In zahlreichen Orten gibt es geschmückte Osterbrunnen Viele, viele bunte Eier

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Osterbrunnenschmücken Creußen. Foto: Ralf Münch Foto: red

Wie viele Eier es insgesamt sind, weiß Herma Vogel jetzt gar nicht genau. Sie muss erst mal nachzählen. Die 66-Jährige organisiert seit sieben Jahren das Schmücken des Osterbrunnens auf dem Creußener Marktplatz, vor dem Gemeindehaus. Aber auch in zahlreichen anderen Orten im Landkreis und der Fränkischen Schweiz sind die farbenprächtigen Kunstwerke zu bewundern.

 
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Es ist nicht einfach die Tradition aufrecht zu erhalten, sagt Herma Vogel. Die Frauen der evangelischen Kirchengemeinde, die das in Creußen machen, sind zwischen 50 und 70 Jahre alt. Die Älteren schneiden die Zweige, die Jüngeren klettern auf den Brunnen und binden sie an das Gestell, das der Bauhof darauf befestigt hat. Es fehlt der Nachwuchs.

Girlanden werden gebunden

Los geht es am Donnerstag vor dem Palmsonntag, dann werden in der Schreinerei Biersack die Girlanden gebunden. Am Freitagmittag ist dann Treffpunkt am Brunnen zum Schmücken. Im Gemeindehaus stehen die Kisten mit den Eiern, außen ist genau beschriftet, was drin ist. Herma Vogel zählt zusammen: 36 Eier sind an den acht Bögen, dann gibt es jeweils acht Ketten mit sieben, 14 und 21 Eiern, acht Ringe mit je sechs Eiern, acht Büsche mit je fünf Eiern, achtmal 14 Eier sind in der Krone und dann noch 24 große Eier, die dazwischen aufgehängt werden. Macht zusammen 848 Eier. Alles künstliche Eier. Herma Vogel würde gerne mal wieder neue bemalen, mit anderen Farben und Motiven. Aber auch dafür fehlen die Helfer.

Posaunenchor spielt

Es ist schwierig, immer genügend Helfer zum Schmücken zu finden, sagt Vogel. Schon vier Wochen vor dem Termin telefoniert sie herum. 15 Leute sollten es schon sein, die bekommt sie gerade so zusammen. Jedes Jahr sagt sie, dass es das letzte Mal sei und dann macht sie doch wieder weiter. Es will keiner übernehmen. Die Zweige für die Girlanden und am Brunnengestell kommen aus dem Kirchenwald in der Ruspen. Bis etwa zwei Wochen nach Ostern bleibt alles hängen, dann räumen es die Frauen wieder ab. „Das geht aber schneller“, lacht Vogel. Das Schmücken beginnen sie immer um 13 Uhr, um 16 Uhr müssen sie fertig sein, dann kommt der Posaunenchor und spielt Frühlingsweisen. Vogel findet es schade, dass dann immer so wenig Leute da sind und den Brunnen und die Arbeit, die darin steckt, würdigen. Auch vom Stadtrat komme niemand, bedauert sie. „Dabei ist es ja der Osterbrunnen der Stadt“, sagt sie. Aber eine Brotzeit gibt der Bürgermeister für die fleißigen Frauen aus, die bereitet Gudrun Heidenreich gerade in der Küche zu.

Echte Eier gingen kaputt

Übernommen hat Herma Vogel das Schmücken des Osterbrunnens von Inge Zapf, die seit vielen Jahren den Frauenkreis der Kirchengemeinde leitet. „Ursprünglich hat die Frauengruppe des Roten Kreuzes das gemacht“, erzählt Zapf. Ab 1991 hat sie das dann mit ihrer Gruppe übernommen. Anfangs waren es noch echte Eier, aber die gingen oft kaputt oder wurden auch zerstört. Dann haben die Frauen eine große Malaktion gestartet und die künstlichen Eier hergestellt. Das hat ein paar Abende gedauert. „Und jedes Jahr haben wir ein großes Straußenei mit der Jahreszahl bemalt“, sagt Zapf. Die waren immer aufwendiger bemalt, mit dem Gemeindehaus zum Beispiel. „Aber die wurden dann leider geklaut“, so Zapf.

Ein Zeichen der Dankbarkeit

Die Tradition der geschmückten Brunnen stammt aus den Dörfern der Jurahöhen der Fränkischen Schweiz, erzählt sie. Sie waren ein Zeichen der Dankbarkeit. Es war ursprünglich ein alter heidnischer Brauch aus dem späten Mittelalter. Früher waren die Brunnen nur grün geschmückt, als Bitte an die Götter, dass es im neuen Jahr wieder genügend Wasser geben möge, erzählt sie. Als die Wasserleitungen kamen, ist der Brauch etwas abgeflaut und lebte erst mit der Touristik Ende des 20. Jahrhunderts wieder auf. „Inzwischen ist das ein richtiger Boom“, hat Inge Zapf beobachtet.

In Creußen gibt es drei Osterbrunnen. Neben dem auf dem Marktplatz gibt es einen am Alten Rathaus, der von den Ausstellern des Ostermarktes geschmückt wird. Und die Frauenunion dekoriert den Brunnen in der Vorstadt.

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