Nach umstrittenem Interview: „Schicksal der Bootsflüchtlinge geht mir sehr nahe“ Pegnitz: Winfried Stöcker schwächt Aussagen ab

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Prof. Winfried Stöcker rudert in einer Stellungnahme zu seinem umstrittenen Interview zurück. Foto: dpa Foto: red

Winfried Stöcker, in Pegnitz aufgewachsen und Firmenchef des weltweit tätigen Medizintechnikunternehmens Euroimmun mit Hauptsitz in Lübeck, ist durch ein Interview mit der „Sächsischen Zeitung“ bundesweit in die Schlagzeilen geraten (wir berichteten). Bereits am Sonntag schwächte er dort formulierte Aussagen im Gespräch mit unserer Zeitung zum Thema Flüchtlingspolitik und Überfremdung ab, nun nahm er dazu ausführlich Stellung.

 
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Stöcker zum Stein, der das Ganze ins Rollen brachte: „Vor einer Woche habe ich gehört, dass in unserem Görlitzer Kaufhaus einige Familien empfangen werden sollen, die in Deutschland um Asyl gebeten haben. Da die meisten der Gäste aus Ländern kommen, die offiziell als sicher gelten, habe ich es abgelehnt, die geplante Festveranstaltung in unserem Hause abhalten zu lassen.“ Dabei habe er „leider“ die Brisanz der Angelegenheit unterschätzt und unter dem „Zeitdruck des Tagesgeschäftes“ seine Erklärungen nicht ausreichend durchdacht. Über die Reaktion auf das Interview, „in dem meine Ansichten nur verkürzt zum Ausdruck gekommen sind“, sei er dann sehr erschrocken.

Er habe, so Stöcker, Respekt vor jedem einzelnen Menschen und würde auch niemandem, der in wirkliche Not geraten ist, seine Hilfe verweigern. Denn: „Ich habe Kunden und Freunde auf der ganzen Welt, habe selber eine chinesische Frau und arbeite eng mit Kollegen unterschiedlicher ethnischer Herkunft zusammen.“ In seiner Firma wisse jeder, „dass ich hier nicht den geringsten Unterschied mache. Alle genießen die gleichen Rechte und sozialen Errungenschaften, ich sitze mit ihnen zu Mittag am selben Tisch.“ Wer immer die Niederlassungen seines Unternehmens besucht, „auch im fernen China“, staune über die guten Arbeitsbedingungen, „für die ich gesorgt habe“ und über die „menschliche Atmosphäre“.

Aber: Ihm bereite die demografische Entwicklung in Deutschland Sorgen – „und damit stehe ich nicht allein“. In großer Zahl strömen laut Stöcker aus vielen Ländern Menschen zu uns, um sich hier anzusiedeln. Sein Fazit: „Ich fürchte, dass sich daraus einmal große Konflikte ergeben werden, die unsere Nachkommen vielleicht nicht bewältigen können. Mit dem verunglückten Interview habe ich versucht, die Öffentlichkeit auf diese Problematik hinzuweisen.“ Auch ihm gehe das Schicksal der Bootsflüchtlinge sehr nahe, aber er sehe Möglichkeiten der Prävention: „Man muss der offiziellen EU-Politik folgen und die Lebensverhältnisse in den betroffenen Ländern stärken. Das Geld für ihre Unterkunft und den Lebensunterhalt in Deutschland könnte man in ihrer Heimat besser verwenden, indem man bei einer Existenzgründung hilft.“ In Deutschland stünden diese „initiativen Leute“ entwurzelt und ohne Arbeit da, in ihrer Heimat hinterließen sie ein Vakuum. Wenn die Menschen aus der Türkei sich noch besser integrieren würden, dann wäre es für alle Seiten ein Gewinn. „Das diskutiere ich mit meinen türkischen Kollegen in der Firma schon seit langem, sie sind deshalb am wenigsten erstaunt über meine Äußerungen“, sagt Stöcker.

NPD-Hintergrund

Übrigens: Auf der Internet-Plattform 
Facebook wurde wie berichtet eine Unterstützerseite unter dem Namen „Solidarität mit Winfried Stöcker“ ins Leben gerufen. Sie verzeichnet inzwischen weit über 4000 „Gefällt mir“-Klicks. Betreiber dieser Seite ist 
Oliver Niedrich, er sitzt im Landesvorstand der Berliner NPD.

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