Neigetechnik bleibt Jubel in Bayreuth: „Richtungsweisende Entscheidung“

Spektakuläre Nachtaufnahme vom Hauptbahnhof: Er wird auch nach 2029 das Ziel für Neigetechnik-Züge sein. Es ist die Grundlage für schnelle Verbindungen nach Bayreuth. Foto: Eric Waha

Freude über Parteigrenzen hinweg: Dass sich der Freistaat Bayern auch nach 2029 zu der für die Bayreuther Zuganbindung so wichtigen Neigetechnik bekennt, finden in Bayreuth und Umgebung sehr viele sehr gut.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

18 Minuten zwischen Nürnberg und Bayreuth. So viel Zeitersparnis gibt es auf der Strecke seit dem Einsatz von Neigetechnikzügen. Weil sich Züge auf kurvenreichen Bereichen – etwa durch die Fränkische Schweiz – neigen können und die Fahrt nicht langsamer wird. Die Nachricht aus München, dass es das auch nach 2029 unabhängig von weiteren Entscheidungen zur Franken-Sachsen-Magistrale geben wird, wird in Bayreuth geradezu euphorisch aufgenommen.

Am Dienstag hat der Ministerrat der bayerischen Staatsregierung entschieden, auch danach Neigetechnik-Züge in Ostoberfranken einzusetzen. Der Hintergrund: Die Bahnstrecken zwischen Nürnberg, Marktredwitz und Hof inklusive des Abzweigs nach Bayreuth sind nicht elektrifiziert. Dort fahren noch Dieselloks. Da es das bundesweit nicht mehr oft gibt, gilt die Region als „Diesel-Insel“.

Nach Diesel kommt Wasserstoff

Aktuell wird der Neigetechnik-Dieselfahrzeugtyp VT 612 eingesetzt. Diese Züge werden allerdings nicht mehr produziert; ihre Nutzungsverträge laufen 2030 aus. Bis spätestens 2032 müssen sie außer Dienst gestellt werden. Die Neigetechnik soll aber bleiben – auch wenn das Mehrkosten bedeutet. Einen Rückfall in die Zeiten vor 1992, als die Neigetechnik eingeführt wurde, gibt es nicht. Die Dieselloks sollen durch moderne Wasserstoff-Züge ersetzt werden. Eine „Weltneuheit“ seien die, heißt es.

Für Bayreuth und Umgebung ist die Entscheidung Grundlage für eine von Politik und Wirtschaftsverbänden schon lange und in jüngster Zeit wieder sehr vehement geforderten Verbesserung der Bahnanbindung der Stadt. Die Debatte war neu aufgeflammt, nachdem die neueste Kosten-Nutzen-Berechnung für die Franken-Sachsen-Magistrale zwischen Nürnberg und Hof mit Abzweig nach Schirnding negativer ausfiel als die vorherige. Der Bau der Schnellfahrstrecke, die Bayern, Sachsen und Tschechien besser vernetzen soll, ist dadurch fraglich.

In Schnabelwaid ist der Anschluss

Um die Argumente für den Bedarf der Magistrale aufrechtzuhalten, ist auch die Neigetechnik zwischen Bayreuth und Nürnberg aus Sicht vieler Politiker ein Faktor. Denn mit ihr hat man von Bayreuth aus einen besseren Anschluss nach Süden bis Schnabelwaid. Dort trifft der Abzweig nach Bayreuth mit der Hauptstrecke Nürnberg – Hof zusammen, die im Zuge der Franken-Sachsen-Magistrale ausgebaut werden soll.

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) verkündete die frohe Botschaft der Beibehaltung der Neigetechnik am Dienstagnachmittag umgehend auch im Bauausschuss des Stadtrats. „Ohne Neigetechnik wäre die Verbindung auch mit Franken-Sachsen-Magistrale so langsam wie vor 1992. Das ist eine richtungsweisende Entscheidung für Ostoberfranken.“

Launert: zentraler Beitrag

Auch die Bayreuther Bundestagsabgeordnete und Stadträtin Silke Launert (CSU) spricht von „guten Neuigkeiten“. Die Entscheidung sei „richtig und wichtig“. „Nur wenn eine gute und vor allem auch schnelle Bahnanbindung sichergestellt ist, stellt die Schiene eine echte Alternative zur Straße dar.“ Die getroffene Entscheidung leiste einen „zentralen Beitrag, die Verkehrswende erfolgreich zu meistern und den ländlichen Raum anschlussfähig zu erhalten“.

Freude auch bei den Grünen, in Bayern Opposition. Lange Zeit sei das Thema leider ausgesessen worden, sagt der Bayreuther Landtagsabgeordnete Tim Pargent. Nun habe Bayern „endlich die Weichen gestellt, dass die Region im Nordosten Bayerns gut und umweltfreundlich angebunden bleibt“. Da durch Neigetechnik Fahrtzeiten kurzgehalten werden, wirke sich das auch positiv auf den umstrittenen Kosten-Nutzen-Faktor der Franken-Sachsen-Magistrale aus. Zudem freut Pargent, dass „auch Strecken, auf denen derzeit keine Elektrifizierung möglich ist, umweltfreundlich angebunden bleiben“.

Autor

Bilder