Die Rohbauarbeiten sind abgeschlossen, jetzt beginnt der Innenausbau - Neuer Eingang exakt an der Stelle des ersten Zugangs Synagoge: Geschichte ebnet Zukunft den Weg

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Mit Riesenschritten gehen die Arbeiten in der Bayreuther Synagoge vorwärts. Das Ziel, bis zum Frühjahr kommenden Jahres mit der Restaurierung fertig zu werden, dürfte erreichbar sein. Die Rohbauarbeiten sind abgeschlossen, das Dach ist gedeckt. Und der Weg in die Zukunft führt tatsächlich über die Ursprünge des Gebäudes.

 
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Felix Gothart, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, zeigt in der Münzgasse auf die Fassade der Synagoge. "Da war mal der Eingang. Fällt fast nicht mehr auf, oder?" Wo die Tür war, ist jetzt ein Fenster. Die Fassade zur Münzgasse hat dadurch ein neues Gesicht bekommen. Die alte Symmetrie ist wieder da. Fast zumindest. Denn die Fenster hatten einst Rundbögen, die in den 60er Jahren auf Geheiß aus der Schlösserverwaltung in München geändert werden mussten. "Auf der Westseite der Synagoge, wo künftig auch der Eingang sein wird, wird es eine Art baulicher Wiedergutmachung geben", sagt Gothart. Die Fenster im ersten Stock haben die Rundbögen zurückbekommen, "die Fensterleibungen werden bis nach unten durchgezogen, so dass es einheitlich aussieht".

Historischer Zugang entdeckt

Bemerkenswert, sagt Gothart, sei das, worauf die Arbeiter beim Öffnen der Fassade für den neuen Zugang gestoßen sind: "Wir haben exakt den historischen Zugang zu dem Haus getroffen. Die Sandsteineinfassungen sind auch noch da." So war der Eingang vor 301 Jahren gesetzt worden. Durch das Tor gingen einst die Markgrafen und die Besucher der Comödie, dem Vorläuferbau des heutigen Welterbes Opernhaus, wenn sie ins Theater gingen. Geht man heute durch diese Tür, lässt sich im abgeschlossenen Rohbau schon erkennen, wie der Raum einmal aussehen wird: Vom Eingang aus schaut der Besucher der Synagoge auf den Tora-Schrein. "Man blickt in den Synagogenraum, hat ein ganz neues Raumgefühl", sagt Gothart.

Größerer Synagogenraum

Der Synagogenraum hat an Größe gewonnen, weil die Wand im Vergleich zu früher etwa drei Meter nach hinten verschoben werden konnte. Mehr Platz für die Gläubigen nicht nur unten, sondern auch oben auf der neuen Empore, auf der nach jüdischem Ritus die Frauen am Gebet teilnehmen. Gleich dahinter schließt sich der Kibbusch-Raum an, wo nach dem Gebet gemeinsam gegessen wird. "An den Wänden im ersten Stock haben wir mehrere Rundbögen der ehemaligen Fenster gefunden. Und Durchbrüche zu einem Gebäude, das einst neben der Synagoge Richtung Münzgasse gestanden haben muss", sagt Gothart. 

Geschichte bleibt sichtbar

Historische Funde wie diese werden sichtbar bleiben. Angedeutet im Putz. Erhalten, wie Reste von Stuck, die in der künftigen kleinen Küche an der Decke zu sehen sind. Oder komplett freigelegt und sorgsam restauriert wie eine der Wände Richtung Opernhaus, die aus grob behauenen Steinen gebaut worden war. Wer im neuen Treppenhaus nach oben geht, "wird hier die unterschiedlichen Bauphasen und die Geschichte des Hauses fühlen können", sagt Gothart. Fühlbar auf besondere Art wird die Geschichte im Dachstuhl des 1714 gebauten Hauses. "Die Hölzer sind deutlich älter, waren zum Teil schon in einem anderen Haus eingebaut, wie die dendrochronologische Untersuchung ergeben hat." In gedecktem Weiß sind nur die Teile der Dachkonstruktion gestrichen, die neu sind. "Ein imposanter Dachstuhl", sagt Gothart. Und wohl der älteste in der Art in Bayreuth. Im Boden werden an verschiedenen Stellen unter Glas Teile der Genisa, der Schriftenablage, die man gefunden hatte, ausgestellt.

Die nächsten Schritte

Das sind die nächsten Schritte: Wie Gothart sagt, sind die Rohbauarbeiten abgeschlossen. Derzeit wird die Fußbodenheizung im Synagogenraum verlegt. "Nächsten Montag kommt auch unten der Estrich. Oben ist er schon drin." Im Anschluss wird ein Terrazzoboden verlegt, wie er im 19. Jahrhundert in der Synagoge war. "Danach fängt der Innenausbau an. Die Holzvertäfelungen, die Türen. Und dann kommen die Möbel." Im Frühjahr, spätestens Anfang des Sommers, soll die Restaurierung der ältesten Synagoge Deutschlands, die auch immer noch als Synagoge genutzt wird, abgeschlossen sein.  

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