Manager mit Käppi und Hoodie

Von Martina Bay
Foto: Ronald Wittek Foto: red

Organisieren, planen, Manager sein. Oliver Hauffe ist Chef von zwei Kneipen in Bayreuth. Mit dem Kurier sprach der 32-Jährige über die Getränke der Konkurrenz und warum er nicht neben seiner Kneipe wohnen möchte.

 
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Verdreckter Boden, die Küche sah aus wie Sau. In der Fritteuse war noch das Fett vom Vorgänger. Dabei stand die Küche schon seit drei Jahren leer. "Da hat es mich fast wieder rausgehauen", sagt Oliver Hauffe. Als der 32-Jährige zum ersten mal die Räume für seine zukünftige Kneipe in der Friedrichstraße besichtigte, wusste er, dass viel Arbeit auf ihn zukommen würde. Aber er wollte endlich seine Kneipe haben. "Ich hatte schon immer eigene Ideen", sagt er. Als Hauffe die Lamperie eröffnete, war er 26 Jahre alt.

Veranstaltungen in den Sand gesetzt

Sein eigenes Ding machen, das war ihm auch schon als Angestellter wichtig, als er seine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann im internationalen Jugendkulturzentrum Bayreuth absolvierte. Zu einem Festival mit überwiegend klassischer Musik lud er spanische Hip-Hopper ein. Schon als 17-Jähriger organisierte er mit Freunden Konzerte oder Hip-Hop-Parties. "Da kamen dann schon einmal 650 Leute zusammen", sagt er. Oder manchmal auch nur 60. "Wir haben auch Veranstaltungen total in den Sand gesetzt und uns danach geärgert, dass wir so viel Geld ausgegeben haben."

Organisieren, planen, Manager sein. So klingt er auch, wenn er spricht: "Da muss man sich weiterentwickeln", sagt er öfters. Fehlt nur noch der Business-Anzug, aber Haufe sitzt in Kapuzenpulli, Jeans und Käppi in seiner Kneipe. Und er ist einer, der selbst mit anpackt. Im österreichischen Nobel-Skiort Kitzbühl baute er ein Iglu-Dorf mit Rentieren auf. Die anspruchsvollen Gäste, die dort schon einmal mit Ferrari im hohen Schnee stecken bleiben, weil das Auto zu tiefgelegt ist, sollen schließlich was geboten bekommen. "Ich habe mich eher in den einfachen Pubs wohlgefühlt als bei den Leuten, die eine 5000 Euro teure Champagnerflasche hinunterkippen", sagt er.

"Es ist unterirdisch, was da teilweise reingekippt wird"

Weil er sich beim Snowboarden in Österreich die Schulter kaputtmachte, ging er wieder nach Bayreuth zurück. Seine Heimat, in die er immer wieder zurückkehrte, um Familie und Freunde zu besuchen. "Ich war zwar nach meiner Operation noch einmal in Österreich, aber es hat sich nicht mehr richtig angefühlt." Nun wollte er in Bayreuth seine eigene Kneipe aufziehen.

Und die sollte sich besonders auf Getränke spezialisieren. Da hat Hauffe sich eingelesen, Bücher gewälzt, Sorten probiert. Auch die Konkurrenz in Bayreuth wird regelmäßig getestet. "Es ist unterirdisch, was da teilweise reingekippt wird", sagt er. Wenn er einen Gin kaufe, dann koste die Flasche nicht sechs, sondern 18 Euro. Das schlage sich dann eben auch in den Preisen nieder. Vor zwei Jahren hat er eine zweite Kneipe aufgemacht, das Lamperium. "Mir hat der Laden gut gefallen und ich hatte auch einfach Lust drauf."

Keine Wohnung neben der Kneipe

Mit 32 Jahren ist er Chef von zwei Kneipen mit fünf Festangestellten. "Die Leute sagen zu mir, dass ich für so etwas eigentlich noch zu jung bin, aber ich sehe das nicht so." Freizeit habe er nicht viel, aber er könne sich sein Leben auch gar nicht anders vorstellen. Nur neben der Kneipe wohnen möchte er nicht. "Sonst bin ich ja noch mehr erreichbar."

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Hauffes Top 3 in der Lamperie:

Gansbrust mit Kloß und Kraut: 12,40 Euro

Flammkuchen Sucuk: 9,10 Euro

Bookers Bourbon 40 ml: 10,50 Euro

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