Wenn die Lust am Leben schwindet

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Informierten über die Möglichkeiten der Behandlung von Depressionen (von links): Prof. Manfred Wolfersdorf, Dr. Peter Springl und Dr. Johannes Kornacher.Foto: Ronald Wittek Foto: red

Doppelt so viele Frauen wie Männer leiden an Depressionen. Sie klagen über Antriebslosigkeit, leiden an Schlafstörungen und haben oft Momente, in denen sie keine Freude am Leben mehr verspüren. Drei Fachärzte informierten und berieten rund 20 Frauen und Männer zwischen 50 und 79 Jahren am Kurier-Telefon. Auffällig dabei: Die Zahl der älteren Anrufer überwog deutlich.

 
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Der Altersdurchschnitt der Anrufer verwunderte die Ärzte Prof. Manfred Wolfersdorf, Dr. Johannes Kornacher und Dr. Peter Springl nicht. Die Zahl älterer Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, nehme zwar nicht zu, dafür aber die Zahl derer, die professionelle Hilfe suchen. Darunter viele, die schon seit vielen Jahren und Jahrzehnten an Depressionen leiden, ihre Erkrankung aber wenn möglich für sich behielten. Dass Menschen nach langer Leidenszeit endlich professionelle Hilfe suche, habe seinen Grund darin, dass die häufigste aller psychischen Erkrankungen, die Depression, nicht länger gesellschaftlich stigmatisiert wird. Springl: "Die Akzeptanz der Depression ist heute deutlich gestiegen."

Depressionen gibt es, seit es Menschen gibt, erklärt Wolfersdorf. In Deutschland sind nach der Studie zur Gesundheit Erwachsener des Robert-Koch-Institutes 13,1 Prozent der Frauen und 6,4 Prozent der Männer im Alter von 18 bis 64 Jahren in einem Jahr von Depressionen betroffen. Der EU-Report von 2011 berichte von 30,3 Millionen EU-Bürgern mit einer diagnostizierten Depression.

Die Schilderungen der Anrufer ähnelten sich in fast allen Fällen: Freudlosigkeit, Lustlosigkeit, Verlust von Antrieb, Tagesschwankungen wie Morgentief, Schlaf- und Appetitstörungen waren häufig genannte Symptome. Mehrere der älteren Anrufer, ergab die Rückfrage der Ärzte, hätten viel Vorerfahrung, sagte Kornacher. Andere hätten aber auch erst mit zunehmendem Alter eine Depression entwickelt. Und weiteres Nachfragen erbrachte dann auch einen wichtigen Hinweis auf einen möglichen Auslöser der Erkrankung, der noch verstärkt werde durch den körperlichen Verfall: Das Alleinsein, die Einsamkeit im Alter.

Was viele an Depressionen leidende Menschen jedoch vor ein großes Problem stellt ist die Frage, wo sie Hilfe finden. Die Zahl der schweren Erkrankungen hätte nicht zugenommen, erklärt Wolfersdorf, aber die Zahl der Behandlungen. Allerdings gebe es zunehmend weniger Fachärzte, so dass die Wartezeiten immer länger würden. Dabei sei das schnelle persönliche Gespräch unbedingt notwenig.

Info: Prof. Manfred Wolfersdorf hält am Donnerstag, 29. September, um 20 Uhr im Historischen Saal des Alten Rathauses einen Vortrag über "Depression in den Lebenszyklen".

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