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Mit Blick auf die Infektionsgefahr für die Spieler und die Terminnöte sagt Schweikardt: „Aus Sicht der Bundesligisten wäre es besser, wenn die WM nicht stattfindet.“ Der TVB-Geschäftsführer erklärt aber auch: „Es ist sicher zu einseitig, nur auf die Liga zu schauen. Jeder versucht, irgendwie durch die Krise zu kommen – ich verstehe und akzeptiere auch die Bedürfnisse anderer.“ Für den Weltverband IHF sollen bei der WM allein an TV-Erlösen 30 Millionen Euro auf dem Spiel stehen, auch für den Deutschen Handball-Bund (DHB) ist es wichtig, seine Nationalmannschaft auf größtmöglicher Bühne zu präsentieren. Trotzdem gibt es Clubvertreter, die weniger Verständnis aufbringen. Allen voran Carsten Bissel.
Der Aufsichtsratsboss des HC Erlangen holte zuletzt im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ zum Rundumschlag aus. „Die angeblichen Hygienekonzepte spotten jeder Beschreibung. Es besteht die hohe Wahrscheinlichkeit, dass es zu massiven Infektionen der Spieler kommen wird“, schimpfte Bissel, „diese WM am Höhepunkt einer nie da gewesenen Pandemie ist aus gesellschaftspolitischer Sicht nicht tragbar.“ Das Urteil in dieser Schärfe teilt Schweikardt („Das sind schon sehr intensive Aussagen“) ebenso wenig wie Strobel: „Ich sehe das nicht so kritisch. Die WM ist ein wichtiges Ereignis für unsere Sportart, nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sportlich.“
Bob Hanning schießt zurück
Folglich käme es den Verantwortlichen des Deutschen Handball-Bundes auch nicht in den Sinn, das Turnier grundsätzlich infrage zu stellen. „Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass uns die vorliegenden Konzepte in Sachen Schutz der Spieler genügen“, sagt der Sportvorstand Axel Kromer, der Bundestrainer stimmt zu. „Wir werden bei der WM sicherer sein als zu Hause, wo wir gelegentlich raus müssen zum Einkaufen“, sagt Alfred Gislason. Und Vizepräsident Bob Hanning meint: „Ich weiß nicht, woher wir die Arroganz nehmen, dass wir alles besser können als andere Länder. Damit tue ich mich sehr schwer.“
Es ist die Replik auf das Interview von Bissel, in dem der HCE-Aufsichtsratschef nicht nur sein Unverständnis über die Zulassung von Zuschauern geäußert hat („Das ist Wahnsinn“), sondern zugleich Hanning, Kromer und Co. in die Pflicht nimmt: „Ich bin der Meinung, dass diejenigen, die es zu verantworten haben, politisch und auch rechtlich dafür einstehen müssen, wenn es zu einer Katastrophe kommt. An erster Stelle diejenigen beim DHB, die für die Nationalmannschaft zuständig sind.“
Es könnte gut sein, dass die hitzigen Debatten nach der WM weitergehen werden.