Da ist der undurchsichtige Leiter der Unterkunft, bei dem lange nicht klar ist, ob er Gutmensch ist oder Geschäftsführer in eigener Angelegenheit. Da ist der oberfränkische Großindustrielle, der der Stadt das Gelände vermietet hat, auf dem die Unterkunft steht, mit guten Kontakten zum Stadtrat und macht-getriebenen Interessen, unter dem Deckmäntelchen der Hilfsbereitschaft noch mehr Geld zu verdienen.
Es menschelt in Franken
Da ist der besorgte Bürger von nebenan, der ja eigentlich nichts gegen Flüchtlinge hat, aber. Und der Neonazi, der Angst um "deutsche Arbeitsplätze" hat, die die Kanacken unterbieten: "Die scheißen aufs Grundgesetz!". Und dann ist da noch der Polizeipräsident Kaiser, der mal wieder alle kennt und sich im Rahmen von kommunalen Mauscheleien nicht gerade um die Verbesserung der Ermittlungsergebnisse verdient macht - wie auch im letzten Franken-Fall.
Wusste man beim ersten Franken-"Tatort" noch nicht genau, ob Paula Ringelhahn, die Frau aus dem Osten, ein psychisches Problem hat und eigentlich nicht geeignet ist für den Job, so ist sie der heimliche Star dieses "Tatorts" und eine knallharte Ermittlerin mit großem Herzen. Frech, forsch, erfrischend und vor allem resolut. Plus rasantem Fahrstil, der selbst den Chef aus dem Konzept bringt - die schauspielerische Leistung Manzels ist grandios in "Am Ende geht man nackt".
Wie immer in Franken menschelt es ganz schön, nicht zuletzt, weil der Fall in Bamberg ein Heimspiel für Kommissarin Wanda Goldwasser ist, gespielt von Eli Wasserscheid, die ja auch tatsächlich gebürtig aus Bamberg stammt. Sie hat die Dreharbeiten "dahaam" genossen. "Und mich freilich darum gekümmert, dass die Kollegen das gute fränkische Bier und eine gescheite Brotzeit kennen lernen!", wie sie dem Kurier verriet.
Kleiner Schwenk Richtung Bayreuth
Gedreht wurde letzten Sommer hauptsächlich auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne in Bamberg. Vier hallenartige Gebäude im vorderen Teil wurden dafür mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, ein Verdienst der Szenenbildnerin Bettina Schmidt, die auch Bambergerin ist - und übrigens 1999 den Deutschen Fernsehpreis für das beste Szenenbild in "Die Bubi-Scholz-Story" bekam.
"Am Ende geht man nackt" ist ein Statement. Die Idee dazu hatte Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt. Seine Frau ist Flüchtlingshelferin. Und obwohl dieser "Tatort" aus Franken auch eine Haltung haben und vermitteln will, ist der Film nicht mit political correctness überfrachtet, die dem Zuschauer ein schlechtes Gewissen oder mulmiges Gefühl macht. Er wird jedoch angestupst, mal über die eigene Haltung nachzudenken.
Und am Ende geht es doch noch mal kurz um Bayreuth. Da beschwert sich der Nürnberger Polizeipräsident Kaiser nämlich, dass der Bamberger Industrielle sich ans Polizeipräsidium Oberfranken gewandt hat und er dieses nun im Nacken hat. Und das sitzt bekanntlich in Bayreuth.
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