Bundesrichter Wolfgang Bär spricht an seiner alten Schule, dem Graf-Münster-Gymnasium Standhaft gegen Datensammler

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Auf Einladung der Freunde des Graf-Münster-Gymnasiums (GMG) war der Bundesrichter Wolfgang Bär jetzt am GMG. Foto: Ronald Wittek Foto: red

Seine Wurzeln sind in Bayreuth. In der Schule, in der er jetzt, 37 Jahre nach dem Abitur, für einen Vortrag war, wurde der Grundstein für seinen Lebensweg gelegt: Wolfgang Bär, Richter am Bundesgerichtshof, sprach auf Einladung der Freunde des Graf-Münster-Gymnasiums (GMG) über ein breit gefasstes Thema: "Alles, was recht ist".

 
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Wolfgang Bär, Jahrgang 1960, hat in Karlsruhe am Bundesgerichtshof seine Lebensaufgabe gefunden, wie er sagt. Weiter nach oben geht es nicht für einen Richter. Nach dem Abitur und dem Studium in Bayreuth, Jura mit Schwerpunkt Wirtschaft, war Wolfgang Bär Richter am Bayreuther Amtsgericht, anschließend am Oberlandesgericht in Bamberg, bevor er als Referatsleiter ins bayerische Justizministerium wechselte. Die Wahl als Bundesrichter folgte Ende 2014. Seit Juli 2015 ist Bär, der unter anderem auf Internetkriminalität spezialisiert ist, im Strafsenat am Bundesgerichtshof in Karlsruhe.

Sexarzt-Urteil aus Bamberg wird bei ihm auf dem Tisch landen

Die Revisionen, die Bär in Karlsruhe auf den Tisch bekommt, sind oft die großen Fälle, die auch die Region bewegt haben. "Am Oberlandesgericht in Bamberg war ich bereits im Revisionssenat tätig", sagt Bär im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Erfahrung aus der Zeit in Bamberg kann er jetzt in Karlsruhe nutzen. Das aktuelle Sexarzt-Urteil, "für das eine Revision vom Angeklagten bereits angekündigt wurde, landet sicher bei uns", sagt Bär. "Es sind durchaus immer wieder heimatverbundene Fälle, mit denen wir uns beschäftigen. Der 1. Strafsenat ist für Revisionen aus Bayern und Baden-Württemberg zuständig. Neue Verfahren kommen aus Bayreuth, Hof, Bamberg oder Nürnberg. Viele natürlich auch aus München, weil dort einfach mehr Verhandlungen stattfinden." Raubüberfälle aus Bayreuth, Anlagebetrug aus Hof ist keine Seltenheit in Bärs Zuständigkeitsbereich. Dass er in Bayreuth aufgewachsen ist und sich in Oberfranken auskennt, "nützt mir aber nur geografisch etwas. Schließlich haben wir die Verfahren neutral zu beurteilen".

Computer und Internet sind sein Thema seit 25 Jahren

Bär hat schon früh begonnen, sich mit dem Thema Computer und Internet auseinander zusetzen. Im Gespräch mit unserer Zeitung anlässlich seiner Wahl zum Bundesrichter sagte er damals: "1991 habe ich meine Doktorarbeit mit dem Thema ,Der Zugriff auf Computerdaten im Strafverfahren' abgeschlossen. Das war damals ein völlig neues rechtliches Gebiet, dessen Entwicklung noch nicht abzusehen war. Damals ging es erst los mit PC und Internet."

Freiwillig geben viele unbekümmert Daten her

Was Bär wundert: Viele Menschen "übermitteln freiwillig eine Vielzahl von Daten und Bilder" über Facebook oder andere Kanäle, wenden sich aber gleichzeitig gegen die Vorratsdatenspeicherung. "Aber es ist nicht nur der Online-Bereich. Auch im Bereich von Kapitalanlagen lauern große Gefahren", sagt Bär. Gefahren, die man mit gesundem Menschenverstand in der Regel umgehen könnte. Wenn die Gier nach dem Profit nicht größer wäre. Große Verfahren, die dann beim BGH landen, wenn Menschen "100.000 Euro oder mehr verloren haben, und sich bei versprochenen Renditen von zehn oder 20 Prozent wundern, dass sie dieses Geld nicht mehr zurückkommen".

Nicht bei Facebook

Bär selbst ist nach wie vor standhaft: Ein eigenes Facebook-Profil hat er nicht. Online-Banking, vor zwei Jahren noch ein Tabu-Thema für ihn privat, aber macht er inzwischen, wie sagt. Weil er seiner Bank die Treue halten wollte. "Allerdings sehr gut abgesichert, mit dem TAN-Generator, der meines Wissens nach noch nicht geknackt worden ist."    

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