Welttag des Wassers Der Durst der Stadt Bayreuth

Blick in einen der zwei Hochbehälter im Wasserwerk Eichelberg: Vier Millionen Liter Wasser können hier gebunkert werden, vier Millionen Liter im Schwestermodell daneben. Ein Drittel dessen, was den Durst der Stadt Bayreuth deckt. Täglich. Foto: Eric Waha/Eric Waha

Wasser kommt aus dem Hahn. Wenn es so ist, ist alles in Ordnung. dann hat der Wasserversorger gute Arbeit geleistet. Und es ist auch genug Wasser vorhanden. In einigen Teilen der Welt alles andere als selbstverständlich. Doch genau die Arbeit der Wasserversorger ist – wie das Vorhandensein des Grundwassers als Wasserspeicher – eine, die im Verborgenen liegt. Das beleuchtet der Weltwassertag am Dienstag eindrücklich.

 
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Bayreuth hat Durst. Und der muss nicht nur gestillt werden. Der muss auch sicher sein: Deshalb investieren die Stadtwerke viel Geld in die Wasserversorgung. Das wird anlässlich des Welt-Wassertags am Dienstag deutlich: Rund 50 Millionen Euro haben die Stadtwerke nach Angaben von Klaus Markolf, dem Leiter Netzmanagement bei den Stadtwerken, allein in den vergangenen 20 Jahren in die Wasserversorgung – in Riefbrunnen-Sanierung, Leitungsnetz und Wasserwerke – investiert.

Fast sechs Milliarden Liter pro Jahr

Die Wasserversorgung in Zahlen: Die Stadtwerke Bayreuth versorgen, sagen Markolf und der Pressesprecher der Stadtwerke, Jan Koch, am Montag bei einem Pressetermin im Wasserwerk am Eichelberg, das gesamte Stadtgebiet mit Wasser.

Fast sechs Milliarden Liter Wasser brauche die Stadt pro Jahr. Das Wasser komme zu einem Teil aus der Ködeltalsperre der Fernwasserversorgung Oberfranken, aus dem Löchleinstal im Fichtelgebirge und aus vier Brunnenfeldern um Bayreuth mit insgesamt zwölf Tiefbrunnen.

340 Kilometer Leitungsnetz

Wie Markolf erläutert, bereiten die Stadtwerke das Rohwasser auf, filtern es und entfernen überschüssige Kohlensäure, und leiten es zu den drei Hochbehältern. Die liegen auf der Hohen Warte und dem Eichelberg und haben ein Speichervolumen von 24.000 Kubikmetern, „was ungefähr dem Tagesbedarf von Bayreuth entspricht“, wie Markolf sagt. Allein die zwei Hochbehälter am Eichelberg fassen acht Millionen Liter.

Durch den Höhenunterschied entsteht natürlicher Druck, der das Wasser ohne weitere Pumpen zu den Menschen in der Stadt fließen lässt. Lediglich für die höheren Lagen Bayreuths brauche man Pumpstationen in dem rund 340 Kilometer langen Rohrleitungsnetz.

Wie Jan Koch am Montag im Kurier-Gespräch sagt, werden neben dem Bayreuther Stadtgebiet noch Gesees, Unternschreez und Obernschreez mit dem Bayreuther Wasser versorgt, „Warmensteinach, Heinersreuth und ab Ende des Jahres Seybothenreuth haben auch die Möglichkeit, auf unser Wasser zuzugreifen, wenn das eigene Wasser nicht ausreichen sollte – oder Probleme mit der eigenen Versorgung auftreten.“

50 Millionen Euro in den vergangen 25 Jahren

Wie Koch weiter sagt, sind von den 50 Millionen Euro allein in den vergangenen 15 Jahren 34 Millionen Euro in die Infrastruktur, deren Erneuerung und Sanierung geflossen. Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre waren es 22 Millionen, worin unter anderem das Wasserwerk am Eichelberg mit fünf Millionen Euro enthalten ist, die für die Zukunft der Versorgung dort verbaut wurden.

Was in der Investitionsrechnung der 50 Millionen Euro noch gar nicht auftaucht: „Der jährliche Unterhalt“, sagt Koch. Denn durch die laufende Rohrnetz-Sanierung, durch Notfall-Einsätze bei Rohrbrüchen, durch die permanente Beprobung durch externe Prüfung und das eigene Labor, das auch unterhalten werden müsse, komme man im betrachteten Zeitraum gut und gerne auf die doppelte Summe.

