Zahlreiche Mühlen
Die Stadtführung folgte dem Lauf des städtischen Mühlbaches, einer der großen Ausleitungen der Unteren Steinach. Die unteren beiden Mühlen sind heute nicht mehr existent: eine Sägemühle (Segmul) auf dem Anwesen Wallasch gibt es seit 1952 nicht mehr und die für den Brand der Kirche St. Michael 1903 ins Gerede gebrachte Kappelmühle aus dem Jahre 1798 ist 2019 abgerissen worden. Einige herumliegende Mühlsteine zeugen noch von deren Existenz – hier soll ein „Mühlenpark“ mit einer Kneippanlage entstehen.
In der heutigen Kunstmühle, deren Ursprung sich bis ins 14. Jahrhundert (Pletzmul 1350) nachverfolgen lässt, wird heute regionales Getreide zu hochwertigem Qualitätsmehl gemahlen. Kunst deshalb, weil elektrischer Strom eine wirtschaftliche Nutzung garantieren soll. Die Partheimühle war lange Zeit eine Wassermühle mit Getreidemahlwerk und Holzschneidwerk.
Dirk Partheimüller erklärte anschaulich die vielen Transmissionen und Siebwerke, die sich auf vier Stockwerke erstrecken, anschaulich. Die erzeugten Getreideprodukte sind übrigens in einem kleinen Mühlenladen direkt im Gebäude erhältlich. Das an die Kunstmühle angrenzende Wohnhaus ist eines der ältesten noch erhaltenen Häuser von Stadtsteinach und wurde 1558 zeitgleich mit der Mühele erbaut. Mittels einer gründlichen Generalsanierung soll es zusammen mit der Attraktivierung des Stadtparks eine neue Bedeutung erhalten.
An der Lohmühle aus dem Jahre 1724 zeigte Roland Fickenscher das ehemalige Schwimmbad im Mühlbach und machte auf die heute wieder zahlreichen Fischsorten im Mühlbach aufmerksam. Der letzte Lohmüller von Stadtsteinach war Aegid Schirmer. Er stellte hier noch bis in die 1940er-Jahre aus Eichenrinde Gerbsäure zur Lederveredelung her.
Zum Abschluss fand ein beeindruckender Schneidvorgang eines Fichtenstammes durch Maximilian Grampp in der 1981 restaurierten Schneidmühle am Hochofen statt – allerdings nicht mit Wasserkraft, sondern mit einem Elektromotor. Der passionierte Holzmüller erläuterte inmitten der ursprünglichen Ausstattung die frühere Bedeutung des Berufs sowie die Funktionsweise und Arbeitsleistung der Mühle.
Diese Mühle (Kremersche Mühle) hat neben ihrem beeindruckenden Wasserrad eine spannende Entstehungsgeschichte: Ab 1865 brauchte es zwei Jahre, viele Ämtergänge und Überzeugungskraft, bis Johann Kremer und Paul Baier die Genehmigung durch diverse Amtsträger und die Anlieger für eine Ausleitung aus der Steinach für die Errichtung einer Holz- und Schneidmühle vorlag. Die beiden wollten nach den verheerenden Waldbrüchen von 1856 und 1860 in die Holzwirtschaft einsteigen. Ein Geschäft, das über Jahrhunderte den Frankenwald prägte und viele gesellschaftliche und persönliche Auseinandersetzungen brachte.