Funde in der Unterwelt Bayreuth plant archäologischen Rundweg

Archäologe Hartmut Endres (rechts) und der Leiter des Amtes für Städtebauförderung, Holger Leverentz, neben der archäologischen Stele vor dem Caffè Otto in der Maximilianstraße. Zu den vier vorhandenen Stelen sollen acht neue hinzukommen. Ein Rundweg informiert über historische Funde in Bayreuths Unterwelt. Foto: Ralf Münch

Das heutige Bayreuth steht auf jahrhundertealter Geschichte. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Archäologen haben bei Grabungen im Erdreich unzählige Relikte aus dem 13. oder 15. Jahrhundert gefunden. Sie sind die Grundlage eines geplanten Stelen-Rundwegs, der den uralten Spuren folgt.

 
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Bayreuth - „Einzigartig“ nennt Hartmut Endres den Bayreuther Untergrund. Der Archäologe ist seit 2003 in der Stadt tätig. Er ist dabei, wenn bei Baumaßnahmen in die Erde gegraben wird. Und er hat dabei „extrem viele“ extrem alte Dinge gefunden. Vermutlich sind sie Überbleibsel der Anfänge der Stadtgeschichte.

„Beispielsweise haben wir den ersten archäologischen Realnachweis der früheren Burg entdeckt“, sagt Endres. Bislang gab es dazu nur schriftliche Quellen. Als die Maximilianstraße saniert wurde, stießen die Experten auf Reste eines alten Rathauses. In der Dammallee fanden sie Reste eines sogenannten Ossariums. Dort wurden die Gebeine von Toten aufbewahrt. Die Sanierung der Opernstraße brachte vor ein paar Jahren zutage, dass es wohl schon vor 1444 – ab diesem Jahr gibt es Unterlagen – außerhalb der ehemaligen Stadtmauer Holzhäuser gegeben haben muss. Im Zuge der Freilegung der Stadtmauer wurde bemerkt, dass sie vermutlich anders verlief als bisher angenommen. Außerdem hat Endres ein bislang unbekanntes Kanalsystem des Tapperts entdeckt.

Der Rundweg soll noch 2022 eröffnet werden

„Das alles sollen die Leute bald bewusst erleben“, sagt Holger Leverentz, der Leiter des Amtes für Städtebauförderung. Noch in diesem Jahr soll ein Stelen-Rundweg eröffnet werden, dessen insgesamt zwölf Stationen die historische Bedeutung der archäologischen Funde an den Originalschauplätzen erklären.

Vier solcher Stelen gibt es bereits – alle in der Maximilianstraße. Acht weitere kommen bald dazu. Und der daraus entstehende Rundweg wird mit Flyern beworben. Die Kosten von 150 000 Euro hat der Stadtrat jüngst bei den Haushaltsberatungen abgesegnet. 80 Prozent davon bekommt die Stadt von der Regierung von Oberfranken – im Zuge des Förderprogramms Innenstädte beleben. „Der Bewilligungsbescheid der Regierung liegt seit Anfang Januar vor“, sagt Joachim Oppold, der Pressesprecher der Stadt.

Es soll ein einheitliches Stadtbild entstehen

Bei der Gestaltung der Stelen orientiert sich die Stadt am bestehenden Fußgängerleitsystem. „Es wird auf ein einheitliches Bild im Stadtzentrum mit Wiedererkennung Wert gelegt“, betont Oppold. Die anthrazitfarbenen Stelen sind zwei Meter hoch und 40 Zentimeter breit. Mit Texten auf Deutsch und Englisch sowie mit Bildern und Karten wird erklärt, was an diesem Ort vor Jahrhunderten stand. Zusätzlich sollen Interessierte über einen QR-Code weiterführende Informationen abrufen können.

Neben den neuen Stelen in der Opernstraße und am Höhenweg zwischen der Straße Am Mühltürlein und der Zentralen Omnibus-Haltestelle (ZOH) soll es zusätzlich neue Sitzgelegenheiten geben. „Das soll auch zum Flanieren und Verweilen anregen“, sagt Leverentz vom Amt für Städtebauförderung.

Interessant für Touristen und Einheimische

Archäologe Endres betont den historischen Wert des neu geplanten Rundwegs. „Durch die Grabungen konnten wir viel vom Stadtbild der mittelalterlichen Stadt erhalten.“ Dies anhand der Stelen nachzuerleben, sei für Touristen ebenso interessant wie für Einheimische.

Die gefundenen Relikte würden meist zunächst in Schloss Seehof bei Bamberg aufbereitet. Dort ist die oberfränkische Dienststelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. „Danach kommen viele Dinge in die Museen der Stadt Bayreuth“, sagt Endres.

Der Experte kann anhand seiner Funde die Geschichte mancher Ecken der Stadt nacherzählen. So gebe es etwa im Haus in der Maximilianstraße 83 – heute Heimat des italienischen Lokals L’Osteria – eine markante Eckbebauung, die ihren Ursprung in längst vergangener Zeit hat, aber noch heute existiert. „Wie bei Puzzleteilen der Geschichte“ setze sich alles zusammen, sagt Endres. Nicht mehr lange, dann können auch Besucher des Stelen-Rundwegs das historische Erbe der Stadt zusammenfügen.

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