Reichsbürger: Weltbild voller Widersprüche

Von Thorsten Gütling

Reichsbürger beschäftigen die Bayreuther Justiz. Dass ihr Weltbild ohne Widersprüche nicht funktioniert, sollte ihnen zu denken geben.

 
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Die Anzeigen eines Bayreuther Reichsbürgers beschäftigen die Justiz. Foto: dpa Foto: red

Polizei, Gerichte, Verwaltung - dass sie alles, worauf unsere gesellschaftliche Ordnung fußt, nicht anerkennen, ist die eine Sache. Das liegt an ihrer Interpretation der Geschichte. Dass sich die Anhänger der sogenannten Reichsbürgerbewegung aber zur Wahrung ihrer Interessen der Mittel bedienen, die sie im nächsten Moment bekämpfen, zeigt, wie widersprüchlich ihr Weltbild ist.

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Oliver N. ist Aussteiger. War als Mitarbeiter einer Firma im Außendienst tätig, hatte Frau und Kind. Ein ganz normales Leben, könnte man meinen. Im vergangenen Jahr ist dann irgendetwas schief gelaufen. In Brasilien, erzählt er, hätte man ihm die Augen geöffnet. Für all das, was man gemeinhin als Verschwörungstheorie bezeichnen könnte, ist Oliver N. seitdem offen. Seine Anzeigen beschäftigen die Justiz.

Der Wandel des Oliver N.

Mittlerweile bezieht Oliver N. Hartz IV. Und da fangen die Widersprüche seines neuen Lebens - und die seiner Mitstreiter - auch schon an. Hartz VI müssten ihm eigentlich die Amerikaner zahlen, sagt N. Er habe das dort auch beantragt, nur hätte es in Amerika niemanden interessiert. Man ist gewillt zu sagen: "Dann versuchen Sie es doch mal in Russland." Denn dorthin schickt N. die Kopien seiner Strafanzeigen - gegen die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merke-Erbe, gegen das Bezirkskrankenhaus, gegen die Bayreuther Polizei. Mit der Bitte um Hilfe, aber nichts passiert.

USA oder Russland, Hauptsache Alliierte, könnte man meinen. Von wem genau die "BRD GmbH", wie die Reichsbürger unser Land nennen, heute noch besetzt ist, scheint nicht ganz sicher zu sein. es scheint auch nichts zur Sache zu tun.

Mit Gerichten gegen Gerichte

Und dann bedienen sich die, die deutsche Justiz nicht anerkennen, auch noch deutscher Gerichte. Amtsgerichte sollen ihnen nachweisen, dass sie von Alliierten beauftragt worden sind. Können sie das nicht, hagelt es Klagen vor der nächsthöheren Instanz, dem Landgericht. Zur Begründung sagt Oliver N.: "Ich habe mich an die Amis gewandt, aber die interessiert es nicht."

Jemanden, der auf dem Holzweg ist auszulachen, treibt ihn meist nur noch tiefer in die Sackgasse. Ihm aufzuzeigen, dass sein Weltbild ohne Widersprüche nicht funktioniert, sollte ihm zu denken geben.

thorsten.guetling@nordbayerischer-kurier.de