Wunder durch „schwarze“ Madonna?

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Es ist der Wallfahrtsort schlechthin in unserer Region – Gößweinstein. Doch die Marktgemeinde war nicht immer die Nummer eins auf diesem Gebiet mit einer Solostellung in der Fränkischen Schweiz. Bevor die Gößweinsteiner ihre Ausnahmestellung einnahmen, spielte auch das beschauliche Volsbach im Ahorntal eine wichtige Rolle, wie der Waischenfelder Heimatforscher Helmut Wunder bei seinen Recherchen in diversen Archiven entdeckt hat.

 
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Wunder durchforstete unter anderem Unterlagen der Kirchenstiftung Unserer lieben Frau – und fand Belege, die Volsbach als Wallfahrtsstätte ausweisen: „Die ersten Einträge für Wallfahrten zur Pfarrkirche Mariä Geburt, die früher ,Unserer lieben Frauen’ hieß, stammen aus dem Jahr 1615, beginnend mit Fronleichnam über Maria Heimsuchung bis zu Maria Himmelfahrt.“ Die Einträge über die Ausgaben der Stiftung zu diesen Anlässen waren dabei noch sehr knapp formuliert, so Wunder. Was feststeht: Es kamen Wallfahrer aus Büchenbach, Waischenfeld, Nankendorf, Pottenstein, Oberailsfeld, Hollfeld, Schönfeld und Hohenmirsberg ins Ahorntal. Und auch aus Gößweinstein.

Wie kam es dazu?

Stellt sich die Frage, wie Volsbach überhaupt zu Wallfahrerehren kam. Eine Frage, die auch auch Helmut Wunder nicht konkret beantworten kann. Ist ein Winder geschehen? Oder etwas, was die Gläubigen als Wunder deuten konnten? „Ich vermute stark, dass es etwas mit der Madonna zu tun hatte“, sagt der Hobbyhistoriker. Und meint damit die heute noch auf dem Hochaltar in der Kirche stehende hölzerne Marienfigur, die um das Jahr 1510 von einem unbekannten Künstler geschnitzt wurde.

Überlebte nur die Figur?

Denn die Figur weist eine Besonderheit auf – ihre rechte hintere Seite ist „verkohlt“. Sprich: Sie kam mit Feuer in Berührung. Wohl bei einem Brand, der das Gotteshaus mehr oder minder in Schutt und Asche legte. „Dass die Madonna dieses Ereignis nahezu unbeschadet überstranden hat, könnte der Auslöser für die Wallfahrtsbewegung gewesen sein“, ist Wunder „ziemlich überzeugt“.

Marien- ersetzt Heinrichsaltar

Zumal noch ein Indiz dafür spreche, dass die Marienverehrung um das Jahr 1615 eine neue Dimension erreichte: Wurde doch 1616 der Heinrichsaltar abgebrochen und durch einen Marienaltar ersetzt. Der war 1617 fertig, wie eine handschriftliche Notiz inklusive einer notariellen Beglaubigung dokumentiert. Sie besagt, dass zu Weihnachten Böllerklänge zu Ehren des Altars zu vernehmen waren. Und: 1619 gab es einen Spendenaufruf – für die abgebrannte Kirche, das abgebrannte Schulhaus, das abgebrannte Pfarrhaus. Eindeutige Signale aus Sicht von Helmut Wunder. Signale dafür, dass die Madonna eine Feuersbrunst überlebt hat und dadurch „Wunderstatus“ erreichte.

Mirakelbücher gekauft

Dafür spreche auch, so Wunder, dass im Jahr 1620 ein Exemplar der Mirakelbücher aus Marienweiher vom Volsbacher Pfarrer Andreas Lorenz erworben wurde. Dies hatte sich Lorenz, der von 1610 bis 1624 Pfarrer in Volsbach war, zuvor vom Erzdekan aus Hollfeld genehmigen lassen. Auch dort hatte es gebrannt, auch dort blieb die Madonna unbeschädigt. „Auch der stellvertretende Archivdirektor des Erzbistums Bamberg sieht diese Zusammenhänge so“, sagt Wunder. Wie dem auch sei: In den Aufzeichnungen – ab 1650 spürbar detaillierter als vorher – sind zahlreiche Zahlen zu finden, welche Kosten den Volsbachern bei den Wallfahrten zu ihrer Kirche Mariä Geburt entstanden.

So viel kostete der Wein

So etwa in der Gottesdienstrechnung für das Jahr 1691: Neben einem Gulden und zwei Pfennigen für den Wein zur Kommunion, der am Fest Maria Heimsuchung verbraucht wurde, sind da auch ein Gulden, sieben Kreuzer und elf Pfennige für „Bier, Brot, Fleisch und anderes“ für die Pfarrer, Kirchendiener und Schullehrer, als die Pottensteiner Wallfahrer da waren, gelistet. Ergänzt durch zwei Kreuzer und acht Pfennige für „große und kleine Oblaten“ und ein Kreuzer für den Wein.

Noch heute ziert sie den Altar

Die Volsbacher Wallfahrerherrlichkeit klang ab 1720 so langsam aus, sagt Helmut Wunder. Die von Feuer gezeichnete Madonna jedoch ziert immer noch den Hochaltar. Ohne zu verraten, ob sie wirklich all das in Gang gesetzt hat...

Erst Bischof, dann Erzbischof

Übrigens: Aus Volsbach stammte auch ein Kirchenmann, der es weit gebracht hat – Michael von Deinlein war 1830/31 der Pfarrverweser von Volsbach, wurde später Bischof in Augsburg und schließlich sogar Erzbischof von Bamberg.

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