Sanierung der Tiefbrunnen

Einige Schlaglichter der Investitionen: Start der Modernisierungen war das Wasserwerk Eichelacker im Hetzennest. „Mit der Sanierung waren wir 1999 durch“, sagt Markolf. 2010 folgte die Erneuerung des Wasserwerks im Fichtelgebirge. Hier kommt rund 20 Prozent des Bayreuther Wassers über 80 Quellfassungen am Ochsenkopf.

Daneben haben die Stadtwerke seit 2000 sieben ihrer zwölf Tiefbrunnen, aus denen etwa ein Viertel des Trinkwassers gewonnen wird, komplett saniert. Aktuell wird – der Kurier berichtete – auch wieder im Gebiet Eichelacker einer der Tiefbrunnen fit gemacht. „Entscheidend“, sagt Markolf, sei dabei „die Summe der Maßnahmen: Es bringt nämlich nichts, wenn man dann und wann ein bisschen macht.“ Man müsse permanent am Ball bleiben.

Grundwasser, der verborgene Schatz

Entscheidend sei der Grundwasserschutz, gerade mit Blick auf den Tag des Wassers unter dem Motto: „Grundwasser – der unsichtbare Schatz“.„Wir bewirtschaften unsere Tiefbrunnen nachhaltig“, sagt Markolf. Man achte bei der Förderung darauf, dass sich genug neues Grundwasser bilden könne. „Unsere Trinkwasserschutzgebiete unterliegen strengen Regeln. Glücklicherweise spielt das Thema Nitrat bei uns nur eine untergeordnete Rolle. Damit das so bleibt, arbeiten wir mit den Landwirten zusammen: Diese düngen so wenig wie möglich und wir leisten im Gegenzug Ausgleichszahlungen, weil der Ertrag natürlich geringer ausfällt.“

Naturnah bleiben

Zudem gestalten die Stadtwerke die eigenen Flächen naturnah: Wald wird schonend bewirtschaftet – im Zentrum steht nicht, möglichst viel Holz schlagen zu können. Im Fichtelgebirge, wo die Fichte unter dem Klimawandel leidet, werden neue Baumarten ausprobiert. Und für Vögel und Insekten pflanzen die Stadtwerke Hecken, Obstbäume und legen Blühwiesen an.

Dass sich die Trinkwasserversorgung mit Blick auf den Klimawandel verändern muss, steht für Markolf außer Frage: „Schon heute ist klar, dass gewaltige Herausforderungen auf uns zukommen. Starkregenereignisse werden zunehmen und wir müssen uns auf längere Hitzeperioden einstellen.“ Deshalb müsse man die Trinkwasserversorgung nicht nur breit aufstellen – wie es die Stadtwerke tun. Sondern auch für die Wissensvermittlung ums Wasser intensiv einsteigen, das beginne in Bayreuth etwa schon bei den Grundschülern.

Ausstellung im RW 21

Der diesjährige Weltwassertag am 22. März ist dem Grundwasser gewidmet. Da es verborgen ist, sind sich einer Mitteilung der Bayreuther Universität zufolge „viele dieses bedeutenden Teils des Wasserkreislaufs wenig bewusst“.

An der Uni untersucht das Verbundprojekt Aqua-Klif die Bedeutung des Grundwassers für Bäche und Flüsse unter dem Einfluss des Klimawandels. Das Forschungsteam zeigt, dass seine Rolle für das Leben in Fließgewässern zukünftig bedeutsamer wird – und neue Herausforderungen zu erwarten sind. Grundwasser ist die bedeutendste Ressource für unser Trinkwasser: Etwa 90 Prozent des Trinkwassers werden in Bayern über Brunnen und Quellen aus Grundwasserspeichern gewonnen.


Wer mehr über das Thema Wasser und Nachhaltigkeit wissen möchte: Im RW21 läuft noch bis 1. April die Ausstellung „Durstige Güter“, die über den Wasserverbrauch ganz normaler Konsumgüter wie Kaffee, Kartoffeln, Koteletts anschaulich informiert. Mehr zu Forschung und öffentlichen Angeboten im Projekt Aqua-Klif unter: www.bayceer.uni-bayreuth.de/aquaklif.

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