Die meisten Pegnitzer Schulen sind barrierefrei und gut für gehandicapte Schüler ausgestattet Freie Fahrt für Rollstuhlfahrer

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Inklusion und Barrierefreiheit – zwei Themen, die im Schulbereich nicht mehr wegzudenken sind. Doch wie sind die Pegnitzer Schulen dafür ausgestattet? Sind sie behindertengerecht? Für Rollstuhlfahrer geeignet?

 
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Die Pegnitzer Realschule wird zurzeit umgebaut, nächsten Sommer soll der dann dreijährige Umbau fertig sein. „Dann ist das gesamte Gebäude barrierefrei“, sagt Rektor Christoph Kasseckert. Der bisherige Eingang ins Untergeschoss wird dann ebenerdig zugänglich sein. Bislang waren drei Stufen davor. Neu gebaut wird auch ein Aufzug mit Chipsystem, der dann über alle vier Etagen – Untergeschoss, Erdgeschoss und die beiden Obergeschosse – geht. Er soll aber auch als Lastenaufzug zum Beispiel für Küchenutensilien genutzt werden. Im Außenbereich gibt es eine Rampe, die aber eigentlich als Feuerwehrzufahrt dient. „Für einen Rollstuhlfahrer wäre sie zu lang und steil“ sagt Kasseckert. Durch die Hanglage des Gebäudes gibt es mehrere Ebenen. Die werden nun ausgeglichen, so dass Mensa, Bücherei und Pausenhof auf einer Ebene liegen. Außerdem sind die beiden vorderen Bauten durch eine schiefe Ebene miteinander verbunden. „Ein Rollstuhlfahrer könnte also über den ebenerdigen Eingang über die schiefe Ebene zum Aufzug gelangen und alle Etagen erreichen“, so der Rektor. Im Obergeschoss bestand schon vor dem Umbau eine barrierefreie Toilette. Nun kommen im Erdgeschoss noch zwei dazu. „Bislang hat es noch keinen Rollstuhlfahrer an der Schule gegeben“, sagt der 47-Jährige, der seit Februar 2013 Rektor an der Realschule ist. Und wenn ein Schüler mal verletzt ist, reagiert man flexibel. So hat man für einen Schüler, der eine Knieverletzung hat, die Räume getauscht und das Klassenzimmer zeitweise ins Erdgeschoss verlegt. Die Barrierefreiheit bezeichnet er als selbstverständlich. So etwas müsse einfach sein. 575 Schüler besuchen zurzeit die Realschule.

Hotelfachschule

„In der Hotelfachschule wird Barrierefreiheit bislang nur gebraucht, wenn sich ein Schüler verletzt hat“, sagt Schulleiter Christian Länger. Einen Rollstuhlfahrer gab es in der Einrichtung, die zurzeit rund 120 Schüler zählt, bislang nicht. Der 55-Jährige, erst Lehrer an der Schule, ist seit 2001 deren Leiter. Wenn sich ein Schüler beim Sport also verletzt habe, einen Gips oder eine Schiene am Bein trage, dann könne er den Aufzug nutzen, der ebenerdig zu erreichen ist. Dieser wurde 1999, als die Hotelfachschule als Anbau an die Berufsschule kam, gleich mit errichtet. Sollte ihn ein Schüler benötigen, erhält er einen Schlüssel. Im ersten Obergeschoss gibt es zu einem Seminarraum, der etwas höher liegt, eine schiefe Ebene. Seminarräume gibt es im Untergeschoss, Erdgeschoss und ersten Obergeschoss. Und auch eine behindertengerechte Toilette gibt es. Länger zeigt den ebenerdigen Eingang, der im Bedarfsfall mit dem Auto angefahren werden kann. „Hier kann problemlos auch ein Parkplatz ausgewiesen werden“, so Länger.

Berufsschule

Die Berufsschule kann den Aufzug der benachbarten Hotelfachschule mitnutzen, beide Schulen sind aneinandergebaut. Zur Mensa der Berufsschule führt eine schiefe Ebene, die durch ein ebenes Stück in der Mitte unterbrochen ist. „Ein Rollstuhlfahrer soll hier die Möglichkeit haben, eine Pause zu machen“, sagt Gerhard Hecht, der seit 1992 an der Schule ist, sie seit sieben Jahren leitet. Die schiefe Ebene sei insgesamt sehr lang und steil. Ein Zugang zur Schule ist ebenerdig vom Erdgeschoss aus möglich, auch hier könnte ein Auto ranfahren. Der Altbau wurde in den 70er Jahren gebaut, der Neubau kam 2011 dazu. Hier befindet sich im Untergeschoss eine barrierefreie Toilette. Im Obergeschoss kann die entsprechende Sanitäranlage der Hotelfachschule genutzt werden, es müssten allerdings zwei Klassenzimmer der Berufsschule durchquert werden. „Das wäre aber kein Problem“, so Hecht. Gehandicapte Schüler, die es aber bisher noch nicht gegeben hat, würden für den Aufzug einen Schlüssel erhalten. Momentan wird der Aufzug noch für Lasten genutzt. Die Schule hat je einen Zweig für Metalltechnik sowie einen für Ernährung und Gastronomie. Etwa 600 Schüler aus dem gesamten Bundesgebiet gehen an die Pegnitzer Berufsschule. „Aber nicht alle gleichzeitig“, sagt Hecht. Es wird nach dem Blockmodell unterrichtet, erklärt der 52-Jährige. An zwei Tagen ist er in Pegnitz, an den übrigen drei in Bayreuth. In Pegnitz hat er vier Unterrichtsstunden die Woche, die meiste Zeit ist er mit der Verwaltung beschäftigt. Hecht kann sich nicht vorstellen, dass mal ein Rollstuhlfahrer an der Schule unterrichtet wird. „Das ist in Zusammenhang mit den Maschinen, die er im Unterricht nutzen müsste, kaum denkbar“, so Hecht.

