounds, zwei Steals.

Justin Raffington (0 / 4:15 / 6): Holte in seiner kurzen Einsatzzeit immerhin zwei Rebounds und gab eine Vorlage.

Evan Bruinsma (14 / 24:36 / 14): Fühlt sich offenbar wohler, wenn er von der Bank kommen kann, und scheint sich allmählich an die Physis in der Bundesliga gewöhnt zu haben, was acht Rebounds (drei davon am offensiven Brett) unterstreichen. Seine Stärken von der Dreierlinie konnte er zwar nicht unter Beweis stellen (1/4), dafür mit guter Quote aus dem Zweierbereich (4/6).

NATE LINHART (13 / 29:16 /12): Fast so, als wäre er nie weg gewesen. Machte nach seinen ersten Punkten zum 12:12-Ausgleich (6.) eine starke Partie (6/9 Würfe) und engte in der Verteidigung die Kreise von Robertson ein. Nur die drei Ballverluste trübten etwas seine persönliche Statistik (drei Rebounds, vier Assists).

Joanic Grüttner Bacoul (0 / 1:13 / 0): Traf mit seiner einzigen Aktion völlig frei unter dem Korb nicht einmal den Ring. Böse Zungen würden behaupten, dass er sich das von Travis abgeschaut hat.

Stimmen zum Spiel

Raoul Korner (Trainer Bayreuth): Ich möchte meiner Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen, wie sie sich in dieser schwierigen Phase langsam wieder herauskämpft. Wir haben vor dem Spiel die Rebounds als Schlüssel ausgemacht. Dass wir dann aber drei Viertel lang fast auf perfektem Level spielen, offensiv wie defensiv, freut mich sehr. Am Ende sind wir durch die kleine Aufstellung der Frankfurter ins Zögern geraten, konnten aber die wichtigen Plays machen. Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, bewegen uns aber in eine vernünftige Richtung.

Sebastian Gleim (Trainer Frankfurt): Glückwunsch an Raoul und seine Mannschaft zum verdienten Sieg. Wir haben gut begonnen und einige Dinge umgesetzt, die wir uns vorgenommen haben. Bayreuth ist dann mit guten Wurfquoten zurück ins Spiel gekommen. Wir haben im Gegenzug keine Geduld gehabt und den Ball nicht mehr bewegt. Dafür haben wir heute die Fahrkarte kassiert. Ich habe keine Erklärung für dieses Spiel, denn die Vorbereitung und das Training in dieser Woche waren sehr gut.

Andreas Seiferth (Center Bayreuth): Wir haben zumindest drei Viertel genau das umgesetzt, was wir wollten, den Ball bewegt und verteidigt. Es ist keine einfache Halle, um zu gewinnen, aber es war ein überzeugender Sieg. Nach vier Niederlagen fällt eine große Last von den Schultern. Wir sind jetzt fast alle beisammen und stabiler. Ich hoffe, dass ich weitere Impulse geben kann.

Statistik

Frankfurt Skyliners: Hickey (3 Punkte / 22:38 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -16), VARGAS (9 /31:37 / -4), FREUDENBERG (11 / 19:25 / 7), JONES (20 / 33:21 / -5), Schmidt, Waleskowski (0 / 1:57 / -3), McQuaid (3 / 7:32 / -5), KRATZER (8 / 25:23 / -9), ROBERTSON (15 / 34:40 / -11), Hines (3 / 19:56 / -20), Völler (2 / 3:31 / -4); Feldwurfquote: 25/63 (40 Prozent), davon 8/28 Dreier (29 Prozent): Freudenberg (3/5), Robertson (2/5), McQuaid (1/3), Vargas (1/4), Jones (1/5); Freiwürfe: 16/25 (64 Prozent); Rebounds: 21 defensiv, 13 offensiv (Kratzer 8/5, Hines 4/2); Assists: 12 (Hickey, Jones, Robertson je 3); Ballgewinne: 7; Ballverluste: 12 (Kratzer 5); Effektivität: 69 (Kratzer 15, Robertson 14, Jones 13).

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 30/58 (52 Prozent), davon 10/24 Dreier (42 Prozent): Woodard (4/7), Alford (2/5), Robinson (1/1), Linhart (1/2), Doreth (1/4), Bruinsma (1/4); Freiwürfe: 18/20 (90 Prozent); Rebounds: 30 defensiv, 7 offensiv (Bruinsma 5/3, Seiferth 5/0, Meisner 5/0); Assists: 18 (Linhart 4, Woodard 3, Doreth 3); Ballgewinne: 7; Ballverluste: 13 (Linhart 3); Effektivität: 110 (Woodard 29, Bruinsma 18, Linhart 15, Robinson 12, Seiferth 12).

SR: Matip, Krause, Oruzgani; Zuschauer: 3700.

Stationen: 9:2 (3.), 12:13 (7.), 16:25 (1. Viertel), 18:28 (11.), 18:33 (13.), 28:51 (20.), 31:51 (Halbzeit), 37:63 (24.), 43:70 (27.), 50:72 (29.), 52:77 (3. Viertel), 59:79 (31.), 59:83 (35.), 68:83 (37.), 74:85 (39.), 74:88 (Ende).

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