Elternbegleiterin Waischenfelderin schlägt Brücken

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Kathrin Persau (links) erhielt von Seminarleiterin Inés Brock (rechts) nach 190 Unterrichtsstunden ihr Zertifikat als Elternbegleiterin. Foto: red Quelle: Unbekannt

WAISCHENFELD. Da steckt Geld des Bundes dahinter. „Elternchance 2“ nennt sich ein Projekt des Familienministeriums, das Vätern, Müttern, Kindern und Lehrern gleichermaßen helfen soll. Durch Frauen und Männer, die sich zum Elternbegleiter fortbilden lassen. Kathrin Persau aus Waischenfeld ist die 1000. Teilnehmerin, die Ausbildungsleiterin Inés Brock in diesem Programm unter ihren Fittichen hatte. Jetzt erhielt sie in Bayreuth ihr Zertifikat.

 
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„Ich bin da mehr oder minder aus Zufall über Facebook auf dieses Angebot gestoßen“, so die gelernte Erzieherin im Kurier-Gespräch. Seit acht Jahren leitet sie die Mittagsbetreuung an der Grundschule Waischenfeld. Von 2013 bis 2017 absolvierte sie zudem eine Ausbildung zur Heilpädagogin.

Stillstand ist ihre Sache nicht. Und so reagierte sie prompt, als sie in den sozialen Netzwerken die Förderinitiative des Bundes entdeckte, die sich an Fachkräfte aus der Familienbildung, aus Kindertagesstätten, Schulen und sonstigen pädagogischen Einrichtungen wendet.

Der richtige Weg für das Kind

Die Rolle eines Elternbegleiters sei wichtig, gerade in einer Zeit, in der viele Eltern überfordert seien, wenn es um die Suche nach dem richtigen Bildungsweg für ihren Nachwuchs geht, sagt die 40-Jährige: „Vernetztes Arbeiten ist da von enormer Bedeutung, um Brücken zu schlagen zwischen den Beteiligten.“ Und zwar direkt vor Ort – ohne einen mühsamen Gang durch die Instanzen im Dschungel der Behörden und Institutionen. „Weil man dann gleich das Gefühl vermitteln kann, unmittelbar helfen zu können. Das läuft niederschwellig.“ Und damit auch bodenständig. Worauf Kathrin Persau Wert legt: „Wie der Name schon sagt, berate ich nicht, sondern begleite.“

Den perfekten Tipp gibt es nicht

Es gehe nicht darum, betroffenen Eltern den „perfekten Erziehungstipp“ zu geben. Sondern ihnen einen Leitfaden zu bieten, ihnen Ansprechpartner zu nennen, die für ihr Problem die richtigen sein könnten. Etwa bei Themen wie Logopädie oder Psychiatrie. Da seien Eltern nicht selten orientierungslos, wüssten nicht, was ihrem Kind weiterhelfen könnte. Im Vorfeld ihrer Prüfung am Dienstag musste sie unter anderem eine Art Nachschlagewerk erstellen, in dem solche Ansprechpartner gelistet sind, „das musste ich dann auch präsentieren“.

Große Unsicherheit bei vielen Eltern

Die Teilnehmer der Fortbildung kamen aus ganz Deutschland. Der Bedarf an diesem Angebot ist nicht nur da, er wächst, sagt Persau. Weil bei den Eltern die Unsicherheit wächst. Stichwort Lesen: „Da wundern sich manche, dass ihr Kind damit in der Schule große Probleme hat, obwohl sie nach eigenen Angaben daheim jeden Tag mit ihm üben.“ Oder sie verstehen nicht, dass ihr Sprössling zu Hause ganz brav ist, in der Schule aber ununterbrochen den Unterricht stört.

Ein Patentrezept gebe es oft nicht, „da kann ein langer Prozess bei der Ursachenforschung nötig sein“, so die Mutter zweier Jungen im Alter von neun und 14 Jahren. Da müsse man wissen, wie die familiären Verhältnisse sind, wie das Kind in der Klasse zurechtkommt, „eben forschen, was die Gründe sind. Lehrer haben dafür keine Zeit.“ Sich die Zeit für dieses Forschen, für Gespräch zu nehmen, sei allemal besser, als Eltern einfach in die Sprechstunde zu beordern und sie kurz und schmerzlos vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Dem Nachwuchs nicht alles abnehmen

Wobei oft die Eltern selbst ein Problem darstellen: „Immer mehr haben Angst, dass ihre Kinder die Zukunft nicht meistern, und nehmen ihnen alles ab. Da wird lieber über den Lehrer geschimpft als sich selbst zu hinterfragen.“ Auch das könne ein Ziel für Elternbegleiter sein: Ihnen nahebringen, dass Kinder wieder verstärkt zur Eigenverantwortung angehalten werden müssen.

Die Kompetenz, dies praxisnah umzusetzen, hat sich Kathrin Persau in 190 Unterrichtseinheiten, verteilt auf drei Blockschulungen, erworben. „Da hat sich auch manches bestätigt, was ich in meiner Ausbildung zur Heilpädagogin erfahren habe, auch da spielte Eltern-Coaching eine bedeutende Rolle.“

Bürgermeister höchst angetan

15 Wochenstunden umfasst die Stelle von Kathrin Persau als Leiterin der Mittagsbetreuung an der Grundschule. Doch sie leistet 20. Und wird dafür von der Stadt bezahlt. Ein Entgegenkommen auch von Bürgermeister Edmund Pirkelmann, sagt Persau. Dafür ist sie dankbar, „weil ich da genau das machen kann, was ich jetzt in der Fortbildung vertieft habe“.

Für Pirkelmann ist das „selbstverständlich“. Weil der Bedarf da sei, „die Anregung kam ja aus dem Kreis der Lehrer heraus“. Die hätten darauf verwiesen, dass sie Defizite und Probleme mancher Kinder nicht im Unterricht aufarbeiten könnten.

Dass es da jemand von außen braucht, der sich einklinken, der diese Fälle betreuen kann. „Und wenn wir da schon jemand im Haus haben, der das kann, wären wir schlecht beraten, diese Chance nicht zu nutzen“, so Pirkelmann, der Kathrin Persaus Engagement ausdrücklich würdigt: „Das zeigt doch, dass wir da richtig gehandelt haben.“

"Sie braucht es überall"

So sieht das auch Persaus Ausbilderin Inés Brock, die als Selbstständige schon zahlreiche Seminare für künftige Elternbegleiter geleitet hat: „Sie braucht es überall, nicht ohne Grund wurden bisher schon über 10.000 für diese Funktion ausgebildet.“

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