Warum beim Maibaumaufstellen vor der Ratsstube kein Biergarten aufgebaut werden darf Wem fällt der Baum auf den Kopf?

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Hunderte von Zuschauern begutachteten das Maibaumaufstellen am Pegnitzer Marktplatz. Danach – oder auch schon während des Kraftaktes starker Männer – hätte sich so manch einer gerne auf einer Sitzmöglichkeit niedergelassen und Speis und Trank genossen. Foto: Ralf Münch Foto: red

Es hätte so schön sein können. Traumwetter mit Sonne und blauem Himmel, Hunderte gut gelaunter Menschen in Feierstimmung am Marktplatz. Es war so richtig was los beim Aufstellen des Pegnitzer Maibaums am Sonntag. Und so manch einer wäre laut eigenem Bekunden gerne ein wenig länger geblieben nach der Traditionsshow mit kräftigen Männern, Blasmusik und Volkstänzen des Heimat- und Trachtenvereins. Wären da denn ein paar Sitzplätze gewesen, auf denen sich die Zaungäste bei Speis und Trank hätten niederlassen können.

 
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Dabei standen doch Biertischgarnituren gleich stapelweise bereit. Für den Flinderer, der seit gestern in der Ratsstube für eine Woche Station macht. Betreiber und Geschäftsführer Steffen Rein hat für kritische Stimmen durchaus Verständnis. Doch ihm, waren die Hände gebunden. Und das nicht zum ersten Mal.

„Es gibt da eine klare Ansage der Stadt“, so Rein im Gespräch mit unserer Zeitung. Die besagt, dass während des Maibaum-Hochstemmens kein Biergartenbetrieb erlaubt ist. Aus Sicherheitsgründen. Denn, so hieß es aus dem Rathaus: „Er könnte ja jemand auf den Kopf fallen.“ Diese Auflage ist nicht neu. Schon vor zwei oder drei Jahren - „genau kann ich es nicht mehr sagen“ - musste Rein sozusagen reinen Gehsteig machen. Da startete der Flinderer sehr früh, die Ratsstube war entsprechend bald an der Reihe. In diese Woche fiel die Geschichte mit dem Maibaum. Die Folge: „Wir mussten alle Garnituren für diese eine Stunde wegräumen, um sie danach wieder aufzubauen.

Nur bedingt nachvollziehbar

So recht nachvollziehen kann Steffen Rein das nicht. Und sagt: „Wir müssen da ja eh schon oft anpacken, bei den Marktsonntagen, beim Winzerfest, bei anderen Anlässen.“ Das sei noch akzeptabel, weil es sich da um größere Veranstaltungen über einen längeren Zeitraum handle. Aber wegen einer Stunde? Rein beschloss nicht erst in diesem Jahr: „Diese Kasperei mache ich nicht mehr mit.“ Und so werde der Biergarten - auch der „normale“ außerhalb der Flindererwoche - nun grundsätzlich erst dann aufgebaut, wenn der Maibaum steht. So auch diesmal: „Wir haben das dann am Sonntagabend geschultert, als es ruhig wurde in der Stadt.“

Ein Bier geht immer

Wobei er, sagt der Ratsstube-Chef, immer bereit sei, den Besuchern des Maibaum-Spektakels zumindest mit flüssiger Nahrung unter die Arme zu greifen. „Wer etwas zu trinken will, bekommt es auch.“ Heuer sei der Zeitpunkt an einem Sonntag jedoch besonders ungünstig gewesen - „da haben wir halt nun mal eigentlich zu, unabhängig davon hatten wir natürlich mit den Flinderer-Vorbereitungen genug zu tun“. Dennoch öffnete er seinen Eingangsbereich, organisierte diverse Kästen Bier wie auch antialkoholische Getränke und kümmerte sich mit einem Mitstreiter persönlich um den Ausschank. „Das kam auch ganz gut an, mehr war nicht möglich“, sagt Rein.

Kein Drama, bitte

Und fügt hinzu: Er wolle aus dem Ganzen kein Drama machen. Aber wichtig sei ihm der Hinweis schon, dass ausschließlich die Stadt für die fehlenden Sitzgelegenheiten verantwortlich ist. Jetzt freut er sich auf den Flinderer, für den in der Küche schon sonntags und montags mit deftiger Ware eines lokalen Metzgers aufgekocht wurde.

Flaschenzug nicht sicher genug?

Was ein wenig verwundert: Auch ohne Biergarten waren im Umfeld der Ratsstube Dutzende von Zaungästen unterwegs, auch die Trachtenkapelle hatte in der Nähe ihren Platz. Sollte sich der über einen Flaschenzug gesicherte Baum tatsächlich selbstständig machen, wären diese Gäste angesichts des 28 Meter langen Stammes alles andere als außer Gefahr gewesen.

Raab: Der Kommandogeber hat das Sagen

Und was sagt man im Rathaus dazu? Nun, Bürgermeister Uwe Raab freut sich darüber, „dass das Aufstellen des Maibaumes heuer auf einen überaus großen Zuspruch gestoßen ist“. Der Biergartenbetrieb während des Aufstellens ist seitens der Stadt nicht untersagt, „sehr wohl werde jedoch etwa die Hälfte des sonst bestuhlten Platzes für diese Aktion gebraucht“. Da das Aufstellen des Maibaums in den vergangenen Jahren auch mit dem Flindererbetrieb der Ratsstube zusammen fiel, „gab seitens des kommandogebenden Aufstellers offensichtlich gegenüber Herrn Rein die Aussage, dass der Biergarten aus Gefährdungsgründen etwas zurückgenommen werden müsste“.

Eher Platzgründe

Also – „genau betrachtet“ – seien das „Platzgründe und damit aber durchaus auch Gefährdungsgründe“. Diese Platzgründe gelten für in diesem Bereich stehende Zuschauer genauso, als für möglicherweise in einem Biergarten sitzende, so Raab. Aus Sicht der Stadt mit Blick auf die Aussagen der Fachleute aus dem Bauhof sei der Absicherung des Baumes durch die Anbindung an den Flaschenzug hinreichend Genüge getan.

Gerne mehr, wenn erwünscht

Spezielle Richtlinien für das Aufstellen eines Maibaumes oder Kerwabaumes kenne er nicht, „aber es gelten selbstverständlich die üblichen Sicherheitsvorschriften“. Ob aus dem Maibaumaufstellen eine Eventveranstaltung werden soll, sei abzuwägen. Das Ereignis sei jedenfalls bisher nie auch ein gastronomisches gewesen. Die Stadt werde sich gerne mit dem Ratsstubenwirt beraten, „ob wir die Bewirtung ausweiten“.

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