Lola, die Popup-Bar für Bayreuth

Von Norbert Heimbeck
Derzeit noch mehr Baustelle als Bar: Wolfgang Fiebich eröffnet am 5. Januar in der Eysserhauspassage "Lola - die Popup-Bar". Foto: Andreas Harbach Foto: red

Tische aus Europaletten, Sofas aus einer Betriebsauflösung, Stühle vom Vormieter - es sieht sehr nach Provisorium aus, was in der ehemaligen Pizzeria in der Eysserhauspassage entsteht. An den verhängten Schaufenstern klebt ein unauffälliger Zettel "Lola - die Popup-Bar". Der Szene-Gastronom Wolfgang Fiebich meldet sich mit einer für Bayreuth neuen Idee zurück.

 
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"Es soll rau aussehen, der Provisoriumsgedanke soll sichtbar sein", beschreibt Fiebich sein Vorhaben: Für genau drei Monate will er in dem ehemaligen italienischen Lokal eine Bar betreiben. In Berlin, Stuttgart und München gehört die Popup-Gastronomie schon lange ins Stadtbild: Selbst edle Restaurants spielen mit und gastieren für ein paar Wochen oder Monate in leerstehenden Gebäuden, ehe sie weiterziehen, manchmal nur in eine andere Straße, manchmal sogar in eine andere Stadt. Jetzt also auch in Bayreuth.

Rückkehr auf die Bayreuther-Kneipenbühne nach Abschied 2010

Mit Wolfgang Fiebich sind Kneipen wie die Hängematte, das Cyrano und das Borracho verbunden. Er hat in mehr als 20 Jahren in der Gastronomie immer neue Ideen entwickelt. Das Borracho, das er als Tapas-Bar gründete, wählte die Zeitschrift GQ einst sogar unter die 99 besten Bars Deutschlands. Ende 2010 verabschiedete er sich aus der Bayreuther Kneipenszene. Untätig blieb er seitdem nicht: "Ich arbeite daran, Sirup und Alkohol im Strohhalm anzubieten. So können sich Gäste ganz einfach zum Beispiel mit Wasser und Sirup eine Schorle machen", sagt Fiebich. Im Prinzip funktioniert das, aber die Produktion im industriellen Maßstab klappt noch nicht: "Ich arbeite mit Maschinenbauern und Folienherstellern zusammen. Das Vorhaben ist technisch schwierig, weil ich möchte, dass das volle Aroma in den Halmen bleibt."

Dinge, die an sich nicht zusammenpassen, zu vereinen - so beschreibt der Gastronom sein Erfolgsgeheimnis. "Dabei schaue ich immer darauf, was ist gerade spannend? Was könnte zum Zeitgeist passen?" 1990 etwa fand Fiebich die Idee spannend, eine Bar mit spanischen Tapas zu eröffnen - das Borracho war geboren. Das Lokal in der unteren Maximilianstraße hieß früher Jazzkeller, davor war es der Tanzkeller, erinnert sich Fiebich.

Die Gastronomie lässt ihn nicht mehr los

Ursprünglich hatte der junge Wolfgang einen völlig anderen Berufsweg eingeschlagen: "Ich habe Lehramt studiert", sagt er lachend. Zusammen mit seinem Bruder und ein paar Kumpels eröffnete er dann die Hängematte, "um unser Studium zu finanzieren". Schon bald kam das Cyrano gegenüber dem Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium dazu: "Ich habe schnell gemerkt, dass man als Gastronom viele juristische Kenntnisse braucht. Da habe ich dann sogar drei Semester Jura studiert." Aber die Gastronomie "lässt einen nicht mehr los", sagt Fiebich. Nach über 20 Jahren brauchte er eine Pause, für die Familie, und um neue Ideen zu entwickeln. Die Führung des Borracho gab er vor rund fünf Jahren an Mitarbeiter ab. Deren Richtungswchsel von der Tapas-Bar hin zur Party-Location will er nicht komentieren. Auch zur Schließung des Lokals schweigt er.

"Viele Bekannte haben mir gesagt: Endlich, ist Zeit, dass Du wieder was machst", beschreibt Fiebich, der zwichendurch auch mal zwölf Jahre lang im Bayreuther Stadtrat saß, die Reaktionen auf seinen Plan, eine Popup-Bar zu eröffnen. Das Provisorium ist es, das ihn reizt: "Ich möchte zeigen, dass man auch mit einfachen Mitteln Leben reinbringen kann. Die Eysserhauspassage ist ja nicht unbedingt die erste Anlaufstelle für Gastronomie."

Wie früher in der Kneipe feiern

Am 5. Januar will er die Bar eröffnen: "Bis dahin ist noch viel zu tun. Aber dann wird es gut werden." Im Vordergrund soll die Begegnung der Gäste untereinander stehen, der entspannte Plausch bei feinen Getränken. Musik wird eher im Hintergrund laufen. "Ich möchte die Bayreuther dazu bringen, abends wieder wegzugehen. Deshalb öffnen wir bereits um 19 Uhr." Barbetrieb wird in der Passage künftig von Mittwoch bis Samstag herrschen. Ursprünglich hatten Fiebich und sein Team überlegt, die neue Bar zu einer "Facebook freien Zone" zu machen: "Viele sitzen ja den ganzen Abend nur vor ihrem Smartphone anstatt miteinander zu reden." Jetzt hofft er darauf, dass die Bayreuther sich an die guten alten Zeiten erinnern und wie früher in der Kneipe feiern. Der Name "Lola" gefiel ihm, weil "es gut klingt, kurz und prägnant ist. Außerdem hat es ein bisschen was Anrüchiges."

Ab dem 5. Januar können die Bayreuther also in Wolfgang Fiebichs Popup-Bar feiern. Und was wird dann? "Eine komplette Rückkehr in die Gastronomie ist keine Option. Die Arbeit schlaucht einen wirklich. Aber ein paar nette Ideen habe ich schon wieder."

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