Neue Pauschalen
Praxen sollen eine jährliche "Versorgungspauschale" für Patienten mit leichten chronischen Erkrankungen und wenig Betreuungsbedarf erhalten. Das soll Praxisbesuche in jedem Quartal nur zum Rezepte holen vermeiden und mehr Freiräume schaffen. Hausärzte könnten medizinisch festlegen, ob jemand zweimal oder achtmal im Jahr kommen sollte, erläuterte Lauterbach. Eine neue "Vorhaltepauschale" sollen Praxen bekommen, die bestimmte Kriterien erfüllen - etwa zu Haus- und Pflegeheimbesuchen oder Abendsprechstunden nach 19.00 Uhr.
Jugendliche
Verbessert werden sollen laut Entwurf auch psychotherapeutische Angebote für Kinder und Jugendliche. Dazu soll für Planungen des Bedarfs eine neue eigene Arztgruppe gebildet werden. Dies ermögliche "eine zielgenauere Steuerung der Niederlassungsmöglichkeiten" für entsprechende Praxen.
Transparenz
Für gesetzlich Kranken- und Pflegeversicherte soll ein digitales Informations- und Vergleichsangebot geschaffen werden, wie es im Entwurf heißt. Abrufbar sein sollen dort etwa Zahlen zu Genehmigungen, Ablehnungen und Widersprüchen bestimmter Kassenleistungen - aber auch zur Bearbeitungsdauer und zur Qualität von Beratungs- und Unterstützungsangeboten.
MVZ
Für Kommunen soll es einfacher werden, medizinische Versorgungszentren (MVZ) zu gründen, in denen Ärztinnen und Ärzte unter einem Dach arbeiten - unter anderem mit Erleichterungen bei der Höhe nötiger Sicherheitsleistungen.
In der Warteschleife
Um das Vorhaben in Gang zu setzen, hat Lauterbach einige in der Koalition umstrittene Punkte herausgelöst. In den parlamentarischen Beratungen sollen sie aber erneut aufgerufen werden. Dazu gehören "Gesundheitskioske", also leicht zugängliche Beratungsstellen für Behandlung und Prävention in Gegenden mit vielen sozial benachteiligten Menschen. Stark machen will sich Lauterbach auch für ein Aus für homöopathische Leistungen auf Kassenkosten. Der Entwurf geht jetzt in den Bundestag, die erste Lesung wird noch vor der Sommerpause angepeilt.
Reaktionen
Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband begrüßte "spürbare Verbesserungen" durch den Wegfall der Honorar-Limits. Dies reiche aber nicht aus, um das Ruder herumzureißen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen monierte "wenig Mehrwert für viel Beitragsgeld". Ohne das Steuerungsinstrument der Vergütungs-Obergrenzen könnten sogar weniger Anreize bestehen, Praxen in ländlichen Räumen zu führen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz erklärte, eine Entscheidung dafür hänge von weiteren Faktoren ab. Und für chronisch kranke, alte und pflegebedürftige Menschen werde es immer schwieriger, einen neuen Hausarzt nach einer Praxisaufgabe zu finden. Unions-Experte Tino Sorge (CDU) bemängelte, es sei völlig offen, wie auch Fachärztinnen und Fachärzte unterstützt werden sollten.