Mehr Geld für einen besseren Ton

Von Andrea Pauly
Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Die Arbeiten an der Stadthalle haben noch nicht einmal begonnen, da steht schon die erste Kostensteigerung an: Für eine bessere Akustik im großen Saal soll das Bühnenportal deutlich höher werden als bisher. Außerdem soll das Kleine Haus für die Sanierung des Kellergeschosses nun doch abgetragen und später wieder aufgebaut werden. Aber noch ist die Entscheidung darüber nicht endgültig gefallen.

 
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Durch die veränderte Planung, die Baureferent Hans-Dieter Striedl im Bauausschuss vorstellte, soll das Untergeschoss des Kleinen Hauses um 83 Quadratmeter größer werden. Aber nicht nur das: "Das gibt uns enorme Zeitvorteile und die Chance, den Keller viel früher zu machen als bisher geplant", sagte Striedl. Es entsteht Platz für einen Aufzug, durch den auch Menschen mit Behinderung die Toiletten und die Garderobe nutzen können. "Und es hat den Vorteil, dass es weniger kostet", sagte Striedl: Die Einsparung liege vermutlich bei 60.000 Euro. Dafür soll das Kleine Haus abgetragen werden und nach dem Ausbau und der Stabilisierung des Kellers wieder aufgebaut. Die Sandsteine werden in der Zwischenzeit nummeriert und eingelagert.

Der Denkmalschutz ist einverstanden

Die neuen Konzepte für die Sanierung amüsierten die einen und ärgerten die anderen. Denn den Ab- und späteren Wiederaufbau hatte Hans-Dieter Striedl während der Vorplanungen als nicht möglich abgelehnt - nun ist der Denkmalschutz genau mit dieser Version einverstanden, wenn das auch keine übliche Vorgehensweise sei. Damit habe er nicht gerechnet, sagte Striedl. "Da gehe ich in Sack und Asche." Er habe das nicht für möglich gehalten. "Das war keine Böswilligkeit, sondern eine falsche Einschätzung."

Streit über teureren Bühnenaufbau

Während der Bauausschuss diese Pläne ohne Gegenstimmen befürwortete, gab es bei der zweiten Veränderung Meinungsverschiedenheiten. Denn für eine bessere Akustik soll der Bühnenbau verändert werden - und das bringt erhebliche Mehrkosten mit sich: 400.000 Euro. Und das sehen einige Stadträte äußerst kritsch.

Bauske befürchtet eine zweite Elbphilharmonie

Stefan Schlags (Grüne/Unabhängige) sah die Notwendigkeit eines anderen Bühnenbaus nicht: "Wenn die Geigen vorne zu laut sind und die Bässe hinten zu leise, ist das eine Aufgabe für den Dirigenten", sagte er. Er wolle keine Kostensteigerung zulassen, die nicht unbedingt notwendig und unvermeidbar ist. "Das wird in den nächsten Jahren schon vorkommen." Thomas Bauske (SPD) befürchtet, dass die Kosten aus dem Ruder laufen, ähnlich wie beim Haus Wahnfried. Die Stadthalle solle nicht die Bayreuther Elbphilharmonie werden.

Kritiker sollen "ihre Einstellung überdenken"

Stephan Huttner (FDP/DU) kündigte an, dass er die Kostenerhöhung nicht mittragen werde - auch wenn er wisse, dass die Erhöhung des Bühnenportals sinnvoll sei. Doch sei seine Fraktion gegen die teure Version der Stadthallensanierung gewesen. Darauf reagierte Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe (BG): "Die Mehrheit in den Gremien hat das entschieden. Jetzt gilt es, damit weiterzuarbeiten." Sie bat die Kritiker der großen Sanierung, "einfach mal ihre Einstellung zu überdenken". Das forderte auch ihr Fraktionskollege Ernst-Rüdiger Kettel: "Spielt bei der Demokratie mal ein bisschen mit", wandte er sich an die Gegner. "Ich muss auch oft etwas mittragen, obwohl ich innerlich eine andere Meinung habe."

