Stadtarchivar Andreas Bayerlein hat zum Jubiläum eine Ausstellung zusammengestellt – Eröffnung heute Austellung: Kurioses von der Feuerwehr

Von Sarah Bernhard

Sie musste sich mit brennenden Schuhen, Hermann Göring und abgestürzten Hubschraubern auseinandersetzen: In ihrer 150-jährigen Geschichte hat die Pegnitzer Feuerwehr viele schlimme, aber auch viele kuriose Situationen gemeistert. Ab dem morgigen Dienstag zeigt Stadtarchivar Andreas Bayerlein die spannendsten Ereignisse in einer Ausstellung.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Es könnten einfach nur zerbeulte Helme oder wertlose Schriftstücke sein. Geschrieben in gestochener altdeutscher Schrift oder mit einer alten Schreibmaschine. Aber wenn Stadtarchivar Andreas Bayerlein sie in die Hand bekommt, dann erwachen die Dinge zum Leben.

Wochenlang hat er das Archiv durchstöbert, hat Feuerwehren und Privatleute abgeklappert – und dann, rechtzeitig zum 150. Feuerwehr-Jubiläum, aus seinen Fundstücken eine Ausstellung gemacht. „Ich will, dass die Dokumente auch mal vom Keller hochgeholt werden. Die sollen nicht da unten verstauben“, sagt der 48-Jährige. Dem Kurier hat er einige Geschichten schon vorab erzählt.

Die Collage

Die Pegnitzer Feuerwehr wird 1866 gegründet, damals laufen noch drei Mann mit Hörnern durch die Stadt, um bei einem Brand die Kameraden zu alarmieren, den Spritzenwagen ziehen Pferde. Aber kreativ waren die Feuerwehrmänner schon vor 150 Jahren: Von der Pegnitzer Wehr hat Bayerlein eine Collage bekommen, in der ein Foto der damaligen Mannschaft vor eine Zeichnung der Pegnitzer Innenstadt geklebt wurde. Dass das Bild wirklich so alt ist weiß er, weil auf der Zeichnung noch die alte St.- Bartholomäus-Kirche zu sehen ist – und die wurde 1899 abgerissen.

Aus der Zeit vor der Jahrhundertwende stammt auch das Glanzstück der Ausstellung: eine Feuerwehrspritze, die sich Bayerlein von der Feuerwehr Buchau ausgeliehen hat.

Die Schlauchlieferung

75 Meter Feuerwehrschlauch liefert eine Regensburger Firma im Juni 1941 an die Gemeinde Pegnitz. Reichsmarschall Hermann Göring hatte die neuen Schläuche genehmigt – allerdings für Neuhaus an der Pegnitz. Denn  zu dieser Zeit gehört ihm Burg Veldenstein, die er, angelehnt an den Namen seiner Frau, „Carinhall“ nennt. Der Bürgermeister leitet die Schläuche umgehend weiter.

Der Brief

Im Januar 1952 schreibt die Feuerwehr dem Bürgermeister einen Brief - beim Brand in der Bäckerei Steger am 24. Dezember 1951 hätten sich zwei Feuerwehrleute die Schuhe verbrannt. Man bittet darum, dies der Versicherung zu melden.

Der Blitzeinschlag

Am 3. Mai 1952 schlägt ein Blitz in eine Scheune in Leups ein, sechs Häuser und acht Scheunen brennen. Die Pegnitzer Wehr bekommt erst spät etwas vom Brand mit, weil die Telefone tot sind. Und dann ist nach 20 Minuten Löschen auch noch der Dorfteich leer, die Verlegung der Schläuche zum Bach kostet weitere Zeit. Am Ende dieses Tages werden fast 50 Personen obdachlos sein, der Schaden liegt bei 500 000 DM. Aber die Spendenbereitschaft ist groß: Ein Dokument vermerkt, welche Geschäfte Hilfen gewähren. Zum Beispiel Gutscheine für Pfannen, Polsterstühle – oder Damenschlüpfer.

Die Gleichberechtigung

Am 17. Januar 1955 „um ½ 8 Uhr“ lädt die Feuerwehr „bei Kamerad Jmhof“ zur Jahresversammlung. Beim anschließenden Kameradschaftsabend sind explizit „auch die Frauen und Freundinnen herzlichst eingeladen“. Unter einer Bedingung: „Wir bitten alle, einen recht guten Humor mitzubringen.“

Der Hubschrauberabsturz

Am 18. August 1971 stürzt auf der Fischlhöhe ein Hubschrauber der US-Armee ab, der auf dem Weg nach Grafenwöhr war. Alle 37 Soldaten an Bord sterben. Der Grund: Materialermüdung. „Nicht mehr zu reparieren“, notiert die US-Armee. Hunderte Menschen kommen „mit Kind, Radio und Bier“ zur Unfallstelle, melden die Nürnberger Nachrichten. Sie sehen allerdings kaum etwas: Die Armee hat das Gelände weiträumig abgesperrt.

Das Zugunglück

Am 30. Dezember des gleichen Jahres stoßen bei Zips ein Güterzug und eine Lokomotive zusammen. Der übermüdete und völlig betrunkene Lokführer, der nach einem Zwischenstopp in Pegnitz eigentlich nach Neuhaus weiterfahren sollte, fuhr stattdessen zurück nach Schnabelwaid. Als die Lok gegen den von dort kommenden Güterzug prallt, ist der Aufprall so heftig, dass sie wieder über 200 Meter weit zurückgeschoben wird. Der Lokführer und der Heizer im Güterzug (der auf der letzten Fahrt vor seiner Versetzung war) sind sofort tot, der Lokführer des Güterzugs stirbt einige Wochen später im Krankenhaus.

Die Ausstellung

Am morgigen Dienstag um 11 Uhr eröffnet Bürgermeister Uwe Raab die Ausstellung im Foyer des Bürgerzentrums. Die Ausstellung mit Dokumenten, Bildern und Objekten kann bis 30. Juni besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.

Hauptstraße 73

Bilder