Wasserstreit: Leupser leisten Widerstand

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Ist in desolatem Zustand: Das Quellenhaus der Leupser Wasserversorgung. Seit Jahrzehnten wurde hier nach Angaben der Leupser nichts mehr investiert. Foto: red Foto: red

Sie geben nicht so einfach nach. Oder gar auf. Die Leupser haben eine Bürgerinitiative (BI) für den Erhalt ihrer eigenen Wasserversorgung gegründet. Der ganze Ort stehe da dahinter, sagten Vertreter bei einem Gespräch mit unserer Zeitung. Sie sagten noch mehr – doch ihre Namen wollen sie nicht hinter ihren Aussagen lesen. Schließlich hätten sie mit Anja Lüthje eine Sprecherin gewählt. Ihre Stimme und ihr Name stünden für alle.

 
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Ihr Frust ist groß, das ist unverkennbar. Sieben BI-Vertreter sind ins Feuerwehrhaus gekommen, um mit unserer Zeitung zu reden. Da geht es zum einen um die Qualität ihres Quellwassers. Die werde schlecht gemacht, sagen sie. Und das grundlos. Die Juragruppe mit Werkleiter Hans Hümmer an der Spitze bezeichne das Wasser als krank. Obwohl ihm doch auf der Homepage des Wasserzweckverbandes in einem relativ aktuellen Prüfbericht beschieden werde, dass es „klar, farblos und ohne auffälligen Geruch“ sei.

Keime wären meldepflichtig -- zwei Fälle bekannt

Und wenn angeblich in den vergangenen sieben Jahren so oft bei Proben koliforme Keime festgestellt worden seien (wir berichteten), „fragen wir uns schon, warum das dann nur in zwei Fällen gemeldet wurde, da gibt es doch eine Meldepflicht“, so Anja Lüthje. Und wenn das Wasser krank sei, warum sei dann die Brauerei Gradl so zufrieden damit und braue ein Bier, das deutschlandweit einen guten Ruf hat.

BI: "Wir brauchen Transparenz"

„Das brennt uns auf den Nägeln“, sagen die Leupser. Wie auch der Versuch, „die Nähe zur Juragruppe zu suchen“. Mehrfach habe die BI in der Vergangenheit versucht, einen Termin vor Ort mit Hümmer & Co zu vereinbaren. Ohne Erfolg. Auch auf die Prüfberichte und Tabellen zu den Proben und zur angeblichen immer schwächer werdenden Quellschüttung warte man – „wir bauchen belastbare Zahlen, brauchen Transparenz, damit wir uns konkret damit beschäftigen können und nicht nur auf Mutmaßungen angewiesen sind“.

BI: "Es gibt genug Wasser"

Auch das sagt einer: Seit fünf Jahren sei ein Baugebiet nach dem anderen dazu gekommen, dennoch sei mehr als genug Wasser vorhanden. Das Reservoir reiche aus, „um das Dreifache des aktuellen Verbrauchs abzudecken, auch an Spitzentagen, auch bei einem extrem trockenen Sommer“. Und auch beim Löschwasser gebe es im Ernstfall keine Probleme, sagen sie.

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Juragruppen-Chef Hans Hümmer will dazu eigentlich gar nichts mehr sagen: „Irgendwann machen Stellungnahmen auch keinen Sinn mehr.“ Weil ja schon alles gesagt worden sei zu dem Thema. Etwa beim Punkt Keime. Die BI hatte behauptet, im Nass des 100 Kubikmeter fassenden Wasserbehälters seien E.coli-Bakterien gefunden worden. Im Reinwasser aus dem Behälter.

Streit um Wasserqualität

Das belege, dass wohl Tiere in den maroden und von der Juragruppe fahrlässigerweise nicht sanierten Behälter eingedrungen sind und dort ihre Exkremente hinterlassen haben. Diesen Vorwurf wiederholten sie jetzt auch im Kurier-Gespräch und verwiesen dabei auf einen Prüfbericht von 2007, den sie sich von der Abteilung Gesundheit am Landratsamt zuschicken ließen. „Das ist Unsinn“, sagt Hümmer. Wie in allen Fällen mit den „harmloseren“ koliformen Keimen handle es sich auch hier um einen Befund aus dem Rohwasser vor der Behandlung des Quellwassers durch UV-Bestrahlung. Das deckt sich mit dem Kleingedruckten in dem Prüfbericht, der dem Kurier vorliegt. Dort ist unter dem Stichwort „Entnahmestelle“ zu lesen“: „Juragruppe Leups vor UV-Anlage“.

