Maisanbau schuld an Humusverlusten

Von Peter Engelbrecht
Schlamm aus der Wiesent bei Plankenfels. Foto: David Ebener/dpa/Archiv Foto: red

Humus ist die wertvollste Grundlage für das Erzeugen von Nahrungsmitteln. Doch der durchschnittliche Bodenabtrag von Ackerflächen im Landkreis Bayreuth beträgt meist zwei bis vier Tonnen pro Jahr und Hektar. Auf diese Daten verweist eine neue Studie der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising.

 
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Die Studie mit dem Titel „Starkregen, Bodenerosion, Sturzfluten“ befasst sich vorwiegend mit dem katastrophalen Hochwasser im Mai und Juni 2016 im Landkreis Rottal-Inn mit sieben Toten und Milliardenschäden. Dem Maisanbau, der im Einzugsgebiet des dortigen Simbaches nur einen Flächenanteil von 13 Prozent einnimmt, sei die Sturzflut nicht anzulasten, schreiben die Wissenschaftler. In den anderen Gebieten Bayerns, die damals von heftigen Gewitterregen betroffen waren, sei allerdings davon auszugehen, dass „die Landnutzung das lokale Abflussgeschehen durchaus beeinflusste.“ Von Bodenabschwemmungen seien in fast allen der dokumentierten Fälle Maisfelder betroffen, die von Mai bis Juni mangels Bodenbedeckung besonders verwundbar seien.

Boden sollte abgedeckt werden

Die Experten empfehlen als wichtigste Erosionsschutzmaßnahme auf Maisfeldern eine möglichst hohe Bodenbedeckung. Generell müsse bei der Bewirtschaftung darauf geachtet werden, Fruchtbarkeit und Infiltrationsvermögen der Böden zu stärken.

Auf ein Viertel der Flächen Mais

Die Ackerfläche im Landkreis Bayreuth betrug 2016 rund 31.300 Hektar, auf rund 25 Prozent war Mais angebaut, berichtet das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth. Die Tendenz des Maisanbaus sei leicht steigend, erläutert Pflanzenbauberater Friedrich Asen. 25 Prozent Flächenanteil seien „noch unbedenklich“, sofern jeder Acker nur einmal in vier Jahren mit der Pflanze bestellt wird. Um eine übers Jahr durchgehend hohe Bodenabdeckung zu erreichen, sollte vor dem Mais eine Zwischenfrucht wie Senf angebaut werden. Der Senf friert ab und wird dann im März/April auf dem Acker oberflächennah eingearbeitet. Dieses oft praktizierte Anbauverfahren von Mais, das die Bodenerosion mindern soll, nennt man Mulchsaat. Sie verringert die Aufprallenergie von Starkniederschlägen und damit die Gefahr des Bodenabtrags.

Gefrees und Creußen besonders betroffen

Der durchschnittliche Bodenabtrag von Äckern zwischen zwei und vier Tonnen pro Hektar und Jahr „kann punktuell größer sein“, sagt Asen. Die Hauptprobleme gibt es bei mittelschweren Böden auf Hangflächen. Stärker betroffen ist das eher hügelige Gebiet um Gefrees, Prebitz, Creußen und Bayreuth. Entscheidend ist auch die Größe der Äcker, kleinere Flächen mit Hecken und Rainen sind weniger empfindlich, betont der Experte.

Das Bewusstsein der Landwirte, der Erosion vorzubeugen, ist laut Asen im Großen und Ganzen vorhanden. Es gebe kaum eine Ackerbau-Veranstaltung des Amtes, auf der nicht auf das Problem eingegangen wird. Förderprogramme des Freistaats unterstützen die Mulchsaat. Nach besonders starken Bodenabschwemmungen gebe es vereinzelt behördliche Empfehlungen, keinen Mais mehr auf diesen Flächen anzubauen. Halte sich ein Landwirt trotz entsprechender Empfehlung nicht daran, und es kommt zu Abschwemmungen auf Straßen, werde keine Versicherung für einen Unfallschaden zahlen, warnt Asen. Auch für mögliche Beseitigungskosten des Schlamms werde keine Versicherung mehr aufkommen. Extrem betroffen von den Folgen des Humusverlusts ist die Wiesent in der Fränkischen Schweiz.

Studie: Wiesent massiv verschlammt

Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 sollen in dem Fluss 100.000 bis 200.000 Tonnen Schlamm liegen, pro Jahr kämen 2000 Tonnen neu hinzu. Das Einschwemmen von Ackerböden in die Wiesent habe in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen; eine der Ursachen sei der verstärkte Maisanbau. Durch die Verschlammung wurden Fische wie Bachforellen und Äschen stark reduziert.

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