Plage im Griff: Borkenkäfer auch rund um Pegnitz ein Problem 200 Käfer sind der Fichte Tod

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Er ist wieder da. Oder besser: Er ist immer noch da. Der Borkenkäfer verschont auch die Wälder rund um Pegnitz nicht. Kontrolle ist da alles, sagt Eduard Meyerhuber, stellvertrender Leiter des Forstbetriebs. Ständige Kontrolle. Und: Wo sich der Schädling eingenistet hat, hilft nur eine Radikalkur - raus aus dem Forst mit dem befallenen Stämmen. Und zwar schnell. Wobei die Pegnitzer Forstleute noch Glück haben. Woanders ist die Lage noch viel schlimmer.

 
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Ein Forstweg kurz hinter Horlach. Ein rot-weißes Banner versperrt den Durchgang. Zeigt an: Hier ist zurzeit gesperrt. Wegen Baumfällarbeiten. Das ist Forstinspektor Werner Schmidt zu verdanken. Er ist für diesen Distrikt zuständig. Und damit für dessen Kontrolle. Eigentlich wollte er an einer ganz anderen Stelle nach dem Rechten sehen. Dort, wo im Jahr zuvor Borkenkäfernester registriert wurden. „Dabei kam ich hier vorbei und habe diese Stämme entdeckt. Fast schon zufällig“

Schnell muss es gehen

Wie gesagt: Wo der Käfer ist, ist rasches Handeln angesagt. Schon einen Tag später rücken Mitarbeiter mit der Motorsäge an und legen die betroffenen Bäume um. Der Holzrücker ist auich schon informiert. Denn auch aus einem gefällten Baum können die Käfer ausschwärmen. Forstbetriebsleiter Frank Pirner zeigt auf die Larven unter der Rinde: „Die sind noch nicht das Problem, da waren wir rechtzeitig da - aber da sind auch schon sehr aktive Jungkäfer dabei.“

Buchdrucker dominiert

Es handelt sich um Fichten. Natürlich. Sind sie doch die Lieblingsbäume des Käfers. Vor allem des Buchdruckers, der in unseren Breiten die am meisten verbreitete Art ist. Sein Kollege, der Kupferstecher, kommt eher selten vor, „kümmert“ sich vor allem um schwache, kranke Bäume. Anders der Buchdrucker.

20.000 Tierchen pro Stamm

Eduard Meyerhuber nennt Zahlen: „20.000 Borkenkäfer können sich in einem Stamm einnisten, 200 reichen, um einem gesunden Baum den Garaus zu machen. Wie gesagt: Der Raum Pegnitz darf sich glücklich schätzen. Halten sich hier doch die Fichtenbestände in Grenzen, dominiert hier doch oft die Kiefer. Anders als etwa in der Region München oder im Raum Landsberg, „die haben das 20-fache“. Dort hat im vergangenen Jahr zudem Sturm Nicklas gewütet. „Die großen Windbruchflächen sind natürlich ein idealesa Betätigungsfeld für den Borkenkäfer“, sagt Frank Pirner.

Ganz oben ein Thema

Und verweist auf die enorme Bedeutung, die dem Problem in den Chefetagen des Staatsforstes eingeräumt wird - das wird dort ganz oben angesiedelt.“ Die Folge sind wöchentlich aktualisierte Berichte über die Borkenkäfer-Situation im Freistaat. Mit Grafiken, Tabellen, Statistiken, die ständig angepasst werden. Längst existiert ein Früherkennungs- und damit auch ein Frühwarnsystem. Dazu gibt es eine eigene Software, die jeder Förster und jeder Revierbetreuer auf seinem Tablet eingerichtet hat. „Sie wird ständig mit neuen Erkenntnissen gefüttert und damit auf dem neuesten Stand gehalten. Und jeder hat darauf Zugriff“, so Pirner. Bald sollen alle Waldarbeiter mit Smartphones ausgestattet werden, auch sie können dann die Standorte von Fällaktionen oder neu entdeckte Käfernester direkt eingeben.

Es geht auch ums Geld

Es ist kein Wunder, dass die Staatsforst-Führung der Käferplage so viel Aufmerksamkeit schenkt. Schließlich geht es dabei auch ums Geld, um handfeste wirtschaftliche Interessen. Beispiel München: „Da müssen schnell mal 100.000 Festmeter Schadholz raus“, so Pirner. Mehr als zehn Euro pro Festmeter lassen sich da kaum erzielen. Weil es dem Holz logischerweise an Qualität fehlt. Macht eine Million. Doch was viel klinkt, ist in Wahrheit ein Minusgeschäft. Denn: „Die betroffenen Flächen mit dieser enormen Größenordnung wieder aufzuforsten, kostet wohl deutlich mehr.“

Glückliches Pegnitz

Von solchen Dimensionen ist man in Pegnitz weit entfernt. Rund 120.000 Festmeter Holz werden im Forstbetrieb pro Jahr eingeschlagen, vom Borkenkäfer betroffen waren 2016 bisher nur 2000 Festmeter. „Da kann im September noch etwas dazukoimmen“, sagt Pirner. Grundsätzlich jedenfalls habe man den Borkenkäfer im Griff. Weil eben regelmäßig und intensiv der Waldbestand überprüft werde. Nicht nur ab April, wenn die Käfer zu schwärmen beginnen. Sondern sogar im Winter. Aber das Problem als solches wird immer da sein, beont Eduard Meyerhuber. Also auch im nächsten Jahr...

Warum Totholz so wichtig ist

„Viele Leute verstehen das einfach nicht“, sagt der Pegnitzer Forstbetriebsleiter Frank Pirner. Oder sie wollen es nicht verstehen, fügt er hinzu. Es geht darum, was im Veldensteiner Forst gefällt wird und was nicht. Auf den ersten Blick prächtig grüne Bäume liegen umgesägt im Wald und warten auf ihren Abtransport. Daneben stehen abgestorbene Bäume der eher traurigen Gestalt. Aus Sicht des Ökosystems Wald ein Muss, so Pirner. Denn gerade dieses Totholz - ob stehend oder abgebrochen - ist ein wichtiger Lebensraum. Für Fledermäuse, für Vögel, für Kauze.

Ein Überlebensraum

Und vor allem auch für Käfer. Denn neben dem Schädling Borkenkäfer und ein paar Schmetterlingsarten, die der Kiefer auf die Rinde rücken, gibt es zahlreiche andere Tierchen, die zum einen nützlich, zum anderen auch inzwischen selten geworden sind. Über 1300 Käferarten existieren in unseren Breitengraden, sagt Pirner. Und viele davon sind auch in unseren Wäldern zu Hause. Der „saubere Wald“ wie nach dem Zweiten Weltkrieg, als jeder Ast als Brennholz dienen musste, sei alles andere als ein guter Wald. Und deshalb bleibt vieles liegen. Absichtlich. Auch in Zukunft.

Auch die Spitzen müssen raus

Anders ist die Lage, wenn der Borkenkäfer mit im Spiel ist. Dann müssen auch die Fichtengiebel, also die christbaumähnlichen, schwachen und wirtschaftlich nicht verwertbaren Baumspitzen aus dem Wald geschafft werden. Unverzüglich... Sie dienen dann meist für Hackschnitzelanlagen. „Und da haben wir ja in der Region einige, eine rasche Verwertung ist da also gesichert“, sagt Frank Pirner.

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