Reiner Neumann aus Thüringen lebt fast genauso lange schon in Oberfranken Der doppelte C(G)reußener

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Reiner Neumann aus Creußen. Der Thüringer wohnt seit fast 25 Jahren in der oberfränkischen Partnerstadt Creußen. Foto: Ralf Münch Foto: red

„Hier bin ich der Ossi, in Thüringen der Wessi“, sagt Reiner Neumann lachend. Der 59-Jährige wohnt seit 1992 in Creußen, aufgewachsen ist er in der Partnerstadt Greußen. In Creußen ist er zurzeit zu Hause, aber seine Heimat ist Thüringen, sagt er.

 
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Das erste Mal davon gehört, dass es in Oberfranken eine Stadt mit fast dem gleichen Namen gibt, hat er 1987. Da war er in Oldenburg beim 80. Geburtstag seines Großvaters. Auf der Rückfahrt mit dem Zug hat ihn der Schaffner scherzhaft gefragt, wo er denn genau hin will, nach Creußen oder nach Greußen. „Da habe ich erst registriert, dass es beide Orte gibt.“ Von den damals schon laufenden Bestrebungen des damaligen Creußener Bürgermeisters Klaus Gendrisch für nach einer Städtepartnerschaft hatte man zwar „schon mal gehört“, aber etwas Offizielles gab es nicht.

Freundschaft über Jahre

Als dann Anfang der 90er Jahre – noch vor der offiziellen Partnerschaft – eine Gruppe Greußener mit dem Bus nach Creußen kam, war Neumann dabei. Gewohnt hat er damals bei dem inzwischen verstorbenen Hans Meyer in der Habergasse, der dort eine Kneipe hatte. Daraus ist eine Freundschaft über Jahre geworden, man hat sich auch gegenseitig besucht. Über Meyer ist Neumann dann schließlich auch nach Creußen gekommen.

Nach der Schule hatte er eine Ausbildung zum Wasserbautechniker gemacht, war dann bei der Volksarmee in Bad Salzungen. Danach hat er umgeschult und bei einem Büromaschinenwerk in Sömmerda als Galvaniseur gearbeitet. „Da war der Verdienst besser“, sagt Neumann, der inzwischen verheiratet war und zwei Söhne hatte. Kurz vor der Wende hat er schließlich noch mal umgeschult, war jetzt bei einem Betrieb, der Drainagen in Feldern verlegte. Doch dann hätte er Geld in die Firma einzahlen müssen, damit es weitergeht. Das konnte er nicht und so wurde er arbeitslos. Für ein Jahr hat er sich dann mit einem Imbiss und Getränkehandel selbstständig gemacht.

Bei der Suspa beworben

„Ich habe mich umgehört und woanders beworben, war mit Mitte 30 aber schon zu alt“, sagt Neumann. Dann hat ihn sein Creußener Freund Meyer überredet, sich bei der damaligen Suspa zu bewerben. Das hat geklappt und er bekam eine Stelle im Werk in Haidhof. Das erste halbe Jahr ist Neumann zwischen Greußen und Creußen gependelt, hat bei verschiedenen Bekannten gewohnt. Dann hat er seine Frau und den jüngeren Sohn nachgeholt, der ältere war schon erwachsen und wollte in Thüringen bleiben. „Meine Frau und der Sohn hatten es anfangs recht schwer, sich einzuleben“, erzählt er. Zwölf Jahre – das sei ein schwieriges Alter bei seinem Sohn gewesen. Den Kontakt zur Heimat, wo er in vielen Vereinen aktiv war, hat Neumann nie abgebrochen. Besonders intensiv ist der Kontakt zwischen dem Creußener Fischereiverein und den Greußener Angelverein, die schon lange eine intensive Partnerschaft pflegen.

Neumann arbeitete noch in Bayreuth, wohnte in Engelmannsreuth, danach wieder in Creußen in der Au und jetzt in der Nähe des Rathauses. Will er für immer hier bleiben? „Nein“, sagt er, spätestens, wenn er und seine Frau im Rentenalter sind, wollen sie wieder zurück. Seit Anfang des Jahres ist er wegen gesundheitlicher Probleme erwerbsunfähig. Momentan geht es ihm aber ganz gut und er fährt mehrmals die Woche für die Diakonie Leute in die Tagespflege nach Pegnitz.

Die Creußener sind freundlich, aber zurückhaltend

„Creußen ist unser neues Zuhause“, sagt er noch einmal, es ist aber nicht die Heimat. Die Creußener selber bezeichnet er als freundlich, aber zurückhaltend und manchmal vorsichtig. Und man spürt immer noch dieses West-Ost-Gefälle, so der 59-Jährige. Es sind zwar manchmal nur kleine Dinge oder der unterschiedliche Verdienst für gleiche Tätigkeiten, aber der Unterschied ist da.

Damals, vor der Wende, waren es politische Gründe. Da konnten sie zum Beispiel nicht reisen, wohin sie wollten. Und Neumann hätte gerne mehr von der Welt gesehen.

Das hat er aber in den 90er Jahren nachgeholt. In Italien, Dänemark, Norwegen und Schweden war er schon. Er träumt noch von Kanada oder Neuseeland, aber dafür hat es bislang nicht gereicht. Ansonsten fühlt er sich in Oberfranken sehr wohl. „Aber die Thüringer Bratwürste sind besser“, sagt Neumann lächelnd, da ist kein Majoran drin.

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