Christian-Sammet-Schule

„Wir haben keinen Aufzug“, sagt Bernd Zimmermann (64), Rektor der Christian-Sammet-Mittelschule. Und wenn mal einer nötig sein sollte, machen sowohl die Finanzen als auch ein Ort, wo er am besten hinkommt, ein Problem. Die Aula wäre ungeeignet, denn sie ist der Hauptveranstaltungsort der Schule. Ein barrierefreier Zugang mit Rampe zum Gebäude ist am Hintereingang möglich, dann sind das Erdgeschoss mit den meisten Klassenzimmern und einigen Fachräumen erreicht. „Küche, Werkraum und EDV-Raum sind aber im Untergeschoss“, so Zimmermann, der die Schule im sechsten Jahr leitet. Zwischen den einzelnen Stockwerken sind immer Treppen. „Bei der letzten großen Sanierung Ende der 90er Jahre war Inklusion noch kein Thema“, sagt der Rektor. Aber es gibt einen sogenannten Treppensteiger, mit dem ein Rollstuhlfahrer von einer in die nächste Etage befördert werden kann. Der Hausmeister hat eine Einweisung zur Nutzung des Gerätes. In seiner 20-jährigen Dienstzeit wurde es von drei Schülern genutzt. Eine behindertengerechte Toilette gibt es nicht in der Schule, die zurzeit von 413 Kindern besucht wird. „Hier wäre ein Umbau notwendig“, sagt Zimmermann. Dazu müsse man aber abwarten, wie die Entwicklung sei, ob Bedarf bestehe. „Alles langfristige Entscheidungen.“

Grundschule

Die Grundschule kann von der Rückseite über einen ebenerdigen Zugang erreicht werden. Hier sind zwei kleine Stufen und eine Rampe. „Momentan haben wir keinen gehbehinderten Schüler“, sagt Rektorin Christa Bauer (64), die die Schule mit 418 Kindern seit 2012 leitet. Sollte dies der Fall sein, werde man die Klassenzimmer entsprechend tauschen und eines im Erdgeschoss zuweisen. Fachräume wie zum Beispiel für den EDV-Unterricht, befinden sich allerdings im Untergeschoss. Eine schiefe Ebene gibt es zwischen dem Südbau und der Aula, die aber regulär durch eine Kette abgesperrt ist. „Wir hatten mal kleinwüchsige Schüler, für die wir entsprechende Handläufe angebracht haben“, so Bauer weiter. Außerdem verweist sie auf ein Extra-Zimmer, das für einen hörbehinderten Schüler mit Teppichboden und Schalldämmung ausgestattet wurde, um Nebengeräusche zu vermeiden.

Gymnasium

So ein Zimmer für hörgeschädigte Schüler gibt es auch am Gymnasium. Und auch die Barrierefreiheit ist in dem großen Gebäude gut geregelt. Auf dem kleinen Pausenhof gibt es einen Behindertenparkplatz, der von einem Lehrer im Rollstuhl genutzt wird. Hier ist auch der Zugang zum Erdgeschoss ebenerdig, Aufzug und behindertengerechte Toilette können problemlos erreicht werden, so Direktor Hermann Dembowski. „Der Aufzug geht vom Untergeschoss bis ins zweite Obergeschoss“, sagt der 64-Jährige, der seit fünf Jahren die Schule leitet. Das Klassenzimmer für den gehandicapten Lehrer ist leicht zugänglich auch im Erdgeschoss. Im Gebäude befinden sich noch Rampen.

Dr.-Diettrich-Förderschule

In der Förderschule mit 115 Kindern ist der einzige Schüler mit Rollstuhl in Pegnitz. „Die Barrierefreiheit ist eine große Herausforderung, das gesamte Gebäude ist nicht behindertengerecht“, sagt Rektor Steffen Blank. Darum muss der Fünftklässler auch über den ebenerdigen Zugang das Gebäude erreichen, zum Haupteingang führen nur Treppen. Die Klassenzimmeraufteilung funktioniert zurzeit auch, die ersten beiden Jahrgangsstufen sind im Obergeschoss, ab der dritten Klasse sind die Schüler im Erdgeschoss untergebracht. Problematisch ist die Nutzung des Werkraums, der im Keller ist. Mangels Aufzug ist der auch nur über Treppen zu erreichen oder außen herum durch den separaten Eingang. „Vor 40 Jahren, als die Schule gebaut wurde, war Barrierefreiheit nicht gefragt“, sagt der 47-Jährige, der im zweiten Jahr an der Förderschule unterrichtet. Die Schulküche ist im Erdgeschoss zu erreichen, behindertengerechte Toiletten fehlen. „Unser Rollstuhlfahrer kann dafür seinen Rollstuhl zum Glück verlassen“, so Blank. Mit ihm käme er nicht rein. Sollte es Anfragen für Schüler mit körperlich-motorischen Beeinträchtigungen geben, müssten diese an das Förderzentrum in Coburg verwiesen werden. „Zum täglichen Fahren ist das natürlich zu weit, die Kinder müssten dann dort im Schülerheim wohnen“, so Blank. Er sieht aber auch einen wesentlichen Vorteil durch die fehlende Barrierefreiheit: Die Mitschüler des Rollstuhlfahrers helfen ihm automatisch, das Sozialverhalten wird gefördert.

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