Eröffungsbilanz: So viel ist Bayreuth wert

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Hunderte von Ordnern füllt das Zahlenwerk, das Grundlage allen Handelns für die Stadtverwaltung ist. Die Umstellung auf Doppik ist ein gigantisches Projekt. Foto: Archiv/Gert-Dieter Meier Foto: red

Nach sechs Jahren des Bewertens und Rechnens liegt die Eröffnungsbilanz für die städtischen Finanzen vor. Sie ist die Grundlage für die doppelte Buchführung. Ihr Volumen: Fast 521 Millionen Euro. Gut Werk braucht Weile.

 
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Bei den Aktiva schlagen das Straßennetz mit 68,5 Millionen Euro zu Buche, das Kanalnetz mit 75,8 Millionen sowie Brücken und Tunnel mit 24,7 Millionen. In der Bilanz stehen auch die Schulen. „Für sie ist eine Summe von 44 Millionen Euro verbucht“, so Thomas Hacker, der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses (FDP). Insgesamt beläuft sich das Anlagevermögen, darunter auch Grundstücke und Grünflächen, auf 452 Millionen Euro.

Bei den Passiva stehen das städtische Eigenkapital mit 37 Millionen und Rückstellungen in Höhe von 173 Millionen Euro. Darunter 150 Millionen für Rentner und 17 Millionen für die Deponien. Verbucht werden auch 181 Millionen Euro an Verbindlichkeiten aus Schulden und Umlagen.

Einiges muss berichtigt werden

Das hat lange gedauert. Mit der Eröffnungsbilanz hat sich auch der Kommunale Prüfungsverband befasst. Nach seinem Bericht müssen einzelne Werte noch berichtigt werden. Problematisch ist unter anderem der Baumbestand in der Stadt. Schwierigkeiten bereiten auch die vorhandenen Kunstgegenstände und Schenkungen. Bewertet werden müssen zudem auch die Ausstattungen der Klassenzimmer in den städtischen Schulen. Das verlangt der kommunale Prüfungsverband.

Kritik von Müller-Feuerstein

Als Erste äußerte sich Christa Müller-Feuerstein, SPD. Sie kritisierte die Einführung der doppelten Buchführung erneut. Sechs Jahre habe der Stadtrat auf die Eröffnungsbilanz warten müssen. Die Einführung sei ein Riesenfehler gewesen. Die Umstellung koste die Stadt Millionen. Sie befürchte weitere Pannen, so Müller-Feuerstein. Nur ein Drittel aller Gemeinden habe sich zu dem Schritt entschlossen.

Altbürgermeister Hohl dünnhäutig

Die Entscheidung für die Doppik war während der Amtszeit des Altbürgermeisters Michael Hohl, CSU, gefallen. Der wollte Müller-Feuersteins Kritik nicht auf sich sitzenlassen. Hohl warf ihr vor, nichts gelernt zu haben. Er empfahl Müller-Feuerstein, einen Kurs in Buchführung bei der Volkshochschule zu besuchen. Es wundere ihn, dass sie einstimmige Stadtratsbeschlüsse bezweifele. Darauf entgegnete die Stadträtin wiederum, die Einführung der Doppik sei unter anderen Voraussetzungen beschlossen worden. Und: Hohls Überheblichkeit könne sie nicht überzeugen.

Hoher Aufwand für mehr Übersichtlichkeit

Die doppelte Buchführung, die in jedem Betrieb üblich ist, zieht nun auch ins städtische Finanzwesen ein. Praktiker versprechen sich davon mehr Übersichtlichkeit und deshalb auch mehr Bürgernähe. Gegner der Doppik kritisieren die langwierige und teure Umstellung. Die Vorteile könnten die Kosten nicht aufwiegen. Deshalb verzichten viele Gebietskörperschaften darauf, von der Kameralistik auf die doppelte Buchführung umzustellen. Der Landkreis Bayreuth hat die Doppik eingeführt. Bei der Nachbarstadt Bamberg werden die Haushalte nach der Kameralistik geplant.


Doppik im Freistaat:

Die Haushalte von München und Nürnberg werden in doppelter Buchführung erstellt. Je kleiner die Städte und Gemeinden, desto seltener gibt es die doppelte Buchführung

Landkreise: Doppische Haushalte gibt es in 24 der 71 bayerischen Landkreise, so das Innenministerium.

Kreisfreie Städte: Laut Ministerium haben zehn von 25 der kreisfreien Städte auf doppelte Buchführung umgestellt.

Große Kreisstädte: Doppik in acht von 26 Kreisstädten.

Kreisangehörige Gemeinden: Doppik in 57 von 2031 Gemeinden.

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