Ob die Opfer Frauen oder Jungen, alt oder jung sind, spiele für solche Täter keine wesentliche Rolle. „Es kommt ihm nicht auf die einzelne Person an, da er sie anonymisieren dürfte“, sagt der Buchautor („Der Profiler“), der die Macher des „Tatort“ aus Bremen berät. Ihm sei es vermutlich vielmehr darum gegangen, „wie die Menschen auf die Folter und Qualen reagieren, die ihnen angetan werden“.
Kriminalpsychologin Benecke erklärt: „Sadismus heißt, dass man sexuell besonders erregt wird durch Leid, Schmerz und Erniedrigung des Gegenübers.“ Der Verdächtige sei den bisherigen Erkenntnissen zufolge sehr brutal vorgegangen und habe seine Opfer auf eine bestimmte Art hinterlassen. „Diese Drehbücher, von der Art wie der Mensch stirbt, und was man danach mit ihm macht, die findet man - gerade wenn dann die Tötung auch noch so brutal ist - eher bei sexuell sadistischen Typen.“
Leichenteile als Trophäen
Für das Nekrophile und Kannibalistische sprächen die Trophäen des toten Fleisches als Lustgewinn - abgetrennte Körperteile der Opfer. Sie hätten eine Art Wiedererlebenswert - wie bei normalen Menschen Urlaubs-Erinnerungen. Der Kriminalpsychologe und ehemalige Leiter der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Rudolf Egg, stimmte mit Blick auf die zehn Jahre in Fässern gelagerten Leichenteile zu: „Er wollte das bei sich haben, um eben diese Glücksgefühle zu verlängern.“
Für das Doppelleben gibt es Benecke zufolge durchaus Analogien in der Normalpsychologie: „Es gibt ja auch normale Menschen, die eine glücklich Ehe führen und trotzdem ihre Frau betrügen.“ Oder: „Wenn mein Kaninchen stirbt, bin ich total traurig, aber das Kaninchen auf meinem Teller esse ich.“ Denn: „Wenn wir eine emotionale Bindung haben, an jemanden oder etwas, verhalten wir uns anders, als wenn wir keine Bindung haben.“ Aus diesen Alltagsphänomenen lasse sich ableiten, „dass diese Prinzipien bei Serientätern auch wirken, aber sehr viel krasser: Er kann seine Familie im Rahmen seiner Möglichkeiten lieb haben und trotzdem sind ihm die Opfer völlig egal.“