Zu wenig Kunden und Bedarf Aus für Biowärme in Funkendorf

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Aus der Biogasanalge von Stefan Kausler in Funkendorf sollte ein Nahwärmenetz im Ort entstehen. Foto: Ralf Münch Foto: red

Noch vor zwei Monaten waren die Beteiligten zuversichtlich: Das Nahwärmeprojekt in Funkendorf ist in trockenen Tüchern, im Herbst dieses Jahres sollte es in Betrieb gehen. Mit der überschüssigen Abwärme der örtlichen Biogasanlage sollte in dem Ort ein Nahwärmenetz entstehen. Doch nun ist das Projekt gestorben.

 
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Die Enttäuschung ist Martin Grünthaner, einer der Vorstände der Biowärme Funkendorf, deutlich anzuhören. Viel Zeit, Energie und Arbeit haben er und seine Vorstandskollegen in das Projekt schon gesteckt, doch nun reicht es nicht. "Die Wärmeabnahmemenge ist zu gering, um den kalkulierten Preis von neun Cent halten zu können", sagt er. Noch im April war man davon ausgegangen, dass die von den potenziellen Abnehmern angegebenen Wärmeabnahmemengen reichen. Rund 500000 Kilowattstunden hatte man im Vorfeld als Maßstab gesetzt, 440000 Kilowattstunden waren es dann - auch damit hätte man die neun Cent noch halten können.

Bedarf gesenkt

Doch dann haben einige ihren Bedarf noch einmal gesenkt, so dass es schließlich nur noch 340000 Kilowattstunden waren. "Das war uns zu unsicher", sagt der Vorstand. Und dann sind von den ursprünglich 20 Haushalten, die ihre Beteiligung zugesagt hatten, drei abgesprungen und haben den Wärmelieferungsvertrag nicht unterschrieben. "Das ist sehr bedauerlich und schade um die viele Arbeit", sagt Grünthaner. Er glaubt, dass für viele der momentan sehr niedrige Ölpreis entscheidend war, doch nicht zu unterschreiben und lieber noch einmal zu tanken. Grünthaner ist enttäuscht: "Einige denken nur an ihren eigenen Vorteil, der ökologische Aspekt steht für sie nicht im Vordergrund."

Viel Zeit investiert

Und auch Stefan Kausler, Betreiber der Biogasanlage, bezeichnet das Aus für das Nahwärmenetz als bedauerlich. "Letztlich haben nur 17 Interessenten einen Wärmerlieferungsvertrag unterschrieben und dann auch noch ihren Bedarf nach unten korrigiert", sagt er. Seit zwei Jahren habe man in das Projekt nun Zeit und Arbeit investiert, es täglich im Kopf gehabt und nun sei es geplatzt. Die Kalkulation sei die ganze Zeit spitz auf Knopf, die ersten Baukosten zu teuer angesetzt gewesen. Erst nachdem es ein Komplettangebot gegeben habe, seien die Planungen wieder weitergegangen, da der angestrebte Preis von neun Cent realistisch erschien. Auch Kausler sieht den niedrigen Ölpreis als eine der Ursachen für den Rückzug von einigen zugesagten Wärmelieferkunden. "Aber die Leute schauen nicht voraus", so Kausler. In zehn Jahren wäre das Projekt abbezahlt. Das sei ein überschaubarer Zeitrahmen. Und als dann der erste ausgestiegen sei, seien auch andere eingeknickt.

Optimale Bedingungen

"Eigentlich wären die Bedingungen für ein Nahwärmenetz in Funkendorf optimal gewesen", sagt Bernd Rothammel, Leiter des Klimaschutzmanagements am Landratsamt Bayreuth, der das Projekt von Anfang an fachlich begleitete. Die Fördermöglichkeiten, unter anderem durch die Dorferneuerung, seien gut gewesen, die Kreditzinsen niedrig, die Dorfgemeinschaft intakt und viel Unterstützung von Experten vorhanden gewesen. "Trotzdem hat es jetzt nicht geklappt", so Rothammel, der sagt, dass ihm das Projekt sehr ans Herz gewachsen sei. Jedes neue Netz sei eine Motivation für andere Projekte.

Offen für ähnliche Projekte

Die Gründe für das Scheitern sieht Rothammel darin, dass es bei einigen nachvollziehbare Aspekte für den Ausstieg gab. "Viele wollen den eigenen Wald weiter nutzen, bei anderen spielten die Finanzen eine Rolle. Das muss man akzeptieren", so der Klimaschutzmanager. Da helfe die beste Planung nichts. Den niedrigen Ölpreis sieht er nicht alleine als ausschlaggebend, denn einige wären wohl bereit gewesen, für Biowärme einen höheren Preis als den aktuellen Ölpreis zu akzeptieren. Rothammel sieht es positiv: "Wir haben trotz allem viel gelernt und sind offen für ähnliche Projekte", sagt er. Zu jedem Zeitpunkt in den vergangenen beiden Jahren sei immer die richtige Entscheidung getroffen worden, betont er. "Es wurde wenig falsch, aber viel richtig gemacht", so Rothammel. Es sei von Anfang an knapp gerechnet worden, die Banken und Firmen seien bereit gewesen. Aber es müssten eben genügend Kunden dabei sein, damit kein finanzielles Risiko entsteht. Nun werde es noch eine Versammlung geben, bei der die Gesellschaft wieder aufgelöst wird. Auf bislang entstandenen Unkosten werde aber keiner sitzenbleiben, denn die Gesellschafter hätten sich am Anfang verpflichtet, diese zu tragen.

Lesen Sie hierzu auch den Artikel Funkendorf heizt mit Biogasanlage.

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