Kosten stehen ohnehin nicht genau fest

Halil Tasdelen (SPD) sprach sich für die neuen Pläne aus. "Das A und O sollte die Akustik sein. Was bringen mir die 55 Millionen, wenn die Akustik nicht passt?" Er würde sich wünschen, dass die Stadthalle günstiger werde als die 55,9 Millionen Euro, die derzeit veranschlagt sind. Aber keiner könne sich über die endgültigen Kosten sicher sein. "Deshalb heißt es Kostenschätzung." CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Specht empfahl, den Vorschlägen der Planer zu folgen: "Es wäre ein Schildbürgerstreich, wenn wir bei einem solchen Projekt mit solcher Bedeutung dem Rat der Experten nicht folgen würden."

Standpauke für Rechenfehler

Die Mehrkosten für den Bühnenbau liegen bei 440.000 Euro. Beim aktuellen Förderszenario gebe es einen Zuschuss von 286.000 Euro. Abzüglich der Einsparungen am Kleinen Haus blieben für die Stadt laut Striedl 94.000 Euro Mehrkosten.

Für diese Berechnung der Kosten holte sich Hans-Dieter Striedl eine Standpauke von Thomas Bauske ab. Denn wie sich die Kostenminderung am Kleinen Haus auf die Förderung auswirkt, ist darin nicht enthalten, wie Stefan Schuh (JB) festgestellt hatte. Bauske warf dem Baureferenten vor, den Stadträten "schöngerechnete" Zahlen präsentiert zu haben. "Wenn uns falsch vorgerechnet wird, dann ist das ein grober Verstoß." Nachdem Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe das abwehrte, sagte auch Striedl, dass er in den Jahren, die er im Bauausschuss Zahlen präsentiert hat, niemals etwas schöngerechnet habe. Aber er räumte ein, einen Fehler gemacht zu haben.

Neue Zahlen

Gegenüber dem Kurier nannte die Stadt am Mittwoch die neue Berechnung:  Die angedachte Vergrößerung der Bühnenportalöffnung ist nach Einschätzung des Stadtbaureferats im großen Umfang förderfähig. Der Zuschuss läge nach Berechnung des Stadtbaureferats bei rund 246.500 Euro, so dass sich - abzüglich der Einsparungen beim Kleinen Haus – der städtische Anteil auf etwa 133.500 Euro belaufen würde.

Endgültige Entscheidung fällt im Stadtrat

Sieben der 17 Mitgleider im Bauausschuss stimmten gegen den höheren Bühnenbau. Damit ist die Entscheidung allerdings nicht gefallen: Die trifft erst der Stadtrat in seiner Sitzung am 22. Februar.

Die Akustik auf und vor der Bühne

Grund für die neuen Pläne ist eine verbesserte Akustik bei Musikveranstaltungen.  "Die Voraussetzung dafür, dass es im großen Saal gut klingt, ist, dass das, was auf der Bühne gespielt wird, auch gut ist", sagte Hans-Dieter Striedl. Diese Aussage sorgte für Schmunzeln im Gremium. Doch Striedl meinte nicht die Qualität der Ensembles auf der Bühne, sondern die Akustik im Bühnenraum - also das, was die Musiker selbst hören. Derzeit sei der Bühnenraum zu niedrig, die Hörbarkeit sei eingeschränkt. Das Problem sei mit einem höheren Abstand zur Decke gelöst. Zudem könnten die Lautstärken der Instrumente im vorderen und hinteren Teil der Bühne dann besser abgestimmt werden.

Laut Striedl sind elf bis 14 Meter Raumhöhe über den Musikern normal. "Aktuell liegt sie bei 6,90 Metern. Zwei weitere Meter Höhe wären möglich." Doch dafür sind bauliche Maßnahmen notwendig: "Wir müssten eine Stahlkonstruktion machen und den Stahlbeton-Unterzug herausnehmen", erläuterte Striedl. "Jetzt ist vom Zeitpunkt her die letzte Möglichkeit, zu reagieren", sagte  Bühnenplaner Walter Kottke. Ohne den Vorschlag für die Erhöhung des Bühnenraums "müsste man sich in drei Jahren den Vorwurf anhören, dass die Akustik nicht besser ist."

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