Ziel sei von Anfang an keine klassische Fernsehreportage gewesen oder eine Investigativ-Geschichte, sondern vielmehr ein Porträt. «Und je mehr wir uns damit beschäftigt haben, ihn besucht und regelmäßig Kontakt hatten, hat sich immer mehr herauskristallisiert, dass da ein sehr interessanter Mensch dahintersteckt», sagt Stade.
Mollath sei ein «sehr höflicher, sehr witziger und gebildeter Mensch». Blendle erzählt: «Er hat sehr viel Humor und wir haben uns gut mit ihm amüsieren können.» Dennoch sei der 58-Jährige «kein Mensch, der absolut im Strom der Gesellschaft schwimmt». Mollath sei kompromisslos, kämpferisch, sehr kontrolliert und genau. Dazu komme sein Drang zur Weltverbesserung.
«Uns war es wichtig, auch diese Seiten zu zeigen. Denn ohne diese Eigenheiten wäre er auch nie aus der Psychiatrie raus gekommen», erläutert Stade. «Wir haben mit ihm wirklich viel Zeit verbracht -, manchmal ganze Tage, wo die Kamera nicht lief», ergänzt Blendl. Sie habe den Eindruck, dass sie ihn richtig kennenlernen durften: «So wie wir ihn vor der Kamera zeigen konnten, so war er auch für uns.»
Stade formuliert zudem Kritik an der Beurteilung psychisch kranker Straftäter: «Unser Film soll die Frage aufwerfen, wie schwierig es in einem Rechtssystem ist, geistige Gesundheit überhaupt festzustellen - ob wir das in dieser Form wollen und wie wir damit umgehen möchten.»
Nach den Recherchen des Kurier kann man den Fall Mollath durchaus etwas differenzierter sehen. Nachzulesen ist dieser hier in unserer Web-Reportage.
dpa