Neben dem Humbugbrunnen gibt es jetzt auch den Stufenunfug Der Schilder-Pranger

 Das schöne Städtchen Bayreuth bietet mit seiner Beschaulichkeit an sich recht wenig Angriffsfläche. Vordergründig passt ja ohnehin alles, was der Oberfranke an sich und der Bayreuther ganz besonders auch ziemlich genießt. Schweigend genießt. Doch das Schweigen des Bayreuthers ist auch sehr hartnäckig, was das Erkennen von Missständen betrifft.

 
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Irgendwann aber bricht es aus ihm heraus und er muss sich mitteilen. Einer – oder eine? – tut das sehr, sehr leise, weil es bislang noch keinem nennenswert aufgefallen ist. Aber mit einem feinen Sinn für Humor – der lautstarkes Lachen nach sich zieht, wenn man den Witz mit Hintersinn setzen lässt und sich nicht gleich wieder darüber aufregt.

Stufenunfug bei Steingraeber

Der (oder die) mit dem Schilder-Streich hat sich vor kurzem – wie vergangenen Samstag bereits im „Von Tag zu Tag“ glossiert – einen wunderbaren Namen für den Brunnen, den Bayreuth verdient, ausgedacht: „Humbugbrunnen“ stand auf einem weißen Hinweisschildchen, das inzwischen ein wahrscheinlich humorfreierer Mensch wieder entfernt hat.

In der Steingraeber-Passage hat der Anprangerer Bayreuther Besonderheiten die Überwindung einer überaus leichten Steigung durch monstermäßig breite Treppenstufen „Stufenunfug“ getauft. Was auffällt: Er – oder sie – bedient sich schöner, wohlklingender Worte für das Benennen der Missstände. Ein Haudrauf ist das nicht, so scheint es. Er bohrt und hämmert auch nicht, um die Mahnungen am Stein zu befestigen. Und die Schilder haben einen gewissen Stil, der sich der Umgebung anpasst, nicht sofort ins Auge schreit. Es könnte ein Verwandter des nach wie vor unbekannten Fähnchensteckers sein, der die Verkotung des Bayreuther Grüns mit Zahnstocherfähnchen gegeißelt hatte. Ja genau – der mit den Ami-Fähnchen.

Und – ohne dem unbekannten Künstler, der es irgendwie ehrlich zu meinen scheint mit seiner Stadt – vorgreifen zu wollen: Es gäbe da schon noch ein paar Ecken, denen ein Schildchen guttun würde. Einfach so, zum Wachrütteln. Wahnfried-Wahnsinn, vielleicht. Oder Stadthallen-Stümperei. Die Schilder sind Satire, Satire darf viel. Und einen Aufschrei hat es ganz offenbar noch nicht gegeben, denn bei der Stadt weiß man von nichts. Bislang. Bayreuth, eine Stadt für feinen, leisen Humor?

Sie entdecken ein weiteres Schild in der Stadt, dass es bislang nicht gegeben hat? Fotografieren Sie es und schicken es per Mail mit dem Betreff "Schild" an onlineredaktion@kurier.tmt.de

Fotos: Waha/Harbach

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