Der Erwein-Stollen ist am 11. September geöffnet Bergwerk größter Arbeitgeber

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Jörg Wettengel, Vorsitzender des Pegnitzer Bergknappenvereins, ist mitten in den Vorbereitungen zum Tag des offenen Denkmals. Foto: Ralf Münch Foto: red

Jörg Wettengel kennt sich aus und erzählt es anschaulich und spannend. Der Vorsitzende des Bergknappenvereins Pegnitz ist mitten in den Vorbereitungen für den Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 11. September, an dem der legendäre Erwein-Stollen auch wieder für alle zu besichtigen ist.

 
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„Wir sind schon seit Jahren dabei“, sagt er. Irgendwann hieß das offizielle Thema dann „Kulinarische Genüsse“. Das passte nicht und so heißt es in Pegnitz jetzt „Tag des offenen Stollens“, liegt aber immer auf dem gleichen Datum. Auf Nachfrage kann der Stollen natürlich auch zwischendrin besichtigt werden.

Man muss die Vergangenheit kennen

Aber das Interesse hat nachgelassen. Schade, findet Wettengel, denn „wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit kennen“. Als Pegnitzer sollte man einfach mal da gewesen sein, schließlich gehört es zur Stadt dazu. Es ist eine der größten Bergbaufabriken und der Vorsitzende ist der Meinung, man sollte den offenen Tag zumindest nutzen, mal dort hineinzukommen, wo es sonst nicht geht.

Wettengel ist eigentlich Modelleisenbahner. Da wollte er mal den Bergwerksbahnhof nachbauen. Und so hat es eigentlich begonnen, irgendwann haben sich die Unterlagen bei ihm gestapelt und er ist so beim Thema Bergbau gelandet. Nun ist er bereits seit zehn Jahren Vorsitzender des 50 Mitglieder zählenden Vereins. Aber alles hängt auch an ihm. „Jeder hat ein Hobby, meines ist nun mal der Bergbau“, sagt er. Zwischen 100 und 200 Interessierte kommen immer zum Tag des offenen Stollens. Damit ist Wettengel eigentlich zufrieden. Er hat auch schon versucht zu den Kindergärten und Schulen Kontakt zu knüpfen, aber hier war nicht so das Interesse, vor allem von Lehrerseite.

Zwei Onkel waren Bergleute

Auch persönlich hat er einen Bezug zum Pegnitzer Erweinstollen. Zwei Onkel waren Bergleute. Er weiß von einem, der hatte sich um eine Stelle beworben, diese aber wieder aufgegeben, weil ihm die Arbeit zu schwer war. Schließlich hat er sich aber noch einmal beworben und die Stelle erneut bekommen.

Überhaupt war das Bergwerk einer der größten Arbeitgeber. Zu Anfang um 1909 waren überwiegend Bergleute aus Sachsen und dem Saarland dort beschäftigt. Die höchste Belegschaftszahl war während des Krieges 654 Leute. „Und das bei rund 3000 Einwohnern“, betont Wettengel. Die Pegnitzer selber waren anfangs nicht so begeistert vom Bergwerk. Erst später, als Arbeit gebraucht wurde, machten viele von ihnen eine Ausbildung zum Hauer – dem Gesellenbrief des Bergmannes. Am 31. Dezember 1967 war dann der letzte Fördertag. Der Preis für den Abbau rechnete sich nicht mehr, es war zu teuer geworden. Es wurde versucht, für die Mitarbeiter Ersatzbetriebe zu finden, was damals nicht einfach war. Auf einmal waren da 350 Arbeitslose.

1326 urkundlich erwähnt

Bei seiner Führung erzählt Wettengel zu den einzelnen Stationen etwas. Zur groben Historie erwähnt er die erste urkundliche Erwähnung 1326, den Beginn der Grabungen 1909, vom Erz unter dem Buchauer Berg, von der Pferdeförderung und der Förderung später mit Dieselloks. Eine Rettungstrage ist zu sehen und Wettengel berichtet von drei Toten, die es mal gegeben hat und von Verschütteten, die aber gerettet werden konnten.

Er zeigt auf eine kleine Statue an einem Balken. „Die heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute“, sagt Wettengel. Und der Barbaratag am 4. Dezember ist der höchste Feiertag für die Bergleute. Er erzählt ihre tragische Geschichte, an deren Ende sie mit 29 Jahren enthauptet wird. Darum tragen die Bergleute auch heute noch 29 Knöpfe an ihrer Uniform. „Frauen durften früher nicht in die Grube. Es hieß, sie bringen Unglück“, sagt Wettengel. Das hat sich heute geändert, es gibt mittlerweile einige Bergmechanikerinnen – so heißt es jetzt. „Heute ist das ein hochmodernisierter Beruf“, so der Vorsitzende.

Abstützungen aus Fichte

Die Führung geht weiter, wo sich früher der Aufzug für das Grubenholz für den Ausbau befunden hat. Das sind die hölzernen Abstützungen. Man hat dafür immer Fichtenholz genommen, weil es langfaserig bricht. Das heißt, es bleibt auch bei einem Einsturz immer etwas davon stehen. Weiter geht es im Hauptstollen. Es ist kühl und feucht hier. Und es gibt ein Echo, was vor allem bei den Kindern für Begeisterung sorgt, so Wettengel. Der Stollen ist am Ende zugemauert. Der Sauerstoffgehalt ist zu gering und es müssten Fluchtwege gebaut werden, wenn er offen wäre. Auf insgesamt sechs Quadratkilometer erstreckt sich das ganze Grubengelände.

Wettengel erzählt noch von der Sprache der Bergleute. Sie ist eine besondere. Werkzeuge heißen Gezähe, das Licht ist das Geleucht. Die Fortbewegung im Bergbau heißt grundsätzlich fahren, auch wenn gelaufen wird. Leitern sind Fahrten und die Waagen nennen sich Hunte.

Gequietscht wie ein Hund

„Früher gab es keine Gleise, sondern zwei Bretter. In der Mitte war ein Spurnagel, der quietschte manchmal wie ein Hund“, so Wettengel. Und weiter: „Die Sprache im Bergbau ist eine ganz eigene.“ Was passierte früher mit dem Erz? „Nach der Verhüttung in Rennöfen direkt an den Bergwerksanlagen wurde das Eisen in den vier umliegenden Hammerwerken weiter verarbeitet“, sagt Wettengel.

Zwei waren in Leups, eines in Scharthammer, eines in Kotzenhammer. Gehandelt wurde das Eisen dann in Nürnberg. Seit 1951 wurde das Erz zu den Vereinigten Österreichischen Stahlwerken nach Linz geliefert.

An einer der letzten Stationen der Führung wird der genaue Abbau erklärt und zum Schluss gibt es noch ein paar Werkzeuge und Ausrüstungsgegenstände zu sehen: ein Gummiförderband, eine Karbidlampe, eine elektrische Kopflampe, Sprengstoffe, Helme, eine Gasmaske, eine Zündmaschine, Bohrmaschinen und ein Presslufthammer.

Info: Der Erweinstollen ist am Tag des offenen Denkmals am 11. September von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Es gibt Kaffee und Kuchen und die Jugendbergmannskapelle spielt.

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