Juragruppe: Die Leupser sollen froh sein

Die Leupser sollten doch froh sein, so Hümmer, dass ihre Wasserversorgung jetzt durch den Anschluss an die noch zu bauende Ringleitung der Juragruppe zukunftssicher aufgestellt sei. Zumal die Kosten in siebenstelliger Höhe von der Solidargemeinschaft getragen würden: „Andernorts wird das auf die Betroffenen umgelegt, das würde in Leups für jeden Haushalt einen Herstellungsbeitrag von im Schnitt 20 000 Euro bedeuten.“

Womit wir bei einem Hauptkritikpunkt der BI wären – den Kosten für eine Sanierung des Wasserhauses und der Quellfassung: „Mal ist da von 600 000 Euro die Rede, mal von einer Million, transparent ist das nicht“, sagt Anja Lüthje. Nun, so Hümmer auf Nachfrage, das eine war eine ältere Schätzung, das andere seien aktuelle Berechnungen. Und da stünden nun mal 907 000 Euro im Raum. Und dann müsse man da auch noch die 500 000 Euro einrechnen, die an Fördermitteln für die Ringleitung fließen: „Wir wollen schließlich nicht im Weißbuch der Steuerverschwendung landen.“

BI kämpft um eigene Wasserversorgung

Die BI sieht das anders. Spricht von Falschaussagen, „mit denen die Leute verdummt und vor allem verunsichert werden“. Die enorme Resonanz auf eine Online-Petition zum Erhalt der eigenen Wasserversorgung dokumentiere die breite Unterstützung in der Bevölkerung. Ihre Forderung an die Juragruppe: Sich noch einmal mit den Leupsern zusammensetzen und dabei nachvollziehbare Fakten mit einer „klaren Argumentationslinie“ auf den Tisch legen. Das würde dann vielleicht auch den einen oder anderen Stadtrat animieren, „das Ganze noch einmal zu hinterfragen“.

Juragruppe ohne Wenn und Aber: Leitung wird gebaut

Keine Chance, sagt dazu Hans Hümmer: „Das ist erledigt, unsere Verbandsversammlung hat zwei einstimmige Beschlüsse gefasst, die Ringleitung wird gebaut. Das schafft Versorgungs- und zugleich Rechtssicherheit.“ Das will die Bürgerinitiative nicht so ohne weiteres akzeptieren. Sie hat auch einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Um wen es sich handelt und wie er heißt? Das wird nicht verraten. Nur so viel: „Er kennt sich in diesem Metier aus, wir lassen uns vom ihm juristisch beraten.“ Auch hier kein Name. Wenig verwunderlich also, dass auch die Bitte nach einem Foto, um der BI ein Gesicht zu geben, mit einem Nein beschieden wird ...

Es folgt ein aktueller Kommentar zum Thema:

Leups liegt nicht In Gallien - Von Stefan Brand

Sie kennen ja sicher diese Geschichte mit dem kleinen gallischen Dorf. Asterix, Obelix und andere Sympathieträger lassen sich von den römischen Eroberern nicht ins Bockshorn jagen, leisten erbittert und erfolgreich Widerstand gegen die Eindringlinge. Möglich macht dies ein von ihrem Druiden gemixter Zaubertrank, der übermenschliche Kräfte verleiht. In Pegnitz haben wir auch so ein Dorf. Leups heißt es. Dort sprudelt der Zaubertrank aus zwei Quellen direkt unter der Erdoberfläche. Ein Wasser mit magischer Wirkung, sagen die Einheimischen. Aus dem sich auch ein magisch-leckerer Gerstensaft durch eine Kultbrauerei erzeugen lässt. Auch sie fühlen sich zum Widerstand aufgerufen. Was jetzt dumm gelaufen ist für die Pegnitzer Gallier: Ihr Druide ist eben kein in Ehren ergrauter Miraculix, sondern der Wasserzweckverband Juragruppe mit einem ganz nüchtern und betriebswirtschaftlich denkenden Werkleiter Hans Hümmer an der Spitze. Und der will den Leupsern den Hahn zudrehen. Das Warum haben er und seine Mitarbeiter auf gut 160 Seiten niedergeschrieben und das Ergebnis auch an alle Stadträte verteilt.

Seltsam, dass die Leupser Bürgerinitiative pro eigene Wasserversorgung da sagt, ihr fehle es an belastbarem Zahlenmaterial – ist ihr Ortssprecher doch beratendes Mitglied in diesem Gremium. Wie dem auch sei: Wer dieses Elaborat aufmerksam studiert, kann nicht nur, er MUSS zu dem Schluss kommen: Mit der Zaubertrankwirkung ist es nicht mehr weit her. Und: Eine zukunftssichere Wasserversorgung schaut definitiv anders aus. Liebe Leups-allier: Euer Kampf ist verloren, bevor er richtig begonnen hat. Weil Fakten nun einmal Fakten sind. Und, mal ehrlich, das wisst ihr auch: Sonst würdet ihr doch nicht all eure Aussagen ausschließlich eurer Sprecherin in den Mund legen. Sonst würdet ihr doch auch euer Gesicht in der Zeitung zeigen. Sonst würdet ihr doch zumindest sagen, wer euer Anwalt ist und wie er heißt. Und überhaupt und so. Fazit: Gallien ist nicht Leups. Und das Leupser Wasser nicht mehr das, was einmal war ...

stefan.brand@nordbayerischer-kurier